Größere Flexibilität würde Erfolg der staatlichen Innovationsförderung steigern
ForschungJahr für Jahr fördern die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten mit Millionen von Euro Forschung und Entwicklung (FuE) sowie Innovationsprojekte in Unternehmen. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Der Erfolg staatlicher Förderprogramme und damit der Ertrag jedes eingesetzten Euros ließe sich allerdings deutlich steigern, wenn das derzeit eher starre Modell der staatlichen Förderung stärker flexibilisiert würde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gemeinsam mit der Warwick Business School im Rahmen des SEEK-Forschungsprogramms durchgeführt hat.
Stärkere Flexibilisierung hieße zum einen, eine erheblich größere Anzahl an beantragten FuE- und Innovationsprojekten zu fördern als dies derzeit der Fall ist. Dies würde das Förderspektrum deutlich verbreitern. Gleichzeitig sollten diese Projekte aber bei Erreichen vorab festgelegter Teilschritte evaluiert werden, um zu prüfen, ob sie die weitere staatliche Unterstützung verdienen. Bleibt der Erfolg eines Projektes aus, sollte die staatliche Förderung eingestellt werden. Dies wäre ein klarer Bruch mit der derzeit gängigen Förderpraxis, wonach ein einmal bewilligtes Projekt über seine ganze Laufzeit hinweg mit der dafür angesetzten Fördersumme finanziert wird, und ein Abbruch so gut wie nie erfolgt. Die dritte Komponente einer Flexibilisierung schließlich wäre die stufenweise Freigabe der Fördergelder anstelle einer Einmalzahlung. Eine solche sequentielle Vergabe von Fördermitteln hätte den Vorteil, dass durch die vorzeitige Einstellung wenig erfolgreicher Projekte frei werdende Gelder zusätzlich auf die Erfolg versprechenden Projekte konzentriert werden könnten. Die Erhöhung der Anzahl geförderter Projekte in der Anfangsphase hätte bei gleich bleibendem Fördervolumen somit zwar eine geringere finanzielle Ausstattung der Einzelprojekte zur Folge, nach Abbruch erfolgloser Projekte könnte die Mittelausstattung der verbleibenden Projekt aber deutlich erhöht werden.
Die Flexibilisierungsvorschläge der ZEW-Studie für die staatliche Projektförderung beruhen auf Daten aus mehr als 1.400 Unternehmen, die im Zeitraum von 2007 bis 2009 Produktinnovationen hervorgebracht haben. Diese setzen die flexible Projektförderung schon seit Langem ein, um eine möglichst effektive und erfolgreiche Umsetzung von FuE-Erkenntnissen in innovative Produkte sicher zu stellen. An diesen positiven Erfahrungen der Unternehmen sollte sich auch die staatliche Förderung orientieren. So hatten sich in der Lissabon-Strategie die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Jahr 2000 darauf geeinigt, bis 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung aufzuwenden und auf diese Weise Europa zur wettbewerbsfähigsten, wissensbasierten Region weltweit zu machen. Mit der Strategie "Europa 2020" hoben die EU-Staaten noch einmal die Bedeutung von FuE und Innovation für das Wachstum in Europa hervor. Bei all diesen Bekundungen ist es allerdings wichtig, im Auge zu behalten, dass es nicht nur um die quantitative Steigerung der FuE-Ausgaben gehen darf, sondern dass auch ein möglichst effektiver Einsatz dieser Mittel angestrebt werden muss.
Doch genau an diesem Punkt sind Zweifel angebracht, denn die Zuschussvergabe erfolgt derzeit in der Regel eher unflexibel. So sorgt ein strenges Bewerbungs- und Auswahlverfahren dafür, dass lediglich eine recht kleine Anzahl von FuE-Vorhaben gefördert wird. Die Fördersumme für die gesamte Projektlaufzeit liegt bereits zu Beginn des Projekts fest und erfolglose FuE-Projekte wurden nur äußerst selten abgebrochen. Hier, so die Erkenntnisse der ZEW-Studie, könnte eine stärkere Orientierung an der Umsetzung von Innovationsprojekten in Unternehmen hilfreich sein.
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Dr. Christian Rammer, Telefon 0621/1235-170, E-Mail rammer@zew.de
Hintergrundinformationen zu SEEK
Das Forschungsprogramm "Strengthening Efficiency and Competitiveness in the European Knowledge Economies" (SEEK) am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) möchte die internationale Kooperation zwischen Wissenschaftlern aus allen wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen stärken. Das Land Baden-Württemberg fördert dieses "Leuchtturmprojekt" des ZEW in Mannheim.
Weitere Informationen im Internet: seek.zew.eu