Der digitale Wandel der Arbeit erfordert kontinuierliche Qualifizierung

Forschung

Der digitale Wandel stellt Arbeitskräfte und Unternehmen vor große Herausforderungen. Zwar ist technologischer Wandel kein neues Phänomen, aber die rasante Entwicklung von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in den vergangenen Jahren verändert Arbeitsplätze und Tätigkeiten in einer bisher nie dagewesenen Schnelligkeit. Und betroffen sind nicht nur Berufe, die direkt mit Maschinen oder Computern zu tun haben. Vielmehr findet Digitalisierung heute in fast allen Bereichen der Arbeitswelt statt.

Diese Entwicklung birgt Konsequenzen für die Beschäftigung, denn Technik kann menschliche Arbeit ersetzen und entsprechend eine verdrängende Wirkung haben. Das Ausmaß dieser Verdrängung wird allerdings unterschiedlich bewertet. Während beispielsweise eine Studie der Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne  fast die Hälfte der Jobs in den USA von einer Vollautomatisierung bedroht sehen, zeigen Untersuchungen des ZEW ein weniger dramatisches Bild. So kommt die Kurzexpertise „Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf Deutschland“zu dem Ergebnis, dass hierzulande dasAutomatisierungspotenzial bei zwölf Prozent liegt.

Und eine ZEW-Studie für 21 OECD-Länder ergibt, dass durch die fortschreitende Digitalisierung in den nächsten zwei Jahrzehnten neun Prozent der dortigen Arbeitsplätze technisch automatisierbar sind. Auch das ist deutlich weniger als bisher befürchtet.

Eine aktuelle Studie des ZEW zu „Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit“ kommt zu dem Ergebnis, dass der digitale Wandel in Deutschland bisher per Saldo etwas mehr Arbeitsplätze schafft als er zerstört, vor allem aber die Beschäftigungsstruktur stark verändert. Ein großer Weiterbildungs- und Umschulungsbedarf entsteht. Dabei ist der Anpassungsdruck für geringqualifizierte Beschäftigte besonders hoch.

In einem Interview zur Fragestellung „Wie werden wir in der digitalisierten Welt künftig arbeiten?“ bezeichnet Dr. Melanie Arntz,  stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung“, die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen als die zentrale Voraussetzung, um mit der Digitalisierung und ihren Folgen erfolgreich im Arbeitsleben der Zukunft zurechtzukommen.

Und auch die Unternehmen fordern von den Beschäftigten eine höhere Bereitschaft zur Qualifikation, um sich auf die sich verändernden Prozesse in der Arbeitswelt 4.0 einzustellen.

Einen Einblick in die Veränderungen bei der Tätigkeitsstruktur bestimmter Berufe durch die Digitalisierung gibt ein interaktives Exponat des ZEW an Bord des Forschungsschiffs MS Wissenschaft. Das Exponat zeigt, welche Bereiche eines Berufsfelds in Zukunft automatisiert werden könnten beziehungsweise wo menschliche Fähigkeiten umso wichtiger sind. Am Exponat lässt sich durchspielen, wie sich die Beschäftigten durch Qualifizierung für veränderte Aufgaben oder auch neue Anforderungen rüsten können.

Eine Besonderheit des digitalen Arbeitsmarkts wird unter den Schlagwörtern „Crowdworking“ / „Gig-Economy“ diskutiert. Dabei handelt es sich um Formen der Erwerbsarbeit, die über Internetplattformen vermittelt und teilweise auch dort geleistet werden. Eine Auswertung von mehr als 100 deutschen und internationalen Forschungsarbeiten zu diesem Thema durch das ZEW zeigt, dass plattformbasierte Erwerbsarbeit derzeit noch eher gering verbreitet ist

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Gunter Grittmann
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