Fusionen und Übernahmen bei Fluggesellschaften im Sinkflug

Forschung

Nach einem langsamen aber stetigen Anstieg seit der Jahrtausendwende zeigt sich bei M&A-Aktivitäten in der Luftverkehrsbranche im vergangenen Jahr erstmals wieder eine rückläufige Tendenz. Während sich die Fusionen und Übernahmen zwischen den Jahren 2007 und 2015 bei mehr als 100 Transaktionen pro Jahr halten und weltweit im Durchschnitt jährlich 97 M&A-Transaktionen bei Airlines beobachtet werden konnten, gab es im Jahr 2016 nur 86 Transaktionen. Zu diesen Ergebnissen kommen Untersuchungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, auf Basis der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk.

Spektakulär war zuletzt die Bieterschlacht im Fall der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin, bei der neben der Lufthansa auch die Airlines Easyjet und Condor (zusammen mit Niki Lauda) Interesse an Air Berlin bekundet hatten. Deren Gebote bezogen sich aber nur auf Teile der Airline. Der frühere EnBW-Chef Utz Claassen bot hingegen 100 Millionen Euro für die komplette Fluglinie. Letztlich kommt es aber nun zu exklusiven Verkaufsverhandlungen mit Lufthansa und Easyjet. Doch auch abseits der Fluglinien gibt es entscheidende Entwicklungen bei Herstellern und Zulieferern in der Luftverkehrsbranche.

So beabsichtigt United Technologies die Übernahme des Flugzeugausrüsters Rockwell Collins für 30 Milliarden US-Dollar. Letzterer hat selbst erst im April 2017 den Kabinenspezialisten B/E Aerospace für sechs Milliarden US-Dollar übernommen. „Die Konsolidierung bei den Flugzeugzulieferern bereitet insbesondere den Flugzeugherstellern Airbus und Boeing Sorge. Die zunehmende Verhandlungsmacht der Lieferanten wird sich auch auf die Airlines auswirken“, sagt Michael Hellwig, Wissenschaftler in der ZEW-Forschungsgruppe „Wettbewerb und Regulierung“.

Unheitliches Bild bei Transaktionsvolumina

Bei den Transaktionsvolumina zeigt sich kein einheitliches Bild. Aufgrund geheim gehaltener Kaufpreise liegen nicht für alle Transaktionen Daten zum Volumen vor. Im Durchschnitt hatten die Transaktionen mit bekanntem Volumen der vergangenen 17 Jahre einen Wert von 150 Millionen Euro. Dies steht in einem starken Kontrast zu den Transaktionswerten am oberen Ende. Mindestens 24 der mehr als 1.500 M&As seit dem Jahr 2000 hatten einen Wert von mehr als einer Milliarde Euro.

Die beiden größten Transaktionen mit bekanntem Kaufpreis waren die Übernahme von Trans World Airlines durch American Airlines für 4,7 Milliarden Euro 2001 und der Kauf von Virgin America durch Alaska Air für 3,8 Milliarden Euro 2016. Die größten M&As mit Beteiligung deutscher Airlines waren im Jahr 2006 die Übernahme von Thomas Cook durch KarstadtQuelle (800 Millionen Euro) und der Kauf von LTU durch Air Berlin 2007 (340 Millionen Euro).

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Michael Hellwig, Telefon 0621/1235-233, E-Mail michael.hellwig@zew.de