Immer mehr Unternehmen von der Corona-Pandemie betroffen

Forschung

Webdaten-Analyse zu Effekten der Corona-Pandemie

Die Karten zeigen Anteil (links) und Veränderung (rechts) betroffener Unternehmen mit mindestens einer „Corona"-Webreferenz nach Kreisen in Deutschland.

Die aktuelle Corona-Krise schlägt sich auch auf den Internetseiten von in Deutschland ansässigen Unternehmen nieder. Innerhalb der vergangenen vier Wochen hat sich der Anteil der Unternehmen, welche die Corona-Pandemie auf ihrer Webseite erwähnen, um knapp vierzig Prozent auf zuletzt mehr als 150.000 Unternehmen (14,2 Prozent) erhöht. Sowohl der Anteil der betroffenen Unternehmen, als auch die Gründe für die Nennung unterscheiden sich dabei je nach Branche und geografischer Lage. Zu diesen Beobachtungen kommt eine bislang einzigartige Online-Auswertung von Unternehmenswebseiten des ZEW Mannheim und der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen in Kooperation mit dem Startup-Unternehmen istari.ai.

Die Wissenschaftler/innen erheben zweimal wöchentlich aktuelle Daten, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Unternehmen in Deutschland zu untersuchen. Dazu werden mithilfe eines von istari.ai entwickelten automatisierten Verfahrens Unternehmenswebseiten nach Nennungen der Corona-Pandemie durchsucht. Grundlage der Untersuchung sind 1,36 Millionen Webadressen von Unternehmen, die dem Mannheimer Unternehmenspanel entnommen wurden. Zwischen dem 19. März und dem 15. April 2020 ist der Anteil der Unternehmen, die über das Coronavirus berichten, um vierzig Prozent auf mehr als 14 Prozent angestiegen. Dabei zeigen sich teils deutlich Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen.

„Die Corona-Pandemie wird häufiger auf Webseiten der öffentlichen Verwaltung, von Unterhaltungsbetrieben sowie bei Bildungs- und Erziehungseinrichtungen angesprochen. Deutlich seltener finden sich solche Hinweise dagegen etwa im Baugewerbe und dem Großhandel. Auch die Dynamik ist sehr unterschiedlich. Besonders ausgeprägt war diese in den vergangenen vier Wochen etwa im Gesundheitswesen“, sagt Jan Kinne, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“, Mitgründer von istari.ai sowie Mitautor der Kurzexpertise.

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ZEW-Kurzexpertise 20-05

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West-Ost-Gefälle im bundesweiten Vergleich

Die Abbildung zeigt den Anteil betroffener Unternehmen in Deutschland mit mindestens einer „Corona"-Webreferenz.

Im bundesweiten Vergleich zeigt sich außerdem ein West-Ost-Gefälle: Gerade in den neuen Bundesländern befinden sich weniger Unternehmen, die auf ihren Internetseiten auf die Corona-Pandemie eingehen. Auch beim Zuwachs der Unternehmen, die auf ihren Internetseiten auf die Corona-Pandemie eingehen, zeigt sich ein großer Teil der Dynamik im Westen und Südwesten der Bundesrepublik.

Neben den Erwähnungen der Corona-Pandemie untersuchen die Wissenschaftler/innen insbesondere auch, in welchem Kontext diese Erwähnungen auf den Unternehmenswebseiten vorkommen. „Mit unserem bei istari.ai entwickelten KI-Webanalysemodell können wir die betroffenen Unternehmen in verschiedene Gruppen einteilen, je nachdem in welchem Kontext über die Pandemie berichtet wird. Auf diese Weise lassen sich etwa Unternehmen, die beispielsweise über Schließungen berichten, von solchen unterscheiden, die vielleicht nur geänderte Öffnungszeiten ankündigen“, sagt Jan Kinne. „Dabei hat sich gezeigt, dass es auch hier deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Regionen und Branchen gibt. Nach unseren Erkenntnissen haben beispielsweise Unternehmen aus der Unterhaltungs- und Kulturbranche besonders mit Problemen zu kämpfen. Andererseits gibt es im Nordosten Deutschlands sehr viele Unternehmen, die davon berichten, dass sie keine größeren Problem haben“, so Kinne.

Eine der Besonderheiten der Auswertung ist die fast tagesaktuelle Verfügbarkeit der Resultate. „Der auf Webdaten und Künstlicher Intelligenz basierende Ansatz von istari.ai liefert in sehr kurzer Zeit aussagekräftige Ergebnisse für so viele Unternehmen, dass auch detaillierte regionale und branchenbezogenen Auswertungen möglich werden“, erklärt Prof. Dr. Peter Winker, JLU-Professor und Mitautor der Studie, „ein vergleichbares Instrument wurde bisher noch nicht eingesetzt.“

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