Dienstleister der Informationsgesellschaft blicken zuversichtlich in die Zukunft
ForschungDie Dienstleister der Informationsgesellschaft blicken zuversichtlich ins kommende Quartal. Dies schlägt sich in einem erneuten Anstieg des ZEW-IDI Teilindikators für die Geschäftserwartung nieder, der mit einem Wert von 69,4 im dritten Quartal 2004 nahe an seinem bisherigen Höchstwert von 70,0 im dritten Quartal 2003 liegt.
Im Vergleich dazu beurteilen die Dienstleister der Informationsgesellschaft ihre aktuelle Geschäftslage eher verhalten. Der Teilindikator für die Geschäftslage sank im Vergleich zum zweiten Quartal 2004 leicht um 2 Punkte. Mit einem Wert von 56,5 befindet er sich aber trotzdem noch im expansiven Bereich oberhalb von 50 Indexpunkten.
Dies ist Ergebnis einer Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im September 2004 durchgeführt hat. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.100 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).
Beide Teilindikatoren zusammen weisen auf eine konjunkturelle Stabilisierung bei den Dienstleistern der Informationsgesellschaft im dritten Quartal 2004 hin. Der ZEW-IDI steht nun bei 62,6 Punkten. Er war im zweiten Quartal 2004 nach einer Phase des Abschwungs zum ersten Mal gestiegen. Die Dienstleister der Informationsgesellschaft profitierten damals von der konjunkturellen Erholung im verarbeitenden Gewerbe. Der Aufschwung in der Industrie hat aber zu Beginn des dritten Quartals 2004 auf Grund einer schwächeren Wachstumsrate der ausländischen Nachfrage an Schwung verloren, eine Entwicklung, die nun auch die Dienstleister der Informationsgesellschaft zu spüren bekommen. Die Auswirkungen sind jedoch moderat. Es berichten immer noch mehr Unternehmen von einem Umsatzanstieg als von einem Rückgang, und auch die Nachfrageentwicklung schätzen mehr Unternehmen positiv als negativ ein. Allerdings mussten die Dienstleister der Informationsgesellschaft ihre Preise nach unten korrigieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, was sich in den Zahlen zur Ertragsentwicklung der Unternehmen widerspiegelt. Darüber hinaus überwiegt per Saldo der Anteil der Unternehmen, die angeben, Personal abgebaut zu haben.
Die Entwicklung war recht unterschiedlich für Unternehmen in Ost- und Westdeutschland. Während sich die moderate konjunkturelle Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe nur schwach auf die Konjunktur der westdeutschen Dienstleister der Informationsgesellschaft ausgewirkt hat, sieht die Situation für die Unternehmen in Ostdeutschland doch verhaltener aus. Dort berichteten per Saldo mehr Unternehmen von einem Umsatz- und Nachfragerückgang. Aufgrund eines starken Preisrückgangs hat sich jedoch vor allem die Ertragssituation der Unternehmen verschlechtert. Darüber hinaus haben die Unternehmen ihren Personalbestand per Saldo reduziert.
Unterschiede zwischen den Unternehmen in Ost- und Westdeutschland gibt es auch bei ihren Erwartungen für die Geschäftsentwicklung im vierten Quartal 2004. Zwar überwiegt in beiden Regionen der Anteil der Unternehmen mit positiven Umsatzerwartungen, die ostdeutschen Unternehmen sind aber pessimistischer in Bezug auf ihre zukünftige Nachfrage- und Ertragsentwicklung. Bei den ostdeutschen Unternehmen fällt vor allem der per Saldo hohe Anteil von Unternehmen auf, die erwarten, zukünftig Personal zu entlassen.
Ähnlich der regionalen Unterschiede bestehen auch starke Diskrepanzen in der konjunkturellen Entwicklung der einzelnen Branchen der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Telekommunikationsdienstleister, Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer sowie Unternehmen aus Forschung und Entwicklung fallen dabei durch ihre positive Einschätzung der Umsatzentwicklung im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten Quartal 2004 auf. Diese schlägt sich allerdings nur bei den Forschungs- und Entwicklungsunternehmen in einer positiven Ertragseinschätzung nieder. Bei den IKT-Fachhändlern und Architekten überwiegt per Saldo der Anteil der Unternehmen mit negativer Umsatz- und Ertragsentwicklung. Überraschend ist, dass bei Unternehmensberatern per Saldo mehr Unternehmen von negativen Umsatz- und Nachfrageentwicklungen berichten, wenngleich die Salden nur schwach negativ sind. Diese Branche zeichnete sich in der Vergangenheit durch eine positive konjunkturelle Entwicklung aus, die im Vergleich zu den anderen Branchen der Dienstleister der Informationsgesellschaft nur schwach auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen reagierte. Diesem Bild entspricht auch noch die Einschätzung der Ertragslage der Unternehmensberater, da weiterhin per Saldo mehr Unternehmen ihre Ertragsentwicklung positiv einschätzen.
Zusatzinformation zum ZEW-IDI
Der ZEW-IDI wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des ZEW-Indikators der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.
Überblick über die ZEW/Creditreform Konjunkturumfrage
Allgemeine methodische Hinweise
Beschreibung des bei der ZEW/CREDITREFORM angewendete Hochrechnungsverfahrens
Ansprechpartner
Prof. Dr. Alexandra Spitz-Oener, Telefon: 0621/1235-293, E-Mail: spitz@zew.de