Studie zur Aussagekraft von Frühindikatoren - Prognosequalität des ZEW-Indikators auf Sicht von sechs Monaten am besten

Forschung

Immer wieder einmal wird in Wissenschaft oder Öffentlichkeit die Prognosequalität von Frühindikatoren der wirtschaftlichen Entwicklung in Frage gestellt. Eine aktuelle Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim auf Grundlage ökonometrischer Analysen zeigt nun, dass sowohl die im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests ermittelten ZEW-Konjunkturerwartungen als auch die ifo-Geschäftserwartungen des ifo-Instituts in München eine zuverlässige Signalwirkung für die künftige Entwicklung der jährlichen Wachstumsrate der deutschen Industrieproduktion haben.

Prognosen auf Basis von jeweils einem der beiden Indikatoren erweisen sich als deutlich besser als nicht-indikatorbasierte Prognosen. Der signifikante einmonatige Vorlauf der ZEW-Konjunkturerwartungen vor den ifo-Geschäftserwartungen hat sich erneut bestätigt.

Die aktuelle Studie, deren zentrale Ergebnisse in den ZEW Wachstums- und Konjunkturanalysen Juni 2005 vorgestellt werden (ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/kr/kr0502.pdf), zeigt weiter, dass sich die ZEW-Konjunkturerwartungen eher für mittelfristige Prognosen eignen, während die ifo-Geschäftserwartungen für kurze Prognosehorizonte eine größere Treffsicherheit aufweisen. So schneidet der ifo-Indikator im Untersuchungszeitraum von Januar 1997 bis September 2004 für die Prognosehorizonte von ein bis drei Monaten besser ab als der ZEW-Indikator. Letzterer ist hingegen für die Sechs- bis Zwölf-Monats-Vorhersagen besser geeignet. Die höchste Prognosequalität wird von den ZEW-Konjunkturerwartungen bei einem Prognosehorizont von sechs Monaten erzielt, was genau dem Zeitraum entspricht, der der Befragung der Finanzmarktexperten zu Grunde liegt.

Eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Vorlaufeigenschaften der beiden untersuchten Indikatoren könnte sein, dass die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten ihren Fokus auf andere Informationen richten als die Unternehmen, die durch das ifo-Institut befragt werden. Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass die beiden Indikatoren sich gegenseitig ergänzen - und zwar sowohl in ihrem Prognosehorizont als auch dadurch, dass sie die Erwartungen unterschiedlicher Teilnehmerkreise wiedergeben.

Ebenfalls untersucht wurde in der vorliegenden Studie die Prognosegüte im Zeitverlauf. Dazu wurde eine Unterteilung des Untersuchungszeitraums in zwei Zeiträume vorgenommen. Es zeigt sich, dass die Treffsicherheit der Prognosen auf Basis der beiden untersuchten Indikatoren im Laufe der Zeit zugenommen hat. Außerdem kann mittels so genannter Richtungsprognosen bestätigt werden, dass die prognostizierte Veränderungsrichtung sehr häufig mit der tatsächlichen übereinstimmt. Die Resultate dieser qualitativen Prognosen bestätigen also die Treffsicherheit indikatorbasierter Prognosen.

Die vorliegende ZEW-Studie schreibt eine ZEW-Untersuchung von Felix Hüfner und Michael Schröder aus dem Jahr 2002 für den Zeitraum bis 2004 fort. In der Studie wird zum einen durch Granger-Kausalitätstests ermittelt, welche Vorlaufeigenschaften die beiden Frühindikatoren in der Vergangenheit hatten. In diesem Zusammenhang kann gezeigt werden, dass die ZEW-Konjunkturerwartungen im Sinne der Granger-Kausalität einen einmonatigen Vorlauf zum Ifo-Indikator besitzen. Zum anderen werden Prognosemodelle erstellt, die Aufschluss darüber geben, wie genau die beiden Frühindikatoren die zukünftige jährliche Wachstumsrate der Industrieproduktion prognostizieren können. Um die Qualität dieser Prognosen zu ermitteln und zu vergleichen, wird außerdem eine naive Prognose durchgeführt, die nicht auf Indikatoren beruht, sondern ausschließlich auf vergangenen Werten der zu prognostizierenden Wachstumsraten.

Ansprechpartner

Dr. Sandra Schmidt, E-Mail: s.schmidt@zew.de