Konjunktur bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft zieht an

Forschung

Der ZEW-IDI, Stimmungsindikator für den Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft, erreicht im zweiten Quartal 2004 einen Wert von 62,6 Punkten. Er liegt damit deutlich über dem Wert des ersten Quartals von 55,4 Punkten.

Sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen für das dritte Quartal 2004 tragen zu der deutlichen Steigerung des Indikatorwerts bei. Der Teilindikator des ZEW-IDI, der wiedergibt, wie die Unternehmen die aktuelle Geschäftslage bewerten, erreicht im zweiten Quartal 2004 einen Wert von 58,2 Punkten (Vorquartal 51,8 Punkte). Damit liegt er deutlich oberhalb der Schwelle von 50 Punkten, ab welcher er eine Expansion der Geschäftstätigkeit im Vergleich zum Vorquartal signalisiert. Der Teilindikator, der die Geschäftserwartungen für das dritte Quartal 2004 ausweist, liegt bei 67,3 Punkten. Der starke Anstieg des Wertes gegenüber dem Vorquartalswert (59,1 Punkte) zeugt von einer hohen Zuversicht im Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft im Hinblick auf die Wachstumsaussichten in der zweiten Jahreshälfte.

Dies ist Ergebnis der Konjunkturumfrage bei Dienstleistern der Informationsgesellschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und der Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im Juni und Juli 2004 durchgeführt haben. An der Umfrage beteiligten sich rund 1.100 Unternehmen. Der Wirtschaftszweig Dienstleister der Informationsgesellschaft setzt sich zusammen aus Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT-) Dienstleistern (Unternehmen der Branchen EDV-Dienste und -Vermietung, IKT-Fachhandel sowie Telekommunikationsdienste) und wissensintensiven Dienstleistern (Unternehmen der Branchen Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architekturbüros, technische Beratung und Planung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung).

Die Dienstleister der Informationsgesellschaft profitieren als unternehmensnahe Dienstleister von der anhaltenden Konjunkturerholung im verarbeitenden Gewerbe. In fast allen Branchen des Wirtschaftszweigs erwirtschaften im zweiten Quartal 2004 die Unternehmen, die von einer gestiegenen Nachfrage im Vergleich zum Vorquartal berichten, mehr Umsatz als die Unternehmen, die von einer fallenden Nachfrage berichten. Einzige Ausnahme bilden die technischen Berater und Planer. Im Branchendurchschnitt beträgt der Saldo aus positiver und negativer Nachfrageentwicklung knapp 11 Prozent. Der Saldo der positiven und negativen Erwartungen im Hinblick auf die Nachfrageentwicklung im dritten Quartal 2004 liegt sogar bei 22 Prozent. Die Werbebranche hat im zweiten Quartal 2004 den höchsten Anteil an Unternehmen, die für das dritte Quartal 2004 mit einer steigenden Nachfrage rechnen.

Erstmals seit dem dritten Quartal 2003 ist auch der Saldo aus positiver und negativer Umsatzentwicklung im zweiten Quartal 2004 mit 22 Prozent wieder positiv. Wie schon in den Quartalen zuvor hatten die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer auch im zweiten Quartal 2004 den höchsten Anteil an Unternehmen, deren Umsatz im Vergleich zum Vorquartal gestiegen ist. Vergleichsweise überraschend ist dagegen der hohe Umsatzanteil der Unternehmen, die von gestiegenen Umsätzen berichten, bei den IKT-Händlern und Architekten. Hier erwirtschaften die Unternehmen, deren Umsatz im Vergleich zum Vorquartal gestiegen ist, mehr als 55 Prozent des jeweiligen Branchenumsatzes. Im vorangegangenen Quartal hatte sich der Umsatz in beiden Branchen weit unterdurchschnittlich entwickelt. Auch bei den EDV-Dienstleistern und -Vermietern sowie bei den Telekommunikationsdienstleistern überwiegt der Umsatzanteil der Unternehmen, die von gestiegenen Umsätzen berichten, deutlich den Umsatzanteil der Unternehmen, die von fallenden Umsätzen berichten.

Trotz der positiven Umsatz- und Ertragsentwicklung haben die Dienstleister der Informationsgesellschaft ihren Personalbestand im zweiten Quartal 2004 per Saldo weiter verringert. In den Branchen Telekommunikationsdienstleistungen, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung sowie IKT-Handel gibt es jedoch erste Hoffnungszeichen für eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt. In diesen Branchen haben die Unternehmen, die im zweiten Quartal 2004 mehr Personal eingestellt als entlassen haben, mehr Umsatz erwirtschaftet als die Unternehmen, die ihren Personalbestand abgebaut haben. Die Angaben der Unternehmen hinsichtlich ihrer Erwartungen für die Personalentwicklung im dritten Quartal 2004 deuten daraufhin, dass die durchschnittliche Beschäftigung im gesamten Wirtschaftszweig ab der zweiten Jahreshälfte 2004 zunehmen könnte.

Zusatzinformation zum ZEW-IDI

Der ZEW-IDI wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrage-erwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des ZEW-Indikators der Dienstleister der Informationsgesellschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.

Überblick über die ZEW/Creditreform Konjunkturumfrage

Allgemeine methodische Hinweise

Beschreibung des bei der ZEW/CREDITREFORM angewendeten Hochrechnungsverfahrens

Ansprechpartner

Dr. Margit Vanberg, E-Mail: vanberg@zew.de