Deutsche Informationswirtschaft setzt bei E-Commerce zunehmend auf Auslandsgeschäft

Forschung

Für zentrale strategische Entscheidungen wie Forschung und Entwiclung benötigen Unternehmen Planungssicherheit.

Das Internet spielt beim Kauf von Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland beziehungsweise beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen ins Ausland für die Unternehmen der Informationswirtschaft – Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT-Branche), Medien- und wissensintensive Dienstleister – eine zunehmend wichtigere Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage bei Unternehmen der Informationswirtschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in regelmäßigen Abständen durchführt.

Im vergangenen Jahr kauften bereits deutlich über ein Drittel der Unternehmen der Informationswirtschaft (36 Prozent) Produkte über das Internet von ausländischen Zulieferern. Das sind 15 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2011. Auch auf der Verkaufsseite nimmt der Anteil an Unternehmen in der Informationswirtschaft, die ihre Waren und Dienstleistungen über das Internet ins Ausland vertreiben, kontinuierlich zu. Im Jahr 2016 lag dieser Anteil bei knapp zwölf Prozent, das sind 2,4 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2014 und ist eine Verdoppelung des Anteils seit dem Jahr 2011.

Mit dem steigenden Anteil an Unternehmen, die in den vergangenen Jahren im grenzüberschreitenden E-Commerce aktiv waren, zeigt sich, dass das erklärte Ziel der Europäischen Union einen digitalen europäischen Binnenmarkt zu schaffen, mehr und mehr Realität wird. In der deutschen Informationswirtschaft sind dazu sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite Fortschritte zu beobachten.

Innerhalb des Wirtschaftszweigs Informationswirtschaft sind insbesondere die Mediendienstleister beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen ins Ausland mit knapp über 40 Prozent der Unternehmen aktiv. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Jahr 2011, als dieser Anteil noch bei rund 23 Prozent lag. Einen im Zeitverlauf besonders deutlichen Anstieg verzeichneten die wissensintensiven Dienstleister wie Rechts-, Steuer- und Unternehmensberater, Architektur- und Ingenieurbüros, Werbung und Marktforschung, wenn auch auf geringerem Niveau im Vergleich zu den Mediendienstleistern und der IKT-Branche.

Der digitale europäische Binnenmarkt nimmt Konturen an

„Das Ziel eines digitalen europäischen Binnenmarktes scheint zunehmend von Erfolg gekrönt zu sein, auch wenn es dafür wünschenswert wäre, dass in Zukunft noch mehr deutsche Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen über das Internet ins Ausland verkaufen“, sagt Dr. Jörg Ohnemus, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“.

Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung, sehen 72 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft mit Blick auf das Auslandsgeschäft jedoch die Schwierigkeit, dass sich ihre Produkte generell nicht für den Verkauf über das Internet eignen. Obwohl dieser Wert im Vergleich zum Jahr 2015 geringfügig abgenommen hat, signalisiert er nach wie vor ein beschränktes Potenzial für das künftige Wachstum des elektronischen Waren- und Dienstleistungsangebots. Des Weiteren haben beim grenzüberschreitenden elektronischen Warenverkauf mehr als die Hälfte der Unternehmen nach wie vor Bedenken aufgrund rechtlicher Unsicherheiten.

Im Vergleich zum Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet ins Ausland sind die Unternehmen der Informationswirtschaft beim Onlinekauf aus dem Ausland deutlich aktiver. Ganz vorne liegt dabei die IKT-Branche, in der im Jahr 2016 fast 60 Prozent der Unternehmen Online-Einkäufe bei ausländischen Partnern tätigten, ein Anstieg um etwa neun Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2014. Den prozentual höchsten Zuwachs an Unternehmen mit Online-Einkäufen im Ausland verzeichneten die Mediendienstleister mit einer Steigerung von mehr als 26 Prozent im Jahr 2016 im Vergleich zum Jahr 2014.

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Dr. Jörg Ohnemus, Telefon 0621/1235-354, E-Mail joerg.ohnemus@zew.de