Konjunktureller Aufschwung bei den unternehmensnahen Dienstleistern

Forschung

Die unternehmensnahen Dienstleister befinden sich im Aufwind: Im zweiten Quartal 2000 beträgt die saisonbereinigte jährliche Umsatzwachstumsrate in diesem Wirtschaftszweig 5,4 Prozent. Damit konnten sie nach einer kleinen Verschnaufpause im ersten Quartal 2000 ihren Wachstumskurs aus der zweiten Jahreshälfte 1999 wieder aufnehmen. Vor allem die zuletzt wachstumsschwachen ostdeutschen unternehmensnahen Dienstleister, die im ersten Quartal 2000 einen starken Umsatzeinbruch hinnehmen mussten, erholten sich.

Bei der von ZEW/Creditreform vierteljährlich durchgeführten Konjunkturumfrage zeigte sich ebenfalls, dass sich im Vergleich zum Vorquartal die Ertragslage in diesem Sektor verbessert hat. Auch der Personalbestand nahm bei einem Großteil der unternehmensnahen Dienstleister zu. Dass das konjunkturelle Niveau dieses Wirtschaftszweigs im zweiten Quartal 2000 hoch ist, zeigt ein Vergleich der aktuellen Werte mit denen des Vorjahresquartals, dem zweiten Quartal 1999: Die Umsatz-, Ertrags- und Nachfrageeinschätzungen sind im Vergleich zum zweiten Quartal 1999 hervorragend. Auch die Arbeitsnachfrage hat sich seitdem verbessert. Für das dritte Quartal 2000 erwarten die unternehmensnahen Dienstleister eine Fortsetzung des Wachstumskurses. Sie gehen davon aus, dass auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung mittelfristig an ihrem Wachstumskurs festhalten wird.

In einem Sonderfragenteil kam die von ZEW/Creditreform durchgeführte Umfrage darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass die unternehmensnahen Dienstleister sich bei ihrer Geschäftstätigkeit bereits weitgehend von Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützen lassen. Diese Ergebnisse gehen aus einer Konjunkturumfrage bei unternehmensnahen Dienstleistern hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im Juni/Juli 2000 durchgeführt hat. Im Rahmen dieser Umfrage werden vierteljährlich rund 1000 Unternehmen aus folgenden Branchen befragt: Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur, technische Planung und Beratung, Kfz-Vermietung, Maschinenvermietung, Speditions- und Logistikunternehmen, EDV-Dienstleistungen, Werbeagenturen sowie Unternehmen der Abfallwirtschaft.

Die gute Entwicklung bei den unternehmensnahen Dienstleistern im zweiten Quartal 2000 verläuft parallel zur deutlichen Aufwärtsbewegung der gesamten deutschen Wirtschaft. Getragen vom guten Exportgeschäft und der anziehenden Binnennachfrage haben im Frühjahr 2000 sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zugenommen. Dies wirkte sich im zweiten Quartal 2000 auch positiv auf die konjunkturelle Entwicklung der unternehmensnahen Dienstleister aus.

Die aktuelle saisonbereinigte jährliche Umsatzwachstumsrate von 5,4 Prozent erinnert an die bisherigen "Rekordraten" in diesem Wirtschaftszweig aus dem Jahr 1998. Die Umsatzwachstumsraten ostdeutscher unternehmensnaher Dienstleister liegen zwar weiterhin deutlich unter denen westdeutscher Anbieter. Im zweiten Quartal 2000 konnten die Unternehmen in Ostdeutschland ihre saisonbereinigte jährliche Umsatzwachstumsrate im Vergleich zum Vorquartal jedoch mit 1,9 Prozent mehr als verdoppeln. Auch die Arbeitsnachfrage der ostdeutschen unternehmensnahen Dienstleister verbesserte sich im Vergleich zum Vorquartal. Die Gesamtheit der unternehmensnahen Dienstleister schätzt ihre nahe Zukunft optimistisch ein. Sie erwarten, dass im dritten Quartal 2000 ihre Umsätze, Erträge und Nachfrage weiter steigen werden. Die Arbeitsnachfrage soll ebenfalls hoch bleiben. Jedoch unterscheiden sich auch hier west- und ostdeutsche unternehmensnahe Dienstleister. Die ostdeutschen Unternehmen dieses Sektors sehen das kommende Quartal hinsichtlich Umsatz-, Ertrags-, Nachfrage- und Personalentwicklung nicht ganz so optimistisch wie ihre westdeutsche Konkurrenz.

Branchenbetrachtung

In fast allen der von ZEW und Creditreform befragten Branchen stieg im zweiten Quartal 2000 der Anteil der Unternehmen, die von im Vergleich zum Vorquartal gestiegenen Umsätzen berichteten. Die Maschinenvermieter sowie die Speditionen und Lagereien erreichten die Spitzenwerte der EDV-Dienstleister und Unternehmensberater. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Ertragseinschätzungen der Speditionen und Lagereien nicht ganz so positiv sind wie die Umsatzentwicklung. Die Architekten und die Unternehmen der Abfall- und Abwasserentsorgung, die in den vergangenen Quartalen meist das konjunkturelle Schlusslicht bildeten, holten ebenfalls auf. In beiden Branchen berichteten in diesem Quartal mehr Unternehmen von gestiegenen Umsätzen als von gesunkenen. Auch bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, den Unternehmen der Werbebranche sowie den Fahrzeugvermietern berichteten mehr Unternehmen von gestiegenen Umsätzen als im Vorquartal.
Eine Ausnahme von der allgemein guten Entwicklung sind die technischen Berater und Planer. Ihre Umsatzbeurteilungen für das zweite Quartal 2000 haben sich im Vergleich zum Vorquartal verschlechtert.
Neben den Umsätzen erhöhte sich in den meisten Branchen auch der Anteil der Unternehmen, die ihren Personalbestand erhöht haben. Speditionen und Lagereien liegen dabei mit einem Anteil von 75 Prozent an der Spitze, gefolgt von EDV-Dienstleistern und Unternehmensberatern. Lediglich die Architekten setzten ihre gute Umsatzentwicklung in diesem Quartal nicht in eine entsprechende Personalaufstockung um.
Insgesamt berichteten auch mehr Unternehmen davon, dass ihre Erträge im Vergleich zum Vorquartal gestiegen seien. Bei den EDV-Dienstleistern ist dabei der Anteil der Unternehmen, mit gestiegenen Erträgen am höchsten, gefolgt von den Maschinenvermietern und den Unternehmensberatern.

Ausstattung mit IuK-Technologien

In einem Sonderfragenteil gaben die befragten unternehmensnahen Dienstleister Auskunft über die Ausstattung ihres Unternehmens mit Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK).
1999 investierten die unternehmensnahen Dienstleister durchschnittlich ein bis drei Prozent ihres Umsatzes in IuK. Dabei ist die IuK-Infrastruktur in diesem Wirtschaftszweig bereits weit entwickelt: 96 Prozent des Umsatzes der unternehmensnahen Dienstleister entfällt auf Unternehmen mit Internetzugang. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes des Sektors erwirtschaften Unternehmen, die sich durch eine Homepage im Internet präsentieren. Fast 95 Prozent des Umsatzes der unternehmensnahen Dienstleister entfällt auf Unternehmen, die E-Mail einsetzen, und mehr als 60 Prozent auf Unternehmen, die ein unternehmensinternes Intranet besitzen.
Vor allem relativ große Unternehmen (mehr als 60 Beschäftigte) verfügen über eine gute IuK-Infrastruktur. Damit ist gemeint, dass sie Internet, Intranet oder E-Mail im Unternehmen einsetzen oder eine eigene Homepage besitzen. Die westdeutschen unternehmensnahen Dienstleister sind besser mit IuK-Technologien ausgestattet als ihre ostdeutsche Konkurrenz. Bei den einzelnen Branchen besitzen die EDV-Dienstleister und Unternehmensberater, aber auch die Unternehmen der Werbebranche sowie die technischen Berater und Planer eine überdurchschnittlich gute IuK-Ausstattung.

E-Commerce

Einige der unternehmensnahen Dienstleister nutzen bereits Electro-nic Commerce (E-Commerce) als neuen Vertriebskanal, der sich durch die IuK-Technologien eröffnet. Dabei wird E-Commerce in Geschäftsbeziehungen zu anderen Unternehmen (Business to Business - B2B) stärker eingesetzt als in Geschäftsbeziehungen zu Endkunden (Business to Consumer - B2C).

Rund 60 Prozent des gesamten Umsatzes der unternehmensnahen Dienstleister werden von Unternehmen erwirtschaftet, die neben traditionellen Vertriebswegen auch die neue Handelsplattform im B2B-Geschäft nutzen. Die Akzeptanz des neuen Absatzinstruments ist bei den EDV-Dienstleistern am größten: 88 Prozent des Umsatzes dieser Branche entfallen auf Unternehmen, die E-Commerce zumindest gelegentlich zur Geschäftsabwicklung nutzen. Bei den Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, technischen Beratern und Planern sowie den Architekten ist der Anteil am geringsten.

Im B2C-Geschäft setzen die unternehmensnahen Dienstleister E-Commerce weniger häufig ein. Nur rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes der unternehmensnahen Dienstleister entfallen auf Unternehmen, die E-Commerce im B2C-Geschäft einsetzen. Führend bei der Verwendung von E-Commerce im B2C-Geschäft sind die Fahrzeugvermieter. Die Unternehmen, die E-Commerce einsetzen, erwirtschaften rund 70 Prozent des Umsatzes dieser Branche. Gefolgt werden sie von den EDV-Dienstleistern (50 Prozent). Architekten hingegen setzen E-Commerce im B2C-Bereich nicht ein.

Fast 30 Prozent des Umsatzes der unternehmensnahen Dienstleister werden von Unternehmen erwirtschaftet, die angeben, das Internet ermögliche es ihnen, Kosten einzusparen. So wird etwa durch das Internet eine höhere Preistransparenz auf den Beschaffungsmärkten erzielt, die die unternehmensnahen Dienstleister dazu nutzen, ihre Kosten zu senken. Die Höhe des Einsparpotenzials liegt dabei bei durchschnittlich drei Prozent des Umsatzes. Am stärksten profitieren EDV-Dienstleister, Architekten und Steuerberater. Sie können ihre Kosten um durchschnittlich fünf Prozent des Um-satzes senken. Die anderen Branchen rechnen sich hingegen durch das Internet nur geringere Einsparpotenziale aus. Trotz der höheren Preistransparenz sehen sich die unternehmensnahen Dienstleister keinem wesentlichen Druck durch das Internet auf ihre Gewinnmargen ausgesetzt.

Fremdbezug von IuK-Leistungen

Einen großen Teil der IuK-Leistungen beziehen die unternehmensnahen Dienstleister bei anderen Unternehmen. So werden rund 60 Prozent des Umsatzes der unternehmensnahen Dienstleister von Unternehmen erwirtschaftet, die die Betreuung und Wartung von Hard- und Software bei externen Unternehmen einkaufen. 50 Prozent des Umsatzes entfallen auf Unternehmen, die Programmierarbeiten und EDV-Schulungen an andere Unternehmen vergeben. Fast 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaften Unternehmen, die ihre Internetpräsenz von externen Unternehmen gestalten lassen.

Dass die unternehmensnahen Dienstleister von der Rentabilität des Aufbaus einer guten IuK-Infrastruktur überzeugt sind, zeigen ihre Zukunftspläne: Mehr als 80 Prozent des Umsatzes der unternehmensnahen Dienstleister entfallen auf Unternehmen, die ihre IuK-Infrastruktur mittelfristig weiter ausbauen wollen. Die Investitionsausgaben werden dabei voraussichtlich bei durchschnittlich zehn Prozent der Bruttoanlageinvestitionen liegen.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Alexandra Spitz-Oener, Telefon: 0621/1235-293, E-Mail: spitz@zew.de

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