Dienstleister der Informationsgesellschaft reagieren vor allem mit Überstunden und Kurzarbeit auf Nachfrageschwankungen

Informationswirtschaft

Knapp 40 Prozent der Unternehmen des Wirtschaftszweigs Dienstleister der Informationsgesellschaft, der sich durch eine hohe IKT-Intensität auszeichnet und der etwa acht Prozent zur gesamtdeutschen Bruttowertschöpfung beiträgt, sind stark bis sehr stark von Nachfrageschwankungen betroffen. Als Reaktion hierauf greift der größte Teil der Unternehmen (41 Prozent) häufig bis sehr häufig auf Überstunden und/oder Kurzarbeit zurück, während Entlassungen als Anpassungsmaßnahme eine eher geringe Rolle spielen.

Dies ist das Ergebnis einer Umfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im November und Dezember 2007 durchgeführt hat (Einzelheiten zur Umfrage siehe Ende der Pressemitteilung).

An zweiter Stelle in der Rangfolge der am häufigsten eingesetzten Maßnahmen zur flexiblen Reaktion auf Nachfrageschwankungen steht mit etwa 36 Prozent der Unternehmen die Beschäftigung freier Mitarbeiter. Auch informelle Netzwerke werden von den Unternehmen gerne genutzt, um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. Die Entlassung von Personal, Lebensarbeitszeitmodelle oder Zeitsparkonten und Preisanpassungen sind in den Augen der Unternehmen dagegen deutlich weniger geeignet, um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. So geben jeweils lediglich etwa 10 Prozent der Unternehmen an, eine dieser Maßnahmen zu diesem Zweck einzusetzen.

Die Nachfrageschwankungen, denen die Dienstleister der Informationsgesellschaft ausgesetzt sind, können sowohl konjunktureller als auch saisonaler Natur sein. Die konjunkturellen Einflüsse auf die Nachfrage sind im Wirtschaftszweig von höherer Bedeutung (etwa 48 Prozent der Unternehmen) als die saisonalen Einflüsse (etwa 25 Prozent der Unternehmen). Dabei unterliegen die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)-Dienstleister, also Softwareunternehmen, IT-Dienste, der IKT-Handel und Telekommunikationsdienstleister, stärker konjunkturellen Nachfrageschwankungen als die wissensintensiven Dienstleister, zu denen Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung und Werbung zählen. Während etwa 58 Prozent der IKT-Dienstleister angeben, dass sie stark bis sehr stark von konjunkturellen Nachfrageschwankungen betroffen sind, trifft dies auf etwa 46 Prozent der wissensintensiven Dienstleister zu. Am höchsten ist der Anteil der Unternehmen, die mit starken bis sehr starken konjunkturellen Nachfrageschwankungen zu kämpfen haben, bei den Architekten (77 Prozent), in der Werbebranche (62 Prozent) und bei den IKT-Händlern (60 Prozent). Lediglich etwa ein Viertel der Dienstleister der Informationsgesellschaft gibt an, dass sie von saisonalen Nachfrageschwankungen stark bis sehr stark betroffen sind. Der Einfluss saisonaler Faktoren auf die Nachfrage ist in der Werbebranche und bei den technischen Beratern und Planern besonders ausgeprägt. Hier geben etwa 43 Prozent bzw. etwa 35 Prozent der Unternehmen an, dass die saisonalen Schwankungen in der Nachfrage stark bzw. sehr stark ausgeprägt sind.

Die Konjunkturumfrage von ZEW und Creditreform

An der vierteljährlichen Umfrage beteiligen sich jeweils rund 800 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).

Überblick über die ZEW/Creditreform Konjunkturumfrage

Allgemeine methodische Hinweise

Beschreibung des bei der ZEW/Creditreform angewendeten Hochrechnungsverfahrens

Anmerkung zur Hochrechnung

Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".

Ansprechpartner

Dr. Jenny Meyer, E-Mail: meyer@zew.de