Dienstleister der Informationsgesellschaft - Stimmung weiter verschlechtert

Forschung

Der ZEW-IDI, Stimmungsindikator für den Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft, ist im ersten Quartal 2005 das zweite Quartal in Folge um 3,6 Punkte gefallen und liegt nun bei 55,4 Punkten. Dieser Wert entspricht dem bisherigen Tiefststand des Indikators, der seit dem dritten Quartal 2003 erhoben wird, vom ersten Quartal 2004.

Für den relativ starken Rückgang sind wie bereits im vierten Quartal 2004 insbesondere die eingetrübten Geschäftserwartungen verantwortlich. So zählt der Teilindikator, der die Geschäftserwartungen für das zweite Quartal 2005 zusammenfasst, 57,2 Punkte und damit 4,9 Punkte weniger als im Vorquartal. Im ersten Quartal 2005 tendiert aber auch die Bewertung der aktuellen Geschäftslage deutlich nach unten: Der Teilindikator zur aktuellen Geschäftslage fällt im Vergleich zum Vorquartal um 2,4 Punkte auf einen Wert von 53,7.

Dies ist Ergebnis einer Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im März und April 2005 durchgeführt hat. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.000 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).

In den Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Forschung und Entwicklung sowie Unternehmensberatung ist im ersten Quartal 2005 der Anteil der Unternehmen mit einer positiven Umsatzentwicklung am höchsten. Auch die Ertragsentwicklung ist bei diesen Unternehmen per Saldo positiv. Entsprechend optimistisch blicken die Unternehmen dieser drei Branchen auf das zweite Quartal 2005: Sowohl bei den Nachfrageerwartungen als auch bei den Umsatzerwartungen ist der Saldo deutlich positiv.

Als vierte der neun Branchen im Wirtschaftszweig verzeichnen im ersten Quartal 2005 lediglich die Werbeagenturen einen positiven Saldo in der Umsatzentwicklung. Auffällig sind in dieser Branche insbesondere die optimistischen Erwartungen für das zweite Quartal 2005. So rechnet knapp die Hälfte der Werbeagenturen für das zweite Quartal 2005 mit einer steigenden Nachfrage und einer positiven Entwicklung des Unternehmensertrags.

Verschlechtert hat sich die Umsatzentwicklung im ersten Quartal 2005 vor allem bei den Architekten sowie den EDV-Dienstleistern und -Vermietern. Während die EDV-Dienstleister und -Vermieter aufgrund einer positiven Nachfrageentwicklung ihre Ertragslage per Saldo positiv bewerten, berichten Architekten am häufigsten von fallender Nachfrage und fallenden Erträgen. Die Architekten sind jedoch per Saldo optimistisch, dass sich ihre Umsatz- und Ertragslage im zweiten Quartal 2005 wieder verbessern wird. Die EDV-Dienstleister und Vermieter rechnen hingegen per Saldo für das zweite Quartal 2005 mit Umsatzeinbußen.

Die Personalsituation im Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft stellt sich eher ungünstig dar. Vor allem die Werbeagenturen fallen trotz ihrer positiven Bewertung der konjunkturellen Entwicklung im ersten Quartal 2005 durch ihren hohen Anteil an Unternehmen auf, die Personal entlassen haben. So haben etwa 60 Prozent der Werbeagenturen im ersten Quartal 2005 Personal abgebaut. Dieser Anteil ist nur in der Branche der Architekten mit mehr als 75 Prozent entlassenden Unternehmen höher. Einen positiven Saldo in der Beschäftigungsentwicklung wiesen im ersten Quartal 2005 lediglich die Branchen Unternehmensberatung sowie Forschung und Entwicklung auf. Bei den Unternehmensberatern hat etwa die Hälfte der Unternehmen Personal eingestellt; bei den Unternehmen in der Forschung und Entwicklung etwa ein Drittel der Unternehmen. Für das zweite Quartal 2005 rechnen neben den Unternehmensberatern nur die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer per Saldo damit, dass sie ihren Personalbestand erweitern werden.

Die Unternehmen in den ostdeutschen Bundesländern schätzen ihre wirtschaftliche Lage auch im ersten Quartal 2005 weitaus schlechter ein als ihre westdeutschen Konkurrenten. In Ostdeutschland überwiegt der Anteil der Unternehmen, die von einer negativen Entwicklung bei Umsatz, Ertrag und Nachfrage berichten, deutlich den Anteil der Unternehmen, die im ersten Quartal 2005 eine positive konjunkturelle Entwicklung erlebten. Bei den Erwartungen für das zweite Quartal 2005 überwiegt bei den ostdeutschen Unternehmen ebenfalls der Anteil der Pessimisten den Anteil der Optimisten. Die Erwartungen der westdeutschen Dienstleister der Informationsgesellschaft für das zweite Quartal 2005 sind hingegen verhalten optimistisch. Bei Umsatz, Ertrag und Nachfrage überwiegt jeweils der Anteil der Unternehmen, die von einer Besserung im zweiten Quartal 2005 ausgehen, um etwa 15 Prozentpunkte den Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung erwarten.

Zusatzinformation zum ZEW-IDI

Der ZEW-IDI wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des ZEW-Indikators der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.

Anmerkung zur Hochrechnung

Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".

Ansprechpartner

Jörg Ohnemus, Telefon: 0621/1235-354, E-Mail: ohnemus@zew.de