Innovationserhebung 2007 - Stärkster Zuwachs der Innovationsaufwendungen deutscher Unternehmen seit 2002

Forschung

Angetrieben von den guten konjunkturellen Rahmenbedingungen haben Unternehmen in Deutschland verstärkt in Innovationen investiert. Im Jahr 2006 legten die Innovationsaufwendungen der deutschen Wirtschaft mit einem Plus von 6 Prozent kräftig zu. Sie beliefen sich insgesamt auf 115,5 Milliarden Euro. Für das Jahr 2007 haben die Unternehmen eine weitere Ausweitung ihrer Innovationsbudgets um gut 5,5 Prozent anvisiert. Die Einschätzungen der Unternehmen für das Jahr 2008 sind dagegen mit einem geplanten Anstieg von rund 2 Prozent relativ verhalten.

Diese steigenden Zukunftsinvestitionen schlagen sich bisher allerdings nicht in einer Ausweitung der Anzahl erfolgreicher Innovatoren nieder. Der Anteil der Unternehmen, die neue Produkte am Markt durchsetzen konnten, hat sich nur leicht erhöht. Dies sind Ergebnisse der jetzt veröffentlichten Deutschen Innovationserhebung 2007, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Systemforschung sowie infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt hat (Einzelheiten zur Erhebung siehe Ende der Pressemitteilung).

Der konjunkturelle Aufschwung, der sich in einer höheren Nachfrage nach anspruchsvollen Produkten widerspiegelt, sowie der verstärkte Druck durch Wettbewerber waren die Hauptgründe für den stärksten Zuwachs der Innovationsaufwendungen seit 2002. Die Ausweitung der Innovationsbudgets konnte dabei in allen Wirtschaftsbereichen beobachtet werden: In der Industrie nahmen die Aufwendungen für die Entwicklung und Einführung neuer Produkte und Prozesse im Jahr 2006 um 4 Milliarden Euro auf 82,8 Milliarden Euro zu. Das entspricht einem Anstieg um 5 Prozent. Die wissensintensiven Dienstleister erhöhten ihre Innovationsaufwendungen ebenfalls um gut 5 Prozent auf 22,1 Milliarden Euro. Die sonstigen Dienstleister stellten mit 8,0 Milliarden Euro gar 11 Prozent mehr Mittel für Innovationsvorhaben bereit. Der kräftige Anstieg der Innovationsbudgets ging Hand in Hand mit der Ausweitung der Umsätze, so dass das Verhältnis von Innovationsaufwendungen zu Umsatz - die so genannte Innovationsintensität - sich kaum erhöht hat. In der Industrie liegt die Innovationsintensität unverändert bei 4,9 Prozent. In den Branchen der wissensintensiven Dienstleistungen stieg sie leicht von 5,5 auf 5,6 Prozent.

Das Jahr 2007 stellt sich in Summe hinsichtlich der Innovationsaktivitäten der Unternehmen durchaus positiv dar. Mit Ausnahme der sonstigen Dienstleister gehen alle Wirtschaftsbereiche von einem weiteren Anstieg der Innovationsaufwendungen aus, insgesamt steigen sie auf knapp 122 Milliarden Euro. Für das aktuelle Jahr 2008 sind die Unternehmen indessen relativ zurückhaltend und rechnen nur mit einem leichten Zuwachs auf 124 Milliarden Euro. Während die Industrie und der Energiesektor dabei von einer Ausweitung der Aufwendungen um 3 beziehungsweise 9 Prozent für 2008 ausgehen, erwarten die Dienstleistungsbranchen einen Rückgang (wissensintensive: -2,5 Prozent, sonstige: -5 Prozent).

Hauptverantwortlich für den Anstieg der Innovationsaufwendungen im Jahr 2006 waren die Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aus der Industrie und aus den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen schlug sich der konjunkturelle Aufschwung dagegen 2006 nicht in höheren Innovationsaufwendungen nieder. Sie blieben mit 18,6 Milliarden Euro besziehungsweise 9,2 Milliarden Euro nahezu unverändert. Lediglich die KMU aus den sonstigen Dienstleistungsbranchen verstärkten ihr Innovationsengagement um 10 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Von den KMU aus der Industrie und den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen, die bereits in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen als das Sorgenkind der deutschen Innovationslandschaft waren, kommen jedoch auch positive Signale. Sie rechnen im Jahr 2007 mit einem kräftigen Anstieg der Aufwendungen für die Einführung von Innovationen (+7 und +5 Prozent). Im Jahr 2008 soll dieses Niveau gehalten werden.

