Stochastische Prozesse und Präferenzen

Stochastische Prozesse und Präferenzen

Im Rahmen dieses Projekts hatte zum Ziel, eine bedeutsame Lücke zwischen empirischen und theoretischen Arbeiten der Kapitalmarktforschung zu schließen. Die bislang in theoretischen Arbeiten hergeleiteten stochastischen Prozesse für den Aktienkursverlauf waren nur sehr begrenzt in der Lage, die tatsächlichen Kursverläufe an den internationalen Finanzmärkten zu beschreiben. In empirischen Arbeiten konnten dagegen stochastische Prozesse gefunden werden, die die Realität deutlich besser beschreiben. Allerdings fehlte es bislang an einer theoretischen Begründung für solche Kursverläufe. Ziel dieses Projekts war es daher, bestimmte stochastische Prozesse ökonomisch zu fundieren. Theoretische Modelle wurden zunächst dazu verwendet, um diese Prozesse herzuleiten oder solche Prozesse abzuleiten, deren statistische Eigenschaften mit den in empirischen Arbeiten verwendeten stochastischen Prozessen große Ähnlichkeit aufweisen. Im ersten Untersuchungsschritt wurde im Rahmen theoretischer Modelle untersucht, wie der funktionale Zusammenhang zwischen den Erwartungen der Investoren und den Aktienkursen beschrieben werden kann. Hieraus konnten Schlussfolgerungen gezogen werden, inwiefern statistische Eigenschaften von Kurszeitreihen auf die Erwartungsbildung der Marktteilnehmer zurückzuführen sind. Diese theoretischen Zusammenhänge wurden da-nach empirisch überprüft. In den anschließenden Untersuchungsschritten stand die Frage des Einflusses der Risikopräferenz auf die Aktienrendite im Vordergrund. Mit Hilfe von Finanzkennzahlen (wie z.B. dem Buch- zu Marktwert-Verhältnis) werden die Ergebnisse illustriert. So zeigte sich, dass das Buch- zu Marktwert-Verhältnis (sowie auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis) im theoretischen Modell Prognosekraft bezüglich zukünftiger Kursveränderungen hat. Dieses Resultat ist in Übereinstimmung mit zahlreichen empirischen Studien. Mit Simulationen wurden weitere Eigenschaften des theoretischen Modells wie z.B. kurz- und langfristige Autokorrelation untersucht. Als zentrales Ergebnis der Studie lässt sich festhalten: im Rahmen rationaler Bewertungsmodelle konnte für Aktienkurse gezeigt werden, dass Abweichungen des Kursverhaltens vom Random Walk möglich sind, die in Übereinstimmung mit empirisch beobachtete Phänomenen wie z.B. Autokorrelation und Prognostizierbarkeit mit Finanzkennzahlen stehen. Das heute noch geltende Paradigma des Random Walk-Verhaltens von Aktienkursen sollte daher durch ein weniger restriktives neues Paradigma ersetzt werden.

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Prof. Günter Franke

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Erik Lüders

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