Starker Euro schwächt Unternehmensgewinne
ForschungDer starke Euro, für den in den vergangenen Wochen kurzfristig bis zu 1,30 US-Dollar gezahlt werden mussten, wirkt sich negativ auf die Gewinnsituation exportorientierter deutscher Unternehmen aus.
Insbesondere die Fahrzeugbranche wird nach Ansicht von 278 Finanzanalysten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im März zu den Auswirkungen der Euro-Stärke befragt hat, hiervon betroffen sein, da sie ihre Vorprodukte zu einem großen Teil im Euroraum beschafft und einen bedeutenden Teil ihrer Produktion im Dollarraum absetzt. Doch auch andere Branchen, die hauptsächlich in den Dollarraum exportieren, wie der Maschinenbau und die Chemie-, Stahl- und Elektroindustrie, müssen mittelfristig aufgrund der anhaltenden Euro-Stärke wohl mit erheblichen Ertragseinbußen rechnen. Von der Euro-Stärke kaum betroffen sind hingegen Branchen, die überwiegend den Euroraum mit ihren Waren und Dienstleistungen bedienen, also die Versorger, die Baubranche und die Versicherungswirtschaft.
Der Wechselkurs des Euros hat sich von seinen Höchstständen inzwischen zwar wieder etwas entfernt, Grund zum Aufatmen gibt dies exportlastigen Firmen dennoch nicht, denn die vom ZEW befragten Experten prognostizieren auch auf Sicht der nächsten sechs Monate im Mittel einen Wechselkurs von 1,2350 US-Dollar/Euro. Dieser Kurs bewegt sich damit nach wie vor auf einem Niveau, das die Gewinne deutscher Exporteure beeinträchtigt. Der Grund hierfür ist, dass eine längerfristige Absicherung gegen Wechselkursrisiken schwierig ist, weil sich gewöhnlich für solche Kontrakte keine Vertragspartner finden lassen. Somit ist eher unwahrscheinlich, dass sich viele Unternehmen zu günstigen Konditionen gegen den derzeitigen hohen Euro-Kurs absichern konnten.
Sollte der Euro-Kurs in Zukunft ein noch deutlich höheres Niveau als zurzeit erreichen, so hätte die Europäische Zentralbank die Möglichkeit, Euros in beliebiger Höhe gegen US-Dollars am Devisenmarkt zu verkaufen, um einer weiteren Gefährdung der Wettbewerbsposition der deutschen Exporteure vorzubeugen. Gedankenspielen in dieser Richtung erteilen die vom ZEW befragten Finanzanalysten indessen eine klare Absage. Nur 37 Prozent von ihnen sprechen sich für eine EZB-Intervention zu diesem Zwecke aus, im Mittel ab einem Wechselkurs von 1,32 US-Dollar/Euro.
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Volker Kleff, E-Mail: kleff@zew.de