Der Anteil der Unternehmen, die erfolgreich neue Herstellungsverfahren oder neue Produkte eingeführt haben (Innovatorenquote), ist im Jahr 2006 mit 46 Prozent konstant geblieben. In den Dienstleistungssektoren stand einem Anstieg bei den sonstigen Dienstleistungen (von 29 auf 33 Prozent) ein Rückgang bei den wissensintensiven Dienstleistungen (von 55 auf 52 Prozent) gegenüber. In der Industrie lag die Innovatorenquote unverändert bei 58 Prozent. Die unterschiedliche Entwicklung bei Innovationsaufwendungen und Innovatorenquote kann damit erklärt werden, dass die Innovatorenquote im Wesentlichen durch das Innovationsverhalten der KMU bestimmt wird und zum anderen die Entwicklung neuer Produkte und Prozesse in der Regel ein mehrjähriger Prozess ist. Zusätzliche 5 Prozent der Industrieunternehmen und 3 Prozent der wissensintensiven Dienstleister hatten Innovationsprojekte, konnten diese aber nicht oder noch nicht zu einem erfolgreichen Ende in 2006 führen. Für die Jahre 2007 und 2008 geht die Tendenz für beide Wirtschaftsbereiche in Richtung einer stabilen bis leicht rückläufigen Innovationsbeteiligung. Die sonstigen Dienstleister zeigen sich zuversichtlicher, so dass hier mit einem leichten Anstieg der Innovationsbeteiligung zu rechnen ist.

Mit ihren Innovationsprojekten waren die Unternehmen in Deutschland 2006 erfolgreicher als in den Vorjahren. Neue Produkte steuerten im Jahr 2006 19 Prozent zum Gesamtumsatz der deutschen Wirtschaft bei. Das ist ein Plus von einem Prozentpunkt gegenüber 2005. Dieser Anstieg ist vor allem der Entwicklung bei den sonstigen Dienstleistern geschuldet, die ihren Umsatzanteil mit neuen Produkten von 6 auf knapp 7,5 Prozent erhöhen konnten. Demgegenüber stieg der Innovationserfolg mit neuen Produkten bei den Industrieunternehmen und den wissensintensiven Dienstleistern nur jeweils um einen halben Prozentpunkt. Verglichen mit dem Boomjahr 2000 erzielten die Unternehmen im Jahr 2006 einen deutlich geringeren Anteil ihres Umsatzes mit neuen Produkten. So lag der Umsatzanteil mit neuen Produkten in der Industrie um 3 und bei den sonstigen Dienstleistern um einen Prozentpunkt niedriger als im Jahr 2000. Eine ganz ähnliche Entwicklung zeichnet sich für den Umsatzanteil mit Marktneuheiten in den einzelnen Wirtschaftsbereichen ab. So entfielen in der Industrie 6,5 Prozent und bei den wissensintensiven Dienstleistern (ohne Banken und Versicherungen) 4,7 Prozent des Umsatzes im Jahr 2006 auf solche originären Neuheiten. Im Jahr 2000 waren es dagegen noch 8,5 und 7,8 Prozent gewesen.

Neben dem Produktangebot und dem Produktionsverfahren spielen auch organisatorische und Marketingaspekte eine wichtige Rolle für den Erfolg von Unternehmen. Erstmals wurden die Unternehmen daher auch befragt, ob sie neue Marketing- oder Organisationsmethoden eingeführt haben. In der Industrie waren Marketinginnovationen bei 56 Prozent und Organisationsinnovationen bei 60 Prozent der Unternehmen verbreitet. In den wissensintensiven Dienstleistungen liegen die Anteile mit 43 und 59 Prozent und bei den sonstigen Dienstleistern mit 38 und 43 Prozent jeweils etwas niedriger. In allen Wirtschaftsbereichen übertreffen die Anteile der Unternehmen mit nicht-technologischen Marketing- oder Organisationsinnovationen damit den Anteil der Produkt- oder Prozessinnovatoren.

Hinweis für die Redaktion

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhebt seit 1993 jährlich die Innovationsaktivitäten in der deutschen Wirtschaft. Die Deutsche Innovationserhebung wird im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt. An der Befragung 2007 beteiligten sich insgesamt mehr als 10.200 Unternehmen aus der Industrie (verarbeitendes Gewerbe inklusive Bergbau), den wissensintensiven Dienstleistungen (EDV, Telekommunikation, technische Dienstleistungen, FuE-Dienstleistungen, Unternehmensberatung, Werbung, Banken, Versicherungen), den sonstigen Dienstleistungen (Großhandel, Transportgewerbe, Postdienste, Reinigung, Bewachung, Arbeitnehmerüberlassung, sonstige Unternehmensdienste, Entsorgung), der Energie- und Wasserversorgung und dem Mediensektor.

Ansprechpartner

Dr. Christian Rammer, Telefon: 0621/1235-184, E-Mail: rammer@zew.de

Dr. Bettina Peters, Telefon: 0621/1235-174, E-Mail: b.peters@zew.de

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