KfW/ZEW-Gründungspanel 2010 - Aufbruch nach dem Sturm
ForschungJunge Unternehmen in Deutschland haben die Wirtschaftskrise bemerkenswert gut gemeistert. Ihre Umsatz- und Gewinnsituation zeigte sich stabil und wird sich aus Sicht der Unternehmen im laufenden Jahr weiter verbessern. "Die jungen Unternehmen sehen sich nach der Wirtschafts- und Finanzkrise gut aufgestellt. Das zeigen die positiven Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr 2010. Sie sind der Krise aktiv begegnet und haben sich mit der Ausrichtung ihrer Produkte an den Bedürfnissen der Kunden auf ihre Stärken konzentriert. Gleichwohl haben die jungen Unternehmen aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten weniger als geplant investiert", sagt Dr. Axel Nawrath, Vorstandsmitglied der KfW Bankengruppe bei der Pressekonferenz des "KfW/ZEW-Gründungspanels 2010" heute in Frankfurt. Für die Ergebnisse des nunmehr dritten Berichts, den die KfW Bankengruppe, das ZEW Mannheim und der Verband der Vereine Creditreform herausgeben, wird die wirtschaftliche Entwicklung von so genannten wirtschaftsaktiven Unternehmensgründungen ab ihrem Gründungszeitpunkt verfolgt.
Durch die wirtschaftsaktiven Unternehmensgründungen des Jahres 2009 wurden rund 560.000 Arbeitsplätze geschaffen, was für den gesamten Beobachtungszeitraum der Jahre 2006 bis 2009 einen Höchststand bedeutet (2008: 387.000, 2007: 474.000, 2006: 455.000). Der höhere Beschäftigungseffekt speist sich aus einer gestiegenen Zahl von Unternehmensgründungen und vor allem einer größeren durchschnittlichen Gründungsgröße. Letztere lag im Jahr 2009 mit 3,0 vollzeitäquivalenten Stellen (inkl. Gründer) deutlich über dem Wert der vergangenen Jahre (2008: 2,2; 2007: 2,5; 2006: 2,3). "Die größere Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt hat viele Arbeitnehmer veranlasst, auch neu gegründete Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber in Erwägung zu ziehen. Zudem sind von den Konjunkturpaketen des Bundes Nachfrageeffekte ausgegangen, von denen junge Unternehmen insbesondere im Baugewerbe profitiert haben", sagt Dr. Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung des ZEW Mannheim.
Ihre Innovationstätigkeit haben die jungen Unternehmen ebenfalls verstärkt: Der Anteil der Unternehmen, die im vergangenen Jahr eine Marktneuheit angeboten haben, stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 13 Prozent. Diese Entwicklung ist auch Ausdruck einer verstärkten F&E-Tätigkeit: Rund ein Siebtel der jungen Unternehmen (15 Prozent) hat im Krisenjahr 2009 eigene F&E betrieben (2008: 13 Prozent/ jedes 8.). "Das Innovationsverhalten spielt für junge Unternehmen bei der Schaffung von Wettbewerbsvorteilen gegenüber ihren etablierten Konkurrenten eine große Rolle. Es ist daher ein Zeichen von Weitsichtigkeit, dass die jungen Unternehmen in Innovationen ein wichtiges Instrument sehen, um gestärkt aus der Krise zu kommen", sagt Michael Bretz, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.
Die positiven Ergebnisse werden allerdings bei der Betrachtung des Investitionsverhaltens getrübt: Es investierten deutlich weniger der jungen Unternehmen als im Vorjahr (2009: 63 Prozent, 2008: 75 Prozent) und auch das durchschnittliche Investitionsvolumen ist gesunken (2009: 33.000 EUR, 2008: 37.000 EUR). Die Investitionstätigkeit wird häufig durch eine mangelnde Finanzierung beeinträchtigt, wobei die Finanzierungsschwierigkeiten der jungen Unternehmen im Jahr 2009 insgesamt nochmals zu-genommen haben (2009: 19 Prozent der Unternehmen, 2008: 16 Prozent). Insbesondere Unternehmen, die F&E betreiben oder Markneuheiten einführen, sehen sich häufig Schwierigkeiten gegenüber. "In den kommenden Jahren müssen die jungen Unternehmen die entstandene Investitionslücke schließen und ihre Investitionstätigkeit verstärken," sagt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, "nur dann können sie ihr Entwicklungspotenzial voll ausschöpfen."
Das KfW/ZEW-Gründungspanel
Mit dem KfW/ZEW-Gründungspanel schaffen die KfW Bankengruppe, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und der Verband der Vereine Creditreform eine Datenbasis, die als erster Längsschnittsdatensatz in Deutschland die Entwicklung junger Unternehmen vom Zeitpunkt ihrer Gründung an über mehrere Jahre verfolgt und ein breites Spektrum unternehmens- und personenspezifischer Informationen bereitstellt. Grundlage der jährlich rund 6.000 Unternehmen umfassenden Stichprobe sind so genannte wirtschaftsaktive Gründungen (= Unternehmen, die entweder in das Handelsregister eingetragen sind, die für die Gründung auf Fremdkapital, Handelskredite oder Ähnliches zurückgegriffen haben oder die auf sonstige Weise aktiv in den Wirtschaftsprozess eingebunden sind). Die so erfassten Unternehmensgründungen sind tendenziell größer als diejenigen, die im breiten Gründungsgeschehen unter Berücksichtung von Gründungen im Nebenerwerb und Freiberuflern verzeichnet werden.
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