Kartellaufdeckungen beleben den M&A-Markt

Forschung

Die Aufdeckung eines Kartells erhöht in den Folgejahren die Anzahl der Fusionen und Übernahmen (M&A) in dem entsprechenden Wirtschaftszweig deutlich. Dies lässt auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der Aufdeckung illegaler Kartellabsprachen und der Stärke der M&A-Aktivitäten in den jeweiligen Branchen schließen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Grundlage der Analyse sind Kartellentscheidungen der europäischen Kommission sowie die Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk (BvD), die Informationen zu Unternehmensübernahmen und -zusammenschlüssen weltweit enthält.

Die Analyse wertet europaweit Kartellaufdeckungen in zwölf verschiedenen Branchen aus. Betrachtet werden die M&A-Aktivitäten in den entsprechenden Wirtschaftszweigen in einem Zeitraum von drei Jahren vor bis fünf Jahren nach der Zerschlagung dieser Kartelle. Die Untersuchung der M&A-Tätigkeit bezieht sich auf Fälle, in denen wettbewerbswidrige Absprachen im Zeitraum 2001 bis 2005 endeten.

Es zeigt sich, dass die Anzahl der Transaktionen im Mittel über alle zwölf Märkte im Jahr der Kartellaufdeckung merklich ansteigt und auch in den Folgejahren auf hohem Niveau verharrt. Daraus lässt sich schließen, dass Kartellaufdeckungen M&A-Aktivitäten über mehrere Jahre hinweg stimulieren. "Dass Kartellaufdeckungen dem M&A-Geschäft neuen Schwung verleihen, liegt wohl daran, dass durch die Kartellauflösung die Kräfteverhältnisse im Markt neu geordnet werden müssen. Dies motiviert offenbar viele Marktteilnehmer, die eigene Position zu sichern oder zu verbessern, etwa indem sie sich mit einem anderen Unternehmen zusammenschließen", sagt Tobias Veith, für die Analyse verantwortlicher Wissenschaftler am ZEW.

Ferner zeigt die Analyse, dass Kartellaufdeckungen auf Sicht von fünf Jahren tendenziell zu geringeren Transaktionswerten der Deals führen. Mark Schwerzel, International Director BvD, geht davon aus, dass Kartellstrafen eine langfristige Verringerung des Unternehmenswerts zur Folge haben: "Wurden vor einem Kartell riskantere Transaktionen mit hohem Wert durchgeführt, hat die Bestrafung eine Abwertung der betroffenen Unternehmen zur Folge. Daher sinkt trotz steigender M&A-Aktivitäten der Umfang jedes einzelnen Deals."

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Dr. Tobias Veith, E-Mail: veith@zew.de