Innovationserhebung 2013 für Deutschland - Steigende Innovationsausgaben bei weiter nachlassender Innovationsbeteiligung
ForschungDie Unternehmen in Deutschland planen, in den Jahren 2013 und 2014 mehr Geld für Innovationsaktivitäten auszugeben. Nachdem die Innovationsausgaben der deutschen Wirtschaft bereits im Jahr 2012 mit 137,4 Milliarden Euro einen Spitzenwert erreicht haben, sollen sie in 2013 um 3,7 Prozent auf 142,6 Milliarden Euro steigen. Für 2014 ist eine weitere Erhöhung der Innovationsbudgets um 3,0 Prozent auf dann 146,9 Milliarden Euro vorgesehen. Zu diesem Ergebnis kommt die Innovationserhebung für Deutschland, für die im Frühjahr und Sommer 2013 rund 16.100 Unternehmen aus Industrie und Dienstleistungen zu ihren getätigten und geplanten Innovationsausgaben befragt wurden und deren Auswertung jetzt vorliegt. Die Erhebung wird vom Zentrum für Europäischen Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung sowie infas - Institut für Angewandte Sozialwissenschaften im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung jährlich durchgeführt.
Die nähere Betrachtung der Innovationsausgaben für 2012 zeigt, dass der Zuwachs um 4,8 Prozent gegenüber 2011 auf 137,4 Milliarden Euro erneut vor allem von den großen Unternehmen (500 und mehr Beschäftigte) getragen wurde. Die kleineren Unternehmen traten angesichts der aufgrund der Eurokrise unsicheren konjunkturellen Situation im Jahr 2012 bei den Innovationsaktivitäten weiter auf die Bremse. Entsprechend sank der Anteil der Unternehmen, die Innovationen eingeführt haben, auf 38,3 Prozent. Auch der mit neuen Produkten erwirtschaftete Umsatz blieb im Jahr 2012 mit 12,6 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert (2011: 14,6 Prozent).
Forschungsintensive Industrie leistet größten Beitrag zu Innovationsausgaben
Den mit Abstand größten Beitrag zu den gesamtwirtschaftlichen Innovationsausgaben leistete – wie schon in den Vorjahren – die forschungsintensive Industrie. Auf sie entfielen mit 87,8 Milliarden Euro fast 64 Prozent der gesamten Innovationsausgaben. Innerhalb der forschungsintensiven Industrie verfügt der Fahrzeugbau mit Abstand über das höchste Innovationsbudget (44,0 Milliarden Euro). Die wissensintensiven Dienstleistungen und die sonstige Industrie steuerten jeweils etwa 15 Prozent bei. Die sonstigen Dienstleistungen gaben 2012 rund 8,6 Milliarden Euro für Innovationen aus, das entspricht einem Anteil von gut sechs Prozent.
Hinweis zu den Innovationsausgaben der deutschen Wirtschaft: Innovationsausgaben umfassen alle Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) sowie zusätzlich Ausgaben für Maschinen, Geräte, Software, gewerbliche Schutzrechte, Weiterbildung, Marketing, Design, Konstruktion und sonstige Aktivitäten im Zusammenhang mit der Entwicklung und Einführung von Produkt- und Prozessinnovationen.
Innovationsbeteiligung weiter rückläufig
Innovatoren sind Unternehmen, die Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt haben. Ihr Anteil an allen Unternehmen sank im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 38,3 Prozent. Vor der Finanzmarktkrise des Jahres 2008 hatte die Innovatorenquote bei 47,0 Prozent gelegen. Im Vergleich hierzu verringerte sich die Anzahl der Innovatoren bis 2012 um 18 Prozent.
Der neuerliche Rückgang der Innovatorenquote betraf im Jahr 2012 alle betrachteten Sektoren. Besonders niedrige Innovatorenquoten weisen die Wasserversorgung und Entsorgung sowie das Transportgewerbe auf. Besonders hohe Innovatorenquoten zeigen sich dagegen im Bereich EDV/Telekommunikation, Chemie- und Pharmaindustrie, Maschinenbau und Elektroindustrie.
Mehr Produkt- und weniger Prozessinnovatoren
Werden Produkt- und Prozessinnovationen gesondert betrachtet, zeigen sich gegensätzliche Entwicklungen. Im Vergleich zu 2011 stieg die Produktinnovatorenquote im Jahr 2012 um rund einen Prozentpunkt, während der Anteil der Prozessinnovatoren um zwei Prozentpunkte zurückging. Der Anteil der Unternehmen, die sowohl Produkt- als auch Prozessinnovationen eingeführt haben, blieb unverändert.
Innovationsintensität erreicht höchsten Stand seit 2007
Der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz der deutschen Wirtschaft – die sogenannte Innovationsintensität – erreichte 2012 den höchsten Stand seit 2007. Sie stieg auf 2,71 Prozent, 2011 hatte sie 2,58 Prozent betragen. Die Innovationsintensität ist gestiegen, da die Unternehmen trotz stagnierender Umsätze ihre Innovationsausgaben erhöht haben. Auf Branchenebene zeigen sich jedoch große Unterschiede bei diesem Indikator: Die höchsten Innovationsintensitäten wiesen im Jahr 2012 der Fahrzeugbau mit 10,2 Prozent und die Elektroindustrie mit 8,7 Prozent auf. Im Großhandel, den Finanzdienstleistungen, der Energieversorgung (inkl. Bergbau und Mineralölverarbeitung), den Unternehmensdiensten sowie der Entsorgungs- und Wasserwirtschaft werden dagegen weniger als ein Prozent des Umsatzes in Innovationsprojekte investiert.
Umsatz mit neuen Produkten geht zurück
Die deutsche Wirtschaft erzielte im Jahr 2012 mit Produktinnovationen einen Umsatz von rund 644 Milliarden Euro. Dies entspricht 12,6 Prozent des gesamten Umsatzes der deutschen Wirtschaft. Der Umsatzanteil lag damit deutlich unter dem Vorjahresniveau von 14,5 Prozent. Der gestiegene Anteil von Produktinnovatoren hat sich noch nicht in höheren Neuproduktumsätzen niedergeschlagen, da viele neu eingeführte Produkte erst im zweiten und dritten Jahr nach der Marktplatzierung höhere Erlöse generieren.
Prozessinnovationen ermöglichten es der deutschen Wirtschaft, im Jahr 2012 ihre durchschnittlichen Stückkosten um 3,3 Prozent zu reduzieren. Damit ging das Ausmaß der innovationsgetriebenen Kostensenkung im fünften Jahr in Folge zurück. Im Jahr 2007 wurden noch Kosteneinsparungen von 4,1 Prozent erreicht. 2012 waren die direkten wirtschaftlichen Erträge von qualitätsverbessernden Prozessinnovationen ebenfalls rückläufig. Sie werden über den Umsatzanstieg gemessen, der auf diese Qualitätsverbesserung zurückgeht. Im Jahr 2012 ging dieser Indikator für alle hier betrachteten Hauptsektoren zurück.
Für Rückfragen zum Inhalt
Dr. Christian Rammer, Telefon 0621/1235-184, E-Mail rammer@zew.de