Befristete Arbeitsverträge: Beschäftigungschancen besser als wahrgenommen

Forschung

Arbeitnehmer, die zunächst eine befristete Anstellung aufnehmen, fahren damit häufig nicht schlecht. Denn die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres von einer befristeten auf eine unbefristete Stelle zu wechseln, liegt bei 38 Prozent.

Dies zeigt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Im gleichen Zeitraum beträgt das Risiko, nach Auslaufen eines befristeten Vertrags arbeitslos zu werden, zwischen neun und zehn Prozent. Damit ist es zwar fast doppelt so hoch wie bei ansonsten vergleichbaren unbefristet Beschäftigten. Die längerfristigen Aussichten befristet Beschäftigter sind dagegen nicht schlechter als die unbefristet Beschäftigter: Das Risiko, mehr als drei Jahre nach der Aufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses arbeitslos zu sein, ist für beide Gruppen gleich groß. Auch die Gefahr, in einer "Befristungsschleife" stecken zu bleiben, bewerten die Wissenschaftler als eher gering. Über einen längeren Zeitraum wiederholte befristete Beschäftigungsverhältnisse, so genannte Kettenverträge, sind nach den vorliegenden Daten für den gesamten Arbeitsmarkt ein eher seltenes Phänomen.

Allerdings beurteilen befristet Beschäftigte ihre Beschäftigungssituation als deutlich schlechter als die Beschäftigten mit unbefristeten Verträgen. Dies zeigen Auswertungen der subjektiven Einschätzung der Erwerbssituation; gefragt wurde dabei nach Arbeitsplatzsicherheit, Entlohnung, Aufstiegsmöglichkeiten, Zugang zu Weiterbildung und ungerechtfertigter Kritik durch Kollegen und Vorgesetzte. Die Studie deutet klar darauf hin, dass die befristet Beschäftigten sich in jeder dieser Dimensionen als schlechter gestellt betrachten als ihre Kollegen mit unbefristeter Beschäftigung.

Ziel des Projekts war es, kausale Wirkungen zu identifizieren: Wie stark ist die Beschäftigungssituation eines Arbeitnehmers auf den Abschluss des Arbeitsvertrags als befristetes oder unbefristetes Erwerbsverhältnis zurückzuführen? Dieser Frage ging das ZEW auf der Grundlage zweier umfangreicher Erhebungen, des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und des BIBB/IAB-Datensatzes, mit ähnlichen Methoden nach, wie sie zur Evaluation arbeitsmarktpolitischer Programme heute Standard geworden sind.

Ansprechpartner

PD Dr. Bernhard Boockmann, E-Mail: boockmann@zew.de