Trennbankensystem ist nur Nebenschauplatz bei der Reduzierung von Systemrisiko
ForschungAktivitäten des Investmentbankings werden in der Öffentlichkeit als Mitverursacher der globalen Finanzmarktkrise der letzten Jahre kritisiert. Deshalb konzentriert sich die aktuelle Diskussion zur Neustrukturierung des europäischen Bankensektors insbesondere auf die Einführung eines Trennbankensystems, bei dem die Aktivitäten von Geschäftsbanken ("Retail Banks") und Investmentbanken voneinander rechtlich und wirtschaftlich weitgehend separiert wären. Eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) liefert nun ein umfassendes Bild über Trennbankensysteme. Gleichzeitig hinterfragt die Studie die bestehenden Überlegungen und zeigt die Folgen einer möglichen Umsetzung in Deutschland auf.
Aus der Untersuchung wird deutlich, dass ein Trennbankensystem nicht wesentlich zur Reduzierung des systemischen Risikos beitragen kann.Ein systemisches Risiko besteht dann, wenn ein Schock, der zunächst nur ein Kreditinstitut betrifft, auf weitere Institute übergreift und dadurch große Teile des Bankensektors in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein systemisches Risiko erwächst vor allem aus einem starken Kreditwachstum, einer unzureichenden Eigenkapitalbasis und einem hohen Anteil an kurzfristiger Kapitalmarktfinanzierung. Die ZEW-Studie kommt zu dem Schluss, dass Trennbankensysteme nicht an diesen Hauptrisikofaktoren ansetzen. "Daher stellt die Diskussion um die Einführung eines solchen Bankensystems nur einen Nebenschauplatz in der Debatte um die Reduktion des Systemrisikos dar", sagt Prof. Dr. Michael Schröder, Leiter des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement am ZEW.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass bei einer strikten Trennung von Investmentbank und Geschäftsbank nützliche Risikoreduktionseffekte aus dem Bankgeschäft verloren gehen können. So kann etwa ein relativ niedriger Anteil an Investmentgeschäft das Risiko der Gesamtbank reduzieren und die Relation von Ertrag zu Risiko verbessern. Durch eine strikte Trennung würden sowohl die Geschäftsbank als auch die Investmentbank an Stabilität einbüßen, verglichen mit der Situation vor einer Trennung. Ebenso deuten die Ergebnisse daraufhin, dass ein Trennbankensystem nicht notwendig ist, um Interessenkonflikte innerhalb von Banken zu verhindern, wie sie etwa bei einer Privatkundenberatung zu einem Investmentprodukt, das von der gleichen Bank geschaffen wurde, vorliegen können.
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Prof. Dr. Michael Schröder, Telefon 0621/1235-140, Email schroeder@zew.de