Mit Venture Capital finanzierte junge Unternehmen sind innovativer und krisenresistenter

Forschung

Mit Risikokapital (Venture Capital, VC) finanzierte junge, technologieorientierte Unternehmen sind produktiver, wachsen stärker, investieren mehr und sind innovativer als solche, an denen keine VC-Geber beteiligt sind. Dabei entscheidet neben der Erfahrung vor allem der Typ des VC-Gebers darüber, ob und wie stark die Produktivität, das Wachstum, die Investitionstätigkeit oder die Innovationskraft profitieren. Mit VC finanzierte Unternehmen sind auch krisenresistenter als andere, wie eine Betrachtung ihrer Entwicklung in der Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 zeigte. Vor dem Hintergrund des nach wie vor fragmentierten VC-Marktes in Europa zahlt sich außerdem grenzüberschreitende Zusammenarbeit von VC-Gebern bei der Finanzierung von Unternehmen aus. Auf diesem Wege lassen sich unvorteilhafte Bedingungen für die VC-Branche in einem Land zumindest teilweise kompensieren. Dies sind zentrale Ergebnisse des VICO-Projekts, das das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Beteiligung zahlreicher internationaler Partner im Auftrag der Europäischen Union durchgeführt hat.

Die Grundlage der verschiedenen Studien in diesem Projekt bilden Daten zu 8.370 jungen, innovativen Unternehmen aus sieben europäischen Ländern, von denen 759 VC-finanziert sind. Alle VC-finanzierten "jungen" Unternehmen, die in diesem Projekt analysiert werden, erhielten erstmals in den Jahren zwischen 1994 und 2004 Venture Capital und waren zu diesem Zeitpunkt nicht älter als zehn Jahre.

Die erfolgreichere Entwicklung von VC-finanzierten Unternehmen im Vergleich zu nicht VC-finanzierten ist zu einem Teil darauf zurückzuführen, dass VC-Geber sich von Anfang an bei ihren Investments vor allem auf die erfolgversprechendsten Kandidaten konzentrieren. Diverse VICO-Studien stellen allerdings fest, dass über diesen Selektionseffekt hinaus auch die VC-Geber selbst eine positive Wirkung auf die Entwicklung junger technologieorientierter Unternehmen ausüben. Dabei haben die Erfahrung und der Typ des VC-Investors erheblichen Einfluss darauf, wie groß der Erfolg des von ihm finanzierten Unternehmens ist. Vier verschiedene Typen von Investoren werden in der Studie unterschieden: öffentliche VC-Investoren, von Banken oder Versicherungen kontrollierte VC-Investoren, industrieabhängige (corporate) VC-Investoren sowie unabhängige VC-Investoren. Generell stellt das Projekt fest, dass besonders erfahrene VC-Geber überdurchschnittlich positive Effekte bezüglich der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Vermögensaufbau in den von ihnen finanzierten Unternehmen haben. Unabhängige VC-Investoren üben vor allem einen positiven Einfluss auf die Produktivität und das Umsatzwachstum der von ihnen finanzierten, technologieorientierten Unternehmen aus. Von der öffentlichen Hand kontrollierte VC-Investoren geben wiederum vor allem dem Wachstum sehr junger Unternehmen einen Schub. Darüber hinaus zeigt sich, dass VC-finanzierte Unternehmen insgesamt höhere Innovationsraten aufweisen als nicht VC-finanzierte und dass eine Beteiligung von zwei oder mehreren privaten und öffentlichen VC-Gebern an einem Unternehmen (Syndizierung) zu besonders hohen Innovationsraten führt, vorausgesetzt der private VC-Geber hat die Führungsrolle.

Trotz der positiven Effekte von Venture Capital-Finanzierungen wird die Dynamik des europäischen Venture Capital-Marktes noch immer von dessen starker Fragmentierung gebremst. An einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Aktivitäten von VC-Unternehmen in Europa führt daher nach Meinung der am VICO-Projekt beteiligten Forscher kein Weg vorbei. Unter anderem empfehlen die Wissenschaftler einen europaweiten VC-freundlichen Steuer- und Rechtsraum zu schaffen, beispielsweise durch die Abschaffung von Doppelbesteuerung sowie die Einführung einheitlicher Zulassungsbestimmungen, wie sie der "European Passport" vorsieht. Des Weiteren befürworten sie möglichst liquide Märkte für Übernahmen und Börsengänge, um Desinvestitionen für VC-Geber zu vereinfachen. Auf Unternehmensebene wäre schließlich insbesondere die Bereitstellung von steuerlichen Anreizstrukturen und Co-Investitionsprogrammen wünschenswert, um VC-Geber verstärkt zur Investition in junge, technologieorientierte Unternehmen zu motivieren.

Im Rahmen des VICO-Projekts sind zahlreiche Studien entstanden. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse ist auf der Webpräsenz des VICO-Projects abrufbar.

VICO-Projekt

Das VICO-Projekt wurde innerhalb des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission gefördert. Das Projekt zielte darauf ab, ein besseres Verständnis für den Einfluss der Beteiligungsfinanzierung (Venture Capital und Private Equity) auf die wirtschaftliche Leistung von jungen innovativen Unternehmen in Europa zu schaffen. Die wirtschaftliche Leistung wird anhand von Innovationsraten, der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Stärke des Wachstums und der Wettbewerbsfähigkeit gemessen. Das Projekt befasste sich insbesondere mit Fragestellungen, die den europäischen Beteiligungsfinanzierungssektor zwar stark beeinflussen, bisher aber nur wenig erforscht sind. Dazu gehören: i) der Einfluss von Investorencharakteristika, sowie der Charakteristika des Portfolio-Unternehmens auf Ausstiegsmechanismen, ii) die Internationalisierung von Beteiligungskapitalinvestoren und die Integration des Beteiligungskapitalsektors in Europa, iii) politische Strategien zur Förderung von Gründungs- und Vorgründungskapital sowie zur Anreizgestaltung für Investoren bezüglich Unternehmen, die sich in der Frühphase befinden.

Für Rückfragen zum Inhalt

Prof. Dr. Tereza Tykvová, Telefon 0621/1235-147, E-Mail tykvova@zew.de