Unternehmensnahe Dienstleister: Schlechte Arbeitsmarktchancen für Ungelernte
ForschungDie anhaltende konjunkturelle Flaute bei den unternehmensnahen Dienstleistern beeinflusst ihre Arbeitsnachfrage zunehmend negativ. Dies bekommen die Mitarbeiter fast aller Qualifikationsgruppen zu spüren. Mitarbeiter ohne formalen Berufsabschluss sind allerdings am stärksten betroffen.
Diese Ergebnisse gehen aus einer Konjunkturumfrage bei unternehmensnahen Dienstleistern hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine Creditreform, Neuss, im September 2001 durchgeführt hat. An dieser Umfrage beteiligen sich vierteljährlich rund 1.000 Unternehmen aus folgenden Branchen: Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur, technische Planung und Beratung, Kfz-Vermietung, Maschinenvermietung, Speditions- und Logistikunternehmen, EDV-Dienstleistungen, Werbeagenturen sowie Unternehmen der Abfallwirtschaft.
Im dritten Quartal 2000 hatten noch deutlich mehr Unternehmen der unternehmensnahen Dienstleister angegeben, dass ihr Personalbestand an Mitarbeitern ohne formalen Berufsabschluss in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen sei. Im aktuellen Quartal, dem dritten Quartal 2001, haben dagegen deutlich mehr Unternehmen Mitarbeiter dieser Qualifikationsgruppe entlassen als eingestellt. Auch die Nachfrage nach Mitarