Arbeitsemigration der Eltern belastet das seelische Wohlbefinden zurückgelassener Kinder im Heimatland

Forschung

Wenn ein oder beide Elternteile emigrieren, um im Ausland zu arbeiten, und ihre Kinder im Heimatland verbleiben, hat dies einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und das seelische Wohlbefinden der Heranwachsenden. Allerdings zeigt sich auch ein positiver Einfluss auf ihre schulischen Leistungen, wie eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Kooperation mit Alina Botezat, Wissenschaftlerin am Institute of Economic and Social Research an der Romanian Academy in Iasi in Rumänien, anhand von Daten einer repräsentativen Befragung von Kindern und Jugendlichen im Auswanderungsland Rumänien zeigt.

In den vergangenen 15 Jahren haben immer mehr Menschen Rumänien verlassen, um im Ausland zu arbeiten. Ihre Kinder bleiben dabei oft im Heimatland zurück. Die Untersuchung der Wissenschaftler zeigt, dass Kinder und Jugendliche aus betroffenen Familien häufiger krank oder deprimiert sind als ihre Altersgenossen aus Familien, bei denen beide Elternteile in Rumänien leben. Dieser Effekt ist besonders stark ausgeprägt bei Minderjährigen, die in ländlichen Regionen aufwachsen.

Allerdings zeigt sich auch, dass Kinder und Jugendliche aus Familien, bei denen ein oder beide Elternteile das Land verlassen haben, ihre schulischen Leistungen verbessern. Nach der Einschätzung der Studie ist dieser positive Effekt unter anderem darauf zurückzuführen, dass sie mehr Zeit zum Lernen und für ihre Hausaufgaben verwenden als ihre Klassenkameraden, die nicht von der Arbeitsemigration der Eltern betroffen sind. Dieser positive Einfluss auf die Schulleistungen ist vorwiegend bei Kindern feststellbar, die in einem städtischen Umfeld leben.

Wie viele Minderjährige in Rumänien bleiben, während mindestens ein Elternteil im Ausland arbeitet, ist nicht genau feststellbar, da nicht alle Eltern die Behörden über ihre Auswanderungspläne zu informieren scheinen. Offizielle Statistiken für Rumänien bezifferten die Zahl der betroffenen Minderjährigen im Jahr 2008  mit 92.000, was rund zwei Prozent aller Kinder und Jugendlichen des Landes entspricht. Alternative Schätzungen gehen von mehr als 350.000 Betroffenen aus.

Ähnliche Entwicklungen finden auch in anderen Ländern Osteuropas statt. Länderspezifische Studien weisen aus, dass in Moldawien rund 17 Prozent und in Albanien rund 22 Prozent aller Kinder mindestens ein Elternteil haben, der im Ausland lebt. Auch in Bulgarien ist das Problem bekannt, allerdings gibt es für das Land keine belastbaren Zahlen.

"Da die Arbeitsemigration innerhalb  der Europäischen Union vermutlich weiter ansteigen wird, sollten sich die politischen Entscheidungsträger in den betroffenen Ländern dafür einsetzen, negative Auswirkungen zu reduzieren, etwa indem besonders betroffene Heranwachsende psychologische  Betreuung erhalten", empfiehlt Friedhelm Pfeiffer, Mitautor der Studie und Wissenschaftler am ZEW.

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