Mario Draghi sollte mutigere Exit-Perspektiven aufzeigen
KommentarIn ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause hat die Europäische Zentralbank (EZB) keine Änderungen an ihrer Zinspolitik vorgenommen und eine Halbierung der Anleihekäufe ab Oktober beschlossen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, nimmt dazu Stellung.
„Die EZB hat sich durch zu viele Vorfestlegungen ihren Spielraum in unnötiger Weise selbst verbaut. Eine erste Zinserhöhung nicht vor September 2019 und ein voller Nachkauf fälliger Wertpapiere auf unbestimmte Zeit – all das verdammt die EZB bis zum Ende der Amtszeit von Mario Draghi zur weitgehenden geldpolitischen Passivität.
Der EZB-Präsident wird seinem Nachfolger ein schweres Erbe hinterlassen: Der oder die Neue wird mit Amtsantritt im November 2019 im Fall eines Abschwungs bei der konventionellen Geldpolitik über keinerlei Handlungsspielraum verfügen. Außerdem übernimmt er oder sie Verantwortung für eine Zentralbank, die der mit Abstand wichtigste Gläubiger hochverschuldeter Eurostaaten geworden ist. Aber noch hat Mario Draghi ein volles Amtsjahr vor sich und könnte dem Nachfolger helfen, indem er den Märkten mutigere Exit-Perspektiven aufzeigt.“
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Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail friedrich.heinemann@zew.de