Schulplatzvergabe effizienter und gerechter gestalten

Forschung

ZEW-Studie zeigt: Eltern und Schüler/innen die Schulwahl besser selbst überlassen

Die bisher häufig genutzten Mechanismen für die Zuordnung von Schulplätzen schneiden hinsichtlich Effizienz und Gleichheit schlecht ab, das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des ZEW Mannheim und der nordirischen Queen’s University Belfast.

Wenn in Deutschland die Zuordnung von Kindern und Jugendlichen auf Schulen ansteht, werden auch hierzulande Algorithmen verwendet, um Schulplätze zu verteilen. Die dafür bisher häufig genutzten Mechanismen schneiden hinsichtlich Effizienz und Gleichheit schlecht ab, das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des ZEW Mannheim und der nordirischen Queen’s University Belfast. Ein Ansatz, der die Wünsche von Eltern und Schülern/-innen vorrangig berücksichtigt, eignet sich im Vergleich deutlich besser, um Schulplätze an Schüler/innen zu vergeben.

Bei der Zuordnung von Schulplätzen kommt am häufigsten der Mechanismus mit verzögerter Annahme („deferred acceptance“, DA) oder der Top-Trading-Cycles-Mechanismus (TTC) zum Einsatz. Diese Mechanismen gleichen die Wünsche von Kindern und Eltern mit den Vergabekriterien der Schulen ab und verteilen dann mithilfe von festgelegten Regeln die Schulplätze. Diese Mechanismen sind wenig effizient und oftmals auch ungerecht. Deutlich besser schneidet laut ZEW-Studie, inzwischen in der renommierten Fachzeitschrift Games and Economic Behaviour veröffentlicht, ein rangminimierender Mechanismus (RM) ab: „Mit dem rangminimierenden Mechanismus landen Schülerinnen und Schüler auf einer Schule, die sie viel lieber besuchen würden, als die Schule, die sie durch die beiden gängigen Algorithmen zugeteilt bekämen“, sagt Prof. Dr. Thilo Klein, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Marktdesign“ und Professor an der Hochschule Pforzheim. So erhalten die Schüler/innen durchschnittlich einen Platz auf der Schule mit dem Rang 3 auf ihrer persönlichen Rangliste bevorzugter Schulprogramme, bei den anderen Mechanismen wäre es nur eine Schule auf Rang 9 oder 12.

Mehr Effizienz durch RM-Mechanismus mit Wünschen der Kinder und Eltern

Dies zeigen ZEW und Queen’s University am Beispiel Ungarn, einem Land, in dem die Schulplatzvergabe in der Praxis mittels DA-Mechanismus vorgenommen wird. Für die empirische Analyse verwenden die Autoren ungarische Daten zur Zulassung von Schülerinnen und Schülern zu weiterführenden Schulen aus dem Jahr 2015. Insgesamt berücksichtigen sie die Wünsche von 10.131 Schülern/-innen und Vergabekriterien von 244 Schulprogrammen in Budapest. Die Schüler/innen geben die Reihenfolge an, in der ein Besuch der Schulen für sie in Frage kommt. Wenn auf diese Daten der RM-Mechanismus angewandt wird, so wird dem/der durchschnittlichen Schüler/in eine Schule zugewiesen, die er/sie wesentlich stärker bevorzugt.

Mehr Gleichheit bei Schüler/innen

Des Weiteren entsteht durch den RM-Mechanismus mehr Gleichheit, da RM weniger als 2 Prozent der Schülerschaft einer Schule mit Rang 10 oder schlechter zuteilt. TTC und DA hingegen ordnen mit 16 und 41 Prozent einen weitaus größeren Teil einer solchen Schule zu. „Es wäre also deutlich effizienter und gerechter, die Wünsche von Eltern und Kindern wie im RM-Mechanismus vorrangig zu behandeln und die Schulvorlieben nur nachrangig zu berücksichtigen“, betont Marktdesign-Experte Thilo Klein. In der Praxis könne das erreicht werden, indem Schulen anstelle von feinmaschigen Vergabekriterien (wie der Wegstrecke zur Schule oder der Durchschnittsnote mit Nachkommastellen), auf grobmaschige Kriterien (wie das Einzugsgebiet der Schule oder ganzzahlige Noten) setzen. Die dadurch entstehenden Maschenweiten in den Vorlieben der Schulen lassen mehr Spielraum, um die Wünsche der Eltern zu berücksichtigen.

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