Die Risiken von Bondmarkt-Turbulenzen wachsen

Kommentar

Der EZB-Rat geht davon aus, dass die Zinssätze der EZB über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben werden.

Auch die neueste geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt keine konkreten Hinweise darauf, wie es mit dem Anleihekaufprogramm ab Oktober 2018 weitergehen soll. Es bleibt bei der Beschlusslage, das Programm mit monatlichen Käufen im Umfang von 30 Milliarden Euro zumindest bis September 2018 „oder erforderlichenfalls darüber hinaus“ weiterzuführen. Erneut enthält die Entscheidung des EZB-Rats den Hinweis, das Programm gegebenenfalls sogar auszuweiten. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, nimmt dazu Stellung.

„Die Kluft zwischen der guten wirtschaftlichen Lage der Eurozone und der immer noch sehr vorsichtigen Tonlage der EZB wächst. Bedauerlich ist, dass die EZB den Märkten nicht genügend Orientierung zum Ende der Anleihekäufe bietet. Bei den Käufen von Staatsanleihen verschieben sich die Gewichte aktuell deutlich hin zu den EU-Mitgliedstaaten mit hohen Schulden. Die EZB nimmt damit steigende rechtliche und ökonomische Risiken in Kauf.

Rechtlich rückt das Kaufprogramm jeden Monat mehr in die Nähe der vertraglich untersagten monetären Staatsfinanzierung. Ökonomisch wächst die Wahrscheinlichkeit von Bondmarkt-Turbulenzen, wenn die EZB die Märkte mit einem schlecht vorbereiteten Ausstieg überrascht. Dieses Risiko betrifft insbesondere den Markt für italienische Staatsanleihen, auf dem die Parlamentswahl im März ohnehin eine Phase steigender Unsicherheit auslösen könnte.“

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Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail friedrich.heinemann@zew.de