Konjunktureller Aufschwung bei unternehmensnahen Dienstleistungen leicht gebremst

Forschung

Geringfügige Beschäftigung wenig beliebt: Der Aufschwung im Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen hat sich im vierten Quartal 1997 leicht abgeschwächt. Noch immer wird die konjunkturelle Situation insgesamt positiv beurteilt, doch hat die Konjunkturlokomotive am Ende des Jahres 1997 einen kleineren Gang eingelegt. Als Anpassungsmöglichkeiten an konjunkturelle und saisonale Schwankungen spielen 610 DM-Jobs - seit Beginn 1998 auf 620 DM erhöht - bei unternehmensnahen Dienstleistungen eine eher untergeordnete Rolle. Doch es gilt: je stärker ein Unternehmen von Nachfrageschwankungen betroffen ist, desto größere Bedeutung hat die Sozialversicherungsfreie Beschäftigung für dieses Unternehmen.

Diese Ergebnisse gehen aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im Dezember 1997 durchgeführt hat. Zum Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen zählen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Architekten, Technische Planer, Kfz-Vermieter, Maschinenvermieter, Speditions- und Logistikunternehmen, EDV-Dienstleister, Werbeagenturen sowie Unternehmen der Abfallwirtschaft.

Weiterer Aufschwung in Sicht

Die von ZEW und CREDITREFORM befragten Unternehmen stufen diesmal nur die Nachfrage- und die Personalsituation als verbessert ein. Umsatz-, Preis und Ertragseinschätzungen zeigen keine weitere Verbesserung. Von einem konjunkturellen Abschwung bei den unternehmensnahen Dienstleistern kann jedoch keine Rede sein, sind doch die Umsatzerwartungen für das kommende Quartal äußerst positiv. Auch die Ertrags-, Nachfrage- und Personalsituation wird sich, so die von ZEW und CREDITREFORM befragten Unternehmen, im Frühjahr verbessern. Weiterhin skeptisch wird die Preisentwicklung eingeschätzt.

Diese erfreulichen Perspektiven für den Start in das neue Jahr lassen eine anhaltende Verbesserung der konjunkturellen Lage bei den unternehmensnahen Dienstleistern erwarten. Nach den Prognosen des Sachverständigenrates und verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute weitet sich im laufenden Jahr die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung auf weitere Bereiche der Gesamtwirtschaft aus. Dies wird den unternehmensnahen Dienstleistern zu weiterem Schwung verhelfen.

Sorgenkinder: Technische Berater und Architekten

Die einzelnen Branchen des Wirtschaftszweiges unternehmensnahe Dienstleistungen beurteilen ihre konjunkturelle Situation ganz unterschiedlich. So sind Technische Planer und Berater sowie Architekten die Sorgenkinder. Erschwerend zur immer noch lahmenden Baukonjunktur kommt für sie hinzu, dass immer mehr 'scheinprivatisierte' öffentliche Unternehmen Planungsleistungen für Städte und Gemeinden erstellen.

Auf der Sonnenseite der Konjunktur stehen hingegen Unternehmensberater und EDV-Dienstleister. Nach wie vor profitieren sie von der starken Nachfrage nach Informations- und Kommunikationstechnologien sowie von der Jahrtausend- und Euro- Umstellung. Die konjunkturelle Lage der ostdeutschen Anbieter unternehmensnaher Dienstleistungen ist immer noch nicht so gut wie die der westdeutschen Konkurrenten. Immerhin verbesserte sich im letzten Quartal 1997 die Ertragsbeurteilung. Umsatz-, Preis-, Personal- und Nachfragebeurteilung bleiben saisonbereinigt konstant gegenüber dem Vorjahres- und Vorquartal.

Anpassung an Nachfrageschwankungen

Die starke Verknüpfung unternehmensnaher Dienstleistungen mit dem Verarbeitenden Gewerbe verursacht eine stärkere Empfindlichkeit dieses Wirtschaftszweiges gegenüber saisonalen und konjunkturellen Schwankungen. Vor allem die von der Konsumgüterindustrie und die vom Baugewerbe beeinflussten Branchen des Wirtschaftszweiges unternehmensnahe Dienstleistungen sind von Nachfrageschwankungen betroffen. Jeweils rund die Hälfte der Werbefirmen, Architekten, Technischen Planer, Fahrzeugvermieter und Spediteure gibt an, starken oder sehr starken Nachfrageschwankungen gegenüberzustehen.

Bei Dienstleistungen ist Arbeit der entscheidende Inputfaktor. Daher verwundert es nicht, dass unternehmensnahe Dienstleister vor allem Überstunden bzw. Kurzarbeit zum Ausgleichen von Nachfrageschwankungen einsetzen. Die Weiterbildung von Mitarbeitern zum flexibleren Einsatz im Unternehmen ist ähnlich bedeutend. Neue Technologien, der Einsatz von freien Mitarbeitern und die Vergabe von Unteraufträgen an Dritte kommen bei einem Drittel der unternehmensnahen Dienstleister zum Einsatz. Eine untergeordnete Bedeutung für die Erhaltung der kurzfristigen Anpassungsfähigkeit nehmen Beschäftigungsverhältnisse unterhalb der Sozialversicherungsfreigrenze ein. Ein Grund dafür mag sein, dass unternehmensnahe Dienstleister vor allem hochqualifiziertes Personal einstellen, das nicht bereit ist, einen 610 DM-Job anzunehmen. Unterstützt wird diese Vermutung dadurch, dass gerade hochqualifizierte Dienstleister wie EDV-Firmen, Architekten sowie Technische Planer und Berater fast gar keine geringfügig Beschäftigten zum Ausgleich von Nachfrageschwankungen einsetzen.

Dabei gibt es zwischen den Branchen allerdings deutliche Unterschiede. Je stärker ein Unternehmen von Nachfrageschwankungen betroffen ist, desto häufiger setzt sie auf geringfügige Beschäftigung. So gibt jeweils ein Drittel der Werbefirmen, Fahrzeugvermieter und Spediteure an, in hohem oder sehr hohem Maße geringfügig Beschäftigte einzusetzen. Die Angaben der übrigen Branchen liegen bei etwa 17 Prozent. Mit durchschnittlich 6,7 bzw. 5,3 geringfügig Beschäftigten pro 100 Mitarbeitern gibt es bei den Fahrzeugvermietern und in der Werbebranche auch überdurchschnittlich viele Jobs unterhalb der Sozialversicherungsfreigrenze. Im gesamten Wirtschaftszweig unternehmensnahe Dienstleistungen sind gemäß der ZEW/CREDITREFORM-Umfrage durchschnittlich 3,5 Prozent der Arbeitnehmer geringfügig beschäftigt. Bundesweit gab es 1996 nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Nürnberg, rund 3,9 Mio. 610 DM-Jobs in Unternehmen. Dies entspricht etwa 11 Prozent der gesamten Erwerbstätigen. Wie viele geringfügig Beschäftigte es in Deutschland tatsächlich gibt, ist umstritten. Andere Schätzungen wie die des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, oder der Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Köln, kommen zu sehr viel höheren Zahlen für die geringfügige Beschäftigung in Unternehmen und Haushalten. Deutlich niedriger liegen die Ergebnisse des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes. Nach allen Schätzungen gibt es aber bei den unternehmensnahen Dienstleistern weniger Jobs unterhalb der Sozialversicherungsfreigrenze als im Bundesdurchschnitt.

Die geringfügige Beschäftigung stellt jedoch für die besonders konjunktur- und saisonempfindlichen Branchen des Wirtschaftszweiges unternehmensnahe Dienstleistungen ein wichtiges Instrument zur Wahrung der kurzfristigen Flexibilität dar.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Ulrich Kaiser, Telefon: 0621/1235-134, E-Mail: kaiser@zew.de

 

Die Konjunkturumfrage von ZEW und CREDITREFORM wird seit dem zweiten Quartal 1994 vierteljährlich durchgeführt. Ein repräsentativ ausgewählter Querschnitt von 4200 Unternehmen wird von ZEW und CREDITREFORM seit dem zweiten Quartal 1994 vierteljährlich befragt. Die Stichprobe wird regelmäßig um Unternehmensneugründungen aufgefrischt. Die Ergebnisse der Umfrage werden im ZEW-Branchenreport Dienstleistungen veröffentlicht. Darüber hinaus bieten wir Ihnen ab 26.01.1998 als besonderen Service an, den Report im Internet abzurufen.

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