Mittelstandsmonitor 2007: Den Aufschwung festigen – Beschäftigung und Investitionen weiter vorantreiben

Forschung

Der Mittelstand hatte im vergangenen Jahr vollen Anteil am dynamischen Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Auch 2007 können die kleinen und mittleren Unternehmen auf weiteren konjunkturellen Rückenwind bauen. Das Wirtschaftswachstum dürfte zwar etwas an Tempo verlieren, mit rund 2 % aber wiederum deutlich über dem Durchschnittswert seit der Wiedervereinigung liegen.

Dies ist ein Ergebnis des Mittelstandsmonitors 2007, den die KfW Bankengruppe gemeinsam mit den Forschungsinstituten IfM Bonn, RWI Essen und ZEW Mannheim sowie dem Informationsdienstleister Creditreform heute in Frankfurt vorgestellt hat. Der gemeinsame jährliche Bericht befasst sich mit der "Mittelstandskonjunktur" sowie der "Unternehmensfluktuation". Schwerpunktmäßig behandelt der diesjährige Mittelstandsmonitor zudem die Themen "Internationalisierung des Mittelstands" und "Mittelstand und Unternehmenssteuerreform". Der Mittelstandsmonitor, der in diesem Jahr zum fünften Mal vorgelegt wird, vereint die exklusiven, sich gegenseitig ergänzenden Datenbestände aller beteiligten Institute zu einer umfassenden Basis. Die jeweils spezielle Expertise der Kooperationspartner macht den Mittelstandsmonitor zu einem umfassenden jährlichen Gutachten zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen. Ziel der gemeinsamen Publikation ist es, der Öffentlichkeit umfassende Informationen über die aktuelle Lage und Perspektiven des Mittelstands zu präsentieren. Die Hauptergebnisse des Mittelstandsmonitors 2007 im Überblick:

Die konjunkturelle Lage kleiner und mittlerer Unternehmen

Im Jahr 2006 trug endlich, neben den stets verlässlichen Exporten, auch die Binnennachfrage wieder stärker zum Realwachstum bei. Das kam den vergleichsweise stark auf die heimischen Märkte ausgerichteten kleinen und mittleren Unternehmen besonders zugute. Die Mittelstandskonjunktur konnte sich somit auf eine breitestmögliche Basis stützen und entwickelte sich dynamisch. Auftragslage und Stimmung der Mittelständler besserten sich rasant – und dies in beiden Teilen Deutschlands sowie in allen Wirtschaftssektoren. Sogar die bisherigen Problembranchen Einzelhandel und Bau erlebten die konjunkturelle Trendwende. Eine positive Umsatz- und Ertragsentwicklung ließ die Investitionsbereitschaft kleiner und mittlerer Unternehmen weiter ansteigen:
Zuletzt waren 42 % der Mittelständler zu neuen Investitionsprojekten bereit (2005: 37 %). Gleichzeitig wuchs der Beschäftigungsbeitrag aus dem Mittelstand deutlich. Der Anteil wachsender Firmen überstieg den Anteil schrumpfender Firmen um 16,7 Punkte. Für 2007 sind die Beschäftigungspläne im Mittelstand weiter mehrheitlich positiv. Die am Mittelstandsmonitor beteiligten Institute gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 weiter dynamisch entwickeln wird. Die diesjährigen Belastungen, allen voran der restriktive Kurs der Fiskalpolitik (Mehrwertsteuererhöhung), werden den konjunkturellen Aufschwung aber vorübergehend dämpfen.

Unternehmensfluktuation – aktuelle Trends im Gründungsgeschehen

Der Rückgang der Unternehmensgründungen in Deutschland setzte sich 2006 fort. Die Zahl der Gründer fiel auf den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung ist der Rückgang von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit, seit die Bundesagentur für Arbeit die Förderung dafür eingeschränkt hat. Gleichzeitig führt die bessere konjunkturelle Lage zu vermehrten abhängigen Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein Teil der potenziellen Gründer entscheidet sich hierfür, statt den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Die Zahl der Unternehmen, die aus dem Markt ausgeschieden sind, ist 2005 nach einem leichten Rückgang im Vorjahr wieder angestiegen. Es ist zu erwarten, dass die Liquidationen 2006 wieder etwas sinken. Unternehmensinsolvenzen als Teilmenge der Liquidationen befinden sich seit Jahren in einem Abwärtstrend. In Deutschland scheiden insgesamt weniger Unternehmen aus dem Markt aus, als neue gegründet werden. Der Unternehmensbestand wächst weiter. Die Höhe der Gründungsquote hängt auch vom Gründungsklima ab. Hier besteht in Deutschland weiterhin Verbesserungspotenzial – vor allem bei den kulturellen Rahmenbedingungen, z.B. durch eine stärkere Verankerung des Themas "Selbständigkeit als Beruf" in den Schulen und Hochschulen sowie die Etablierung einer "Kultur der zweiten Chance".

Internationalisierung des Mittelstands

Die Globalisierung – in Form von Verflechtungen der Märkte und grenzüberschreitender Produktion – bedeutet für den Mittelstand einerseits verstärkten Wettbewerbsdruck, andererseits die Chance, selbst auf ausländischen Märkten tätig zu werden. Insgesamt hat die internationale Ausrichtung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland deutlich zugenommen. Gut 20 % der Mittelständler exportieren. Binnen vier Jahren hat sich der Anteil der Mittelständler mit Direktinvestitionen im Ausland nahezu verdoppelt.
Vor allem Betriebe aus dem FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe sind aktiv im Ausland. Mittelständler mit internationaler Ausrichtung weisen eine deutlich größere Produktivität und höhere Innovationsaktivitäten auf als die allein auf den inländischen Markt fokussiertenUnternehmen. Darüber hinaus hat sich die Beschäftigung in den kleinen und mittleren Unternehmen mit Auslandsabsatz und mit Auslandsinvestitionen in den letzten Jahren besser entwickelt als bei den Mittelständlern, die nur auf inländischen Märkten anbieten. Gleichzeitig steigt durch die Internationalisierung aber auch der Wettbewerbsdruck auf deutsche Mittelständler durch ausländische Anbieter auf inländischen Märkten. Hiervon sind auch die Betriebe betroffen, die selbst keine Auslandsaktivitäten aufweisen. Insbesondere aus den mittel- und osteuropäischen Ländern, die bisher vor allem durch geringere Kosten punkten konnten, ist auch in Zukunft mit einem verstärkten Qualitätswettbewerb zu rechnen.

Mittelstand und Unternehmenssteuerreform

Der deutsche Mittelstand dürfte – geschätzt - etwa die Hälfte und damit einen beachtlichen Teil des von Unternehmen geleisteten Steueraufkommens aufbringen. Die effektive Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften ist in Deutschland im europäischen Vergleich mit am höchsten. Bezieht man die Anteilseignerseite mit ein, d.h. die Besteuerung der dem Unternehmer zufließenden Gewinne, dann verbessert sich Deutschland auf einen Platz im hinteren Mittelfeld. Für den Mittelstandsmonitor wurden jetzt Simulationsrechnungen zu den Auswirkungen des Regierungs-Reformkonzepts (Tarifsenkung, Verringerung von Anreizen zum Gewinntransfer ins Ausland) auf die Steuerbelastung repräsentativer mittelständischer Modellunternehmen durchgeführt. Klares Ergebnis dabei ist, dass die vorgesehenen Maßnahmen zu einer steuerlichen Entlastung führen würden. Mittelständische Kapitalgesellschaften wären die größten Gewinner der geplanten Unternehmenssteuerreform. Profitieren würden vor allem die Unternehmen, für die aufgrund ihrer Größe oder Finanzierungsstruktur die Tarifsenkungen voll durchschlagen und vorgesehene Gegenfinanzierungsmaßnahmen (Wegfall des Betriebsausgabenabzugs der Gewerbesteuer, Ausweitung der Hinzurechnung von Zinsen bei der Gewerbesteuer auf die Kurzfristzinsen, Abschaffung der degressiven Abschreibung u. a.) nicht greifen. Neben dem positiven Aspekt der Verbesserung der Standortattraktivität ist jedoch Kritik an der fehlenden Entscheidungsneutralität des Reformkonzepts der Bundesregierung zu üben. So kommt es zu einer Diskriminierung der Eigenkapitalfinanzierung, weshalb die Anreize für den Mittelstand, am Standort Deutschland Eigenkapital zu investieren, negativ beeinträchtigt werden.

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Jürgen Egeln
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