Digitale Infrastruktur gezielt ausbauen

Forschung

Ob Cloud-Computing-Dienste, automatische Fertigungsstraßen, die miteinander kommunizieren, oder Streamingdienste für Musik und Bildübertragung – vieles läuft heutzutage nur noch mit einer schnellen Internetverbindung. In Zukunft kommen gänzlich neue Entwicklungen hinzu, wie etwa das autonome Fahren oder elektronische Gesundheitsdienste. Damit das Potenzial all dieser Dienste und innovativen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden kann, bedarf es schneller beziehungsweise ultra-schneller Datenübertragung.

Obwohl sich die Politik der Tatsache bewusst ist, dass leistungsfähige, glasfaserbasierte Breitbandverbindungen die Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft sind und ambitionierte Ausbauziele vorgegeben hat, kommt der Breitbandausbau in Deutschland insbesondere im ländlichen Raum eher schleppend voran. Im Monitoring-Bericht Wirtschaft DIGITAL 2018, an dessen regelmäßiger Erstellung das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, maßgeblich beteiligt ist, ist denn auch weiterhin die von den Unternehmen am meisten genannte Anforderung an die Politik die Sicherstellung des Breitbandausbaus.

Allerdings müssen auch manche Unternehmen ihre Hausaufgaben erst noch machen: So schöpft insbesondere der deutsche Mittelstand die Potenziale der Digitalisierung bislang deutlich weniger aus als Großunternehmen, so ein Ergebnis im ZEW policy brief „Wie die Digitale Transformation der Wirtschaft gelingt“ von Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“, und Dr. Wolfgang Briglauer, Senior Researcher im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“. Die Autoren konstatieren auf zentralen Feldern der Digitalisierung für Deutschland Nachholbedarf.

Die Frage, welche Konsequenzen eine zu geringe Breitbandabdeckung in bestimmten Regionen in Deutschland für die dort ansässigen Unternehmen hat, hat das ZEW in einer Studie ebenfalls näher untersucht. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass ein fehlender Zugang zu schnellem Internet in einer bestimmten Region zu einer geringeren Internetpräsenz der dort ansässigen Unternehmen führt. Eine Zurückhaltung, die sich für die betreffenden Unternehmen langfristig negativ auswirken kann.

Damit Unternehmen und Gesellschaft die sich durch die Digitalisierung bietenden Potenziale ausschöpfen können, ist der Staat durchaus willens, den Ausbau von Gigabit-Netzen mit öffentlichen Mitteln zu fördern. In einem Standpunkt „Wege zur Gigabit-Gesellschaft in Deutschland beschreiten“ weist ZEW-Präsident Achim Wambach allerdings darauf hin, dass es bei der staatlichen Förderung wichtig ist, kostspielige Dopplungen bei der Infrastruktur zu vermeiden. Es sollte also genau überlegt werden, ob beziehungsweise wo man lieber auf Glasfaserkabel oder neuesten Mobilfunkstandard als Übertragungsweg setzen soll. Um zielgerichtet regional dort zu fördern, wo der Bedarf am größten ist, plädiert Wambach dafür, die derzeitige Förderung durch nachfrageorientierte Elemente wie beispielsweise Gigabit-Voucher für kleine und mittlere Unternehmen und sozioökonomisch wichtige Einrichtungen zu ergänzen.

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Gunter Grittmann
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