Enron-Bilanzskandal: Wie anfällig sind die Dax-Werte?
ForschungDer Konkurs des US-Energieriesen Enron hat auf den Finanzmärkten weltweit für Unruhe gesorgt. Eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, bei 274 Finanzanalysten ergab, dass gut drei Viertel der Befragten die Möglichkeit sehen, dass auch am Neuen Markt ein Skandal ähnlich dem von Enron auftreten könnte.
Für Dax-Werte stufen sie die Wahrscheinlichkeit hingegen wesentlich geringer ein. Hier sehen knapp 20 Prozent der Befragten die Gefahr eines solchen Bilanzskandals, während knapp 70 Prozent dies für unwahrscheinlich halten.
In einer weiteren Frage sollten die Finanzexperten Auskunft geben zur Aussagekraft von Bilanzierungsvorschriften. Die Antworten zeigen, dass die Analysten der Bilanzierung nach International Accounting Standards (IAS) am ehesten trauen. Fast 60 Prozent sind der Ansicht, dass diese Art der Bilanzierung die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens am realistischsten widerspiegelt. Die Bilanzierung nach US-GAAP halten sie für wesentlich weniger aussagekräftig. Dies könnte daran liegen, dass US-GAAP historisch gewachsen ist und manche Bewertungsfragen bislang noch offen lässt. Am wenigsten aussagekräftig ist in den Augen der Analysten die Bilanzierung nach HGB. Dies verwundert nicht, erfolgt doch die Bilanzierung nach HGB aus Gläubigersicht nach dem Vorsichtsprinzip.
Eine dritte Frage drehte sich um die Forderung, die Prüfung insbesondere börsennotierter Unternehmen dem Staat zu überlassen, um so die Qualität und die Verlässlichkeit des Prüfungsergebnisses zu erhöhen. Diesem Vorschlag wollten sich trotz der jüngsten Ereignisse in den USA nur acht Prozent der Analysten anschließen. Mit 88 Prozent plädierte die überwiegende Mehrzahl dafür, die Prüfungsverantwortung weiterhin bei den privaten Gesellschaften zu belassen. Offensichtlich wird also der derzeitige Aufbau des Revisionssystems in Deutschland nicht als Gefahrenpunkt angesehen.
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