Frauen und Männer sind noch längst nicht gleich gestellt

Forschung

Rund 200.000 Stellen sind in den innovationsrelevanten Sektoren der deutschen Wirtschaft zuletzt unbesetzt geblieben.

Die Gleichstellung von Frauen und Männern am deutschen Arbeitsmarkt schreitet nur zäh voran. So sind Frauen bei Leitungspositionen nach wie vor de facto unterrepräsentiert und fühlen sich durch ihren Arbeitgeber auch weniger gefördert als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem sind sie im Durchschnitt genauso zufrieden mit ihrer Arbeit und ihrem Gehalt wie Männer. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Monitor „Chancengleichheit von Frauen und Männern am Arbeitsplatz“, den das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zusammen mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt hat.

Die ZEW- und IAB-Wissenschaftler/innen werteten für den Monitor Befragungsdaten von 770 Personalverantwortlichen aus Betrieben der Privatwirtschaft mit mindestens 50 Beschäftigten sowie 7.100 Beschäftigten dieser Betriebe in den Jahren 2012/2013 und 2014/2015 aus. Die Ergebnisse zeigen, dass nach wie vor signifikante Geschlechterunterschiede bestehen: Frauen und Männer unterscheiden sich mit Blick auf Arbeitspensum, Anteile in Führungspositionen sowie Personalentwicklungsmöglichkeiten.  

Demnach arbeiten Frauen sowohl in Teil- als auch Vollzeit seltener in Führungspositionen als ihre männlichen Kollegen. Der Anteil von Frauen in Leitungspositionen ist mit 14 Prozent dabei insgesamt weniger als halb so hoch wie der Anteil von Männern in Leitungspositionen (32 Prozent). Zudem arbeiten 40 Prozent der Frauen in Teilzeit, während bei Männern nur drei Prozent in Teilzeit arbeiten.

Je nach Branche bestehen bei den Anteilen von Frauen an den Beschäftigten und Führungspositionen große Unterschiede. Spitzenreiter sind nach wie vor die Branchen Information und Kommunikation mit 43 Prozent der Frauen in Führungspositionen und unternehmensnahe sowie Finanzdienstleistungen mit 28 Prozent. Schlusslicht ist der Metall-, Elektro- und Fahrzeugbau mit acht Prozent. Der Anteil von Frauen an Führungspositionen hängt dabei stark mit dem Anteil von Frauen an allen Beschäftigten zusammen.

Geschlechterunterschiede bestehen auch bei Personalentwicklungsmöglichkeiten

Weiterhin klafft die Wahrnehmung von Frauen und Männern mit Blick auf die Chancengerechtigkeit in der Personalentwicklung deutlich auseinander: Frauen fühlen sich weniger gefördert als Männer. Dies gilt vor allem für Frauen in Teilzeit und Frauen ohne Führungsfunktion. Frauen in Leitungspositionen geben häufiger an, bei Personalentscheidungen wie Beförderungen oder Gehaltserhöhungen benachteiligt zu sein als Männer in gleicher Funktion. Teilzeitbeschäftigte Frauen fühlen sich in diesen Punkten gerechter von ihrem direkten Vorgesetzten behandelt als Frauen in Vollzeit.

Geschlechterunterschiede bestehen schließlich auch bei Weiterbildungsmöglichkeiten: Frauen nehmen etwas seltener an beruflicher Weiterbildung teil als Männer. Das gilt vor allem für Teilzeitbeschäftigte und Frauen ohne Vorgesetztenfunktion. Bei Frauen und Männern, die an Weiterbildungen teilnehmen, finden sich allerdings keine Unterschiede in der Anzahl der Weiterbildungstage und der Kostenübernahme durch den Arbeitgeber.

Betriebe setzten gezielte Fördermaßnahmen ein

Trotz der Unterschiede in der Personalentwicklung zwischen Frauen und Männern, zeigen sich Frauen nicht unzufriedener. Hinsichtlich ihres Gehalts im Speziellen und ihrer Arbeit im Allgemeinen gibt es bezüglich der Zufriedenheit keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern.

Um Chancenungerechtigkeit entgegenzuwirken, setzen immer mehr Betriebe gezielte Maßnahmen ein, wie der Monitor zeigt. Immerhin möchte jeder vierte Betrieb den Anteil von Frauen in Führungspositionen erhöhen. Größere Betriebe verfolgtendieses Ziel mit knapp 40 Prozent häufiger als kleinere Betriebe. „Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit für Führungskräfte und spezielle Weiterbildungen sind beliebte Maßnahmen der Frauenförderung. Während kleinere Betriebe bis auf Mentoring-Programme und Förderpläne alle Maßnahmen sehr häufig anwenden, konzentrieren sich größere Betriebe eher auf flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeit für Führungskräfte und gezielte Weiterbildungsprogramme“, erklärt Juniorprofessorin Dr. Susanne Steffes, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung“ und Ko-Autorin der Studie.

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Jun. Prof. Dr. Susanne Steffes, Telefon 0621/1235-281, E-Mail susanne.steffes@zew.de

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