Banken und Versicherungen: Im Fadenkreuz der Raider

Forschung

Die enormen Kursverluste an den Aktienmärkten in den vergangenen anderthalb Jahren haben viele börsennotierte Unternehmen in Deutschland in eine prekäre Situation gebracht. Zu günstigen Preisen können derzeit ihre Aktien aufgekauft werden.

Das macht eine ganze Reihe von ihnen zu interessanten Angriffszielen für Raider. Insbesondere Banken und Versicherungen sind gefährdet. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, an der sich 180 Finanzanalysten und institutionelle Investoren beteiligt haben.

Raider sind Finanzinvestoren, die Unternehmen, mit der Absicht aufkaufen, sie nach kurzer Zeit gewinnbringend wieder zu veräußern. Um entsprechende Renditen zu erzielen, sind vielfach massive Restrukturierungsmaßnahmen wie Entlassungen und eine Zerschlagung des Unternehmens notwendig. Insbesondere unterbewertete Unternehmen sind das Ziel der Raider.

Die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten sind der Ansicht, dass zwölf Prozent der Unternehmen, die im neuen Börsensegment Prime Standard an der Frankfurter Börse gelistet sind, derzeit von Raidern ins Visier genommen werden. Im Börsensegment General Standard sind es nach Meinung der Experten sogar 16 Prozent. Allerdings sind nicht alle Branchen in gleichem Maße betroffen. Den Finanzsektor beispielsweise halten 34 Prozent der Befragten für besonders gefährdet. Diese Einschätzung spiegelt die momentan schwierige Ertragssituation dieses Wirtschaftssektors wider. Sie unterstreicht aber auch, dass die Finanzmarktexperten Vermögenswerte bei diesen Unternehmen erkennen, die in der gegenwärtigen Marktbewertung nicht voll zum Tragen kommen. Ebenfalls für Raider attraktiv sind die Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche (22 Prozent) sowie der Chemie- und Pharmasektor (16 Prozent).

Nach Ansicht der Analysten zeichnet sich ein für Raider besonders attraktives Zielunternehmen vor allem durch die folgenden drei Kriterien aus: eine hohe Buchwert-Marktwert-Relation, ein großer Netto-Cash-Bestand und ein geringer Verschuldungsgrad. Ein funktionierender Markt für Börsengänge sowie eine günstige Anteilseignerstruktur spielen dagegen für Raider-Entscheidungen nur eine untergeordnete Rolle.

Ansprechpartner

Dr. Matthias Meitner, E-Mail: meitner@zew.de

Dr. Wolfgang Sofka, E-Mail: sofka@zew.de