Brexit kurbelt das China-Geschäft deutscher Unternehmen an

Wirtschaftsbarometer China

Die Europäische Union und Deutschland profitieren von der Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen. Nach Einschätzung deutscher Manager, die in China tätig sind, bietet der Brexit für europäische Unternehmen die Chance, den Handel mit China auszuweiten. Das ist ein zentrales Ergebnis des ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometers China für das vierte Quartal 2017, eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).

54,1 Prozent der befragten Entscheidungsträger gehen davon aus, dass sich der Handel zwischen der EU und China intensivieren wird, 56,8 Prozent rechnen mit einer Zunahme des Handelsvolumens speziell für Deutschland. „Diese Einschätzungen zeigen, dass die EU als klarer Gewinner aus der Brexit-Entscheidung hervorgeht und als Zielregion für chinesische Investitionen an Attraktivität gewinnen könnte“, sagt Thomas Heck, Partner bei PwC und Leiter der China Business Group Deutschland und Europa.

Bei der Konjunktur stehen die Zeichen auf Grün

Bei den konjunkturellen Aussichten für China steht die Ampel auf Grün: In der aktuellen Umfrage wird die wirtschaftliche Situation im Reich der Mitte mit einem Saldo von 29,7 Punkten bewertet – das ist ein Plus von 2,9 Punkten im Vergleich zum dritten Quartal und markiert den höchsten Wert seit 2014. Dieser Saldo ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Antworten in Prozentpunkten. Auch für die Zukunft zeigen sich die Manager optimistisch: Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate liegen aktuell bei 16,7 Punkten. Der Indikator erreicht damit zwar nicht mehr ganz den positiven Wert vom Vorquartal (17,1 Punkte), ist aber nach wie vor weit höher als der Durchschnitt von -2,4 Punkten.

Privater Konsum gewinnt an Dynamik

Als zentralen Treiber der Konjunktur nennt die Studie den privaten Konsum. Die Verantwortlichen der Unternehmen rechnen mit steigenden Löhnen und einer sinkenden Sparquote. „Private Ausgaben gewinnen für die Konjunkturentwicklung in China zunehmend an Bedeutung“, so Thomas Heck. „Zwar sind die Erwartungen auch im Hinblick auf die Staatsausgaben mit 48,6 Punkten unverändert hoch, doch die Dynamik scheint in den nächsten sechs Monaten mehr vom privaten Sektor auszugehen.“ Vor diesem Hintergrund gehen die Befragten davon aus, dass deutsche Unternehmen in China ihre Produktionsaktivitäten intensivieren. Der entsprechende Indikator ist von zuletzt 27,8 Punkten auf aktuell 36,8 Punkte gestiegen.

M&A-Indikatoren gehen deutlich zurück

Trotz der guten Rahmenbedingungen dürfte die Anzahl der Firmenübernahmen und -zusammenschlüsse in China nach Einschätzung der deutschen Firmenverantwortlichen zurückgehen. Der M&A-Indikator im Inland sinkt von 52,9 auf 34,2 Punkte und büßt damit deutlich ein. Das Gleiche gilt für Auslandsakquisitionen Chinas, deren Wert nur noch bei 33,3 Prozentpunkten liegt, zuvor waren es noch 51,5 Punkte. Den Grund dafür sehen die befragten Manager in den Plänen der chinesischen Regierung, Firmenkäufe außerhalb Chinas zu beschränken, um zu verhindern, dass zu viel Kapital abfließt. „Diese Zahlen müssen aber in die richtige Relation gesetzt werden. Die chinesischen Aktivitäten im Ausland werden aller Voraussicht nach weiter deutlich zulegen, nur nicht so stark wie zuletzt erwartet“, sagt Dr. Michael Schröder, Projektleiter und Senior Researcher des ZEW-Forschungsbereichs „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“. „Deutschland ist und bleibt ein wichtiges Zielland chinesischer Auslandsinvestitionen.“

ITK-Bereich und Dienstleistungssektor boomen

Kaum Veränderungen zeigt das Wirtschaftsbarometer bei der Investitionstätigkeit innerhalb der wichtigsten Branchen in den kommenden sechs Monaten: Ganz vorne liegt die IT- und Kommunikationsbranche (58,3), gefolgt vom Dienstleistungssektor (48,6). Auch Elektronik (35,7), Energie (34,8) und Konsum (33,3) boomen. Das Baugewerbe (-11,1) und vor allem die Stahl- und Metallbranche (-31,4) büßen dagegen weiter ein.

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