KI-Einsatz stagniert in deutschen Unternehmen

Forschung

ZEW-Studie für Bundeswirtschaftsministerium

Im Jahr 2023 nutzten zwölf Prozent der gewerblichen Unternehmen in Deutschland KI für ihre Geschäftstätigkeit. 2021 waren es mit elf Prozent nur ein Prozentpunkt weniger.

Deutsche Unternehmen nutzen Künstliche Intelligenz (KI) im EU-Vergleich überdurchschnittlich oft. Allerdings stagniert dieser Wert seit 2021. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des ZEW Mannheim für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

„In der öffentlichen Diskussion erfährt KI eine immer größere Aufmerksamkeit und gilt als der bestimmende technologische Trend. Vor diesem Hintergrund überrascht es umso mehr, dass die Nutzung von KI seit 2021 nur um einen Prozentpunkt stieg. Im europäischen Vergleich steht Deutschland dennoch gut da“, ordnet Dr. Christian Rammer, Autor der Studie und stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“, die Ergebnisse ein.

KI-Stagnation in Deutschland überrascht

Trotz der wachsenden Bedeutung von KI wie ChatGPT stieg der Anteil der Unternehmen in Deutschland, die KI nutzen, zwischen 2021 und 2023 nur leicht von 11 auf 12 Prozent.

Im Jahr 2023 nutzten zwölf Prozent der gewerblichen Unternehmen in Deutschland KI für ihre Geschäftstätigkeit. 2021 waren es mit elf Prozent nur ein Prozentpunkt weniger. Der Zuwachs geht auf die Informations- und Kommunikationsbranche sowie den Handel zurück.

Angesichts der insgesamt positiven Auswirkungen auf die Produktivität und der sehr dynamischen Entwicklung ihrer Einsatzmöglichkeiten, insbesondere in Form von generativer KI wie ChatGPT, wäre eigentlich eine deutlich schnellere Verbreitung von KI in Unternehmen zu erwarten gewesen.

Zahlen mit Vorsicht behandeln

Ein möglicher Rückgang der gemeldeten KI-Nutzung könnte auf die Einstellung von KI-Verfahren oder deren zunehmende Selbstverständlichkeit im Geschäftsalltag zurückzuführen sein, was einen Anstieg der tatsächlichen Nutzung im Jahr 2023 vermuten lässt.

Allerdings gibt es Hinweise, dass die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten sind: „Für 2023 gaben fünf Prozent aller Unternehmen keinen KI-Einsatz an, obwohl sie in einer der Vorjahreserhebungen KI-Nutzung angegeben hatten. Diese Unternehmen haben entweder zwischenzeitlich die KI-Nutzung eingestellt oder die KI-Verfahren sind ein so selbstverständlicher Teil der Geschäftsaktivitäten geworden, dass die Antwortpersonen sie nicht präsent hatten. Rechnet man auch diese Unternehmen dazu, so ergibt sich für das Berichtsjahr 2023 ein deutlicher Anstieg der KI-Nutzung im Vergleich zu 2021“, erläutert Rammer die Ergebnisse.

IT-, Rechts- und Steuer-Dienstleistungen bei KI vorne

Die Branchengruppe mit dem höchsten Anteil von KI-nutzenden Unternehmen sind IT-Dienstleistungen (42 Prozent). Ein wesentlicher Teil der KI-Aktivitäten in dieser Branche geht auf die Entwicklung und Kommerzialisierung neuer KI-Anwendungen zurück. Darauf folgt Rechts- und Steuerberatung (36 Prozent), die KI häufig zur automatisierten Verarbeitung oder Erstellung von Dokumenten einsetzt. Forschung und Entwicklung (FuE) liegt gleichauf. Hier wird KI am häufigsten zur Analyse und Modellierung von Daten eingesetzt. Weitere Branchen mit einer hohen Verbreitung von KI sind Banken (34 Prozent), Unternehmensberatungen (27), Rundfunk und Telekommunikation (26) sowie die Medienbranche mit Verlagen, Film- und Tonstudios (26).

KI-Nutzung überdurchschnittlich – aber nicht Spitze

Deutschland liegt beim KI-Einsatz im Unternehmenssektor über dem EU-Durchschnitt, wobei Beratungs- und wirtschaftliche Dienstleistungen international an der Spitze stehen.

2023 setzten im EU-Durchschnitt acht Prozent der Unternehmen KI ein. Für Deutschland beträgt der Vergleichswert 11,6 Prozent. EU-Länder mit einer größeren Verbreitung von KI im Unternehmenssektor sind Dänemark, Finnland, Belgien und die Niederlande.

Deutschland liegt bei allen Branchengruppen über dem EU-Durchschnitt. Unter den Top 3 und damit international vorne beim Einsatz von KI liegen deutsche Beratungsdienstleistungen (Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Ingenieurbüros, FuE, Werbung, Kreativdienstleistungen) und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (wie Arbeitnehmerüberlassung, Wach- und Reinigungsdienste).

Über die Studie für das BMWK

Die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) untersucht den Stand der KI-Nutzung in Unternehmen in Deutschland im internationalen Vergleich. Dafür führt sie drei Datenquellen zusammen:

1) die amtliche Statistik in Deutschland und der EU zum Einsatz von KI in Unternehmen (IKT-Erhebung),

2) Daten des Mannheimer Innovationspanels (MIP) des ZEW zur KI-Nutzung und zu Unternehmensstrategien,

3) Informationen auf den Webseiten von Unternehmen in Europa und Nordamerika durch ISTARI.AI zu KI-basierten bzw. KI-bezogenen Angeboten und den eingesetzten KI-Technologien.