Die Folgen von Fukushima - Deutscher Atomausstieg lässt Strompreise steigen

Forschung

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima ist Deutschland und seine Nachbarn teuer zu stehen gekommen. Eine Studie des ZEW zeigt, dass der bundesdeutsche Atomausstieg die Kosten für Elektrizität an der Strombörse in den zwei Jahren nach der Katastrophe im Durchschnitt um sieben Prozent steigen ließ.

Das Reaktorunglück von Fukushima-Daiichi im März 2011 führte zur sofortigen Abschaltung von sechs Atomkraftwerken (AKW) mit einer Netto-Nennleistung von insgesamt 6,3 Gigawatt. In einer Studie haben Wissenschaftler des ZEW sowie der Universitäten Warwick und Verona nun erstmals die Auswirkungen dieses drastischen Einschnitts bei der Stromproduktion genauer unter die Lupe genommen.

Konkret geht es dabei um die Veränderung der Großhandelspreise für Elektrizität im gemeinsamen   deutsch-österreichischen Strommarkt und allen Nachbarmärkten mit Grenzkuppelstellen zu Deutschland. Dazu zählen Frankreich, die Schweiz, die Niederlande, Tschechien, Polen und Dänemark.

Um den Preiseffekt feststellen zu können, wurde zunächst ein "hypothetischer" Wert ermittelt, wie er sich voraussichtlich ohne die Abschaltung der sechs Atommeiler eingestellt hätte. Die Untersuchung berücksichtigt dabei Faktoren wie die schwankende Stromnachfrage, die Entwicklung der Preise für Steinkohle, Gas und Emissionsberechtigungen sowie den Stromaustausch mit Nachbarländern. Ebenfalls einbezogen wurde die Entwicklung der Einspeisung volatiler erneuerbarer Energien aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen.

Um diese Faktoren bereinigt, hat sich der Strompreis im deutsch-österreichischen Markt an der Strombörse European Energy Exchange (EEX) in den zwei Jahren nach Fukushima um durchschnittlich sieben Prozent beziehungsweise 3,30 Euro pro Megawattstunde erhöht. Der Kosteneffekt durch höhere Strompreise im Großhandel, die sich anschließend auf die Endkundenpreise niederschlagen, beträgt für Deutschland damit jährlich rund 1,5 Milliarden Euro (ohne Berücksichtigung von Steuern und Auswirkungen auf die Netzentgelte), für Österreich 200 Millionen Euro.

Diese Kostensteigerung hat zwei wesentliche Ursachen. Zum einen erfordert der Atomausstieg den Einsatz teurerer Technologien. Zum anderen hat sich aufgrund der insgesamt gesunkenen wetterunabhängigen Erzeugungskapazität das Marktmachtpotenzial der stromproduzierenden Unternehmen im deutsch-österreichischen Markt erhöht. 15 Prozent der genannten Verteuerung nach Fukushima, so die Berechnungen der Studie, sind auf solche marktmachtbedingten Preisaufschläge zurückzuführen. Da der Preisanstieg insbesondere nachts besonders hoch war, sinkt zudem der Anreiz in Speichertechnologien zu investieren, die zum Gelingen der Energiewende notwendig sind. So profitieren etwa Pumpspeicherkraftwerke von der Preisdifferenz zwischen Nacht und Tag. Sie kaufen nachts Strom, wenn dieser billig ist, und verkaufen ihn tagsüber bei hoher Nachfrage teurer.

Die vollständige Studie in englischer Sprache finden Sie unter

http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp14051.pdf

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