Fracking in Europa lohnt erst bei deutlich höheren Gaspreisen

Forschung

Die Ausbeutung von Schiefergas durch die umstrittene Fracking-Methode hat den Gaspreis in den Vereinigten Staaten drastisch sinken lassen. In der Europäischen Union (EU) dagegen würde sich Fracking, also die Förderung von im Gestein sitzenden Gasvorkommen durch das Einpressen von Wasser und Chemikalien, bei den aktuellen Gaspreisen überhaupt nicht lohnen. Erst wenn die Gaspreise deutlich stiegen, wäre eine Förderung in der EU wirtschaftlich. Zu diesem Ergebnis kommt das ZEW Energiemarktbarometer, eine halbjährliche Befragung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter rund 200 Fachleuten aus der Energiewirtschaft.

Eine Megawattstunde konventionell gefördertes Erdgas kostet an den Großhandelsbörsen derzeit etwa 27 Euro (Stand: Januar 2013). Rund 30 Prozent der vom ZEW befragten Energiemarktexperten gehen davon aus, dass dieser Preis auf 40 bis 50 Euro pro Megawattstunde steigen muss, damit sich die Ausbeutung unkonventioneller Gasvorkommen in der EU überhaupt erst rechnet. 34 Prozent der Befragten erwarten sogar, dass der Großhandelspreis für unkonventionelle Gase auf 50 bis 60 Euro beziehungsweise darüber hinaus steigen muss, damit die Ausbeutung von Schiefergas, Kohleflözgas und Tight Gas in größerem Stil in Angriff genommen wird. Zurzeit werden in Osteuropa sowie im Nahen und Mittleren Osten konventionelle Gasfelder erschlossen, welche deutlich geringere Förderkosten aufweisen, und auch die Transportmöglichkeiten verbessern sich. "Die Förderung von unkonventionellem Erdgas in der EU ist somit auf absehbare Zeit unwirtschaftlich", sagt Florens Flues, Umweltökonom am ZEW. "Zudem sind die Kosten für Umwelt und Gesundheit durch unkonventionelle Gasförderung schwer einzuschätzen", ergänzt Flues. "Experten, die weitere Regulierungen wie beispielsweise Umweltverträglichkeitsprüfungen erwarten, nehmen in der Tendenz höhere Förderkosten für unkonventionelle Gase an. Inwieweit diese Regulierungen helfen, Umwelt- und Gesundheitsschäden zu vermeiden, ist allerdings eine offene Frage."

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Florens Flues, Telefon 0621/1235-218, E-Mail flues@zew.de

 

Das ZEW Energiemarktbaromter

Das ZEW Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen, Regionalversorgern ebenso wie EVU und Ökostromunternehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt. Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Befragung (Befragungszeitraum: November 2012, Antworten ca. 160) werden in den ZEWnews Januar/Februar 2013 erscheinen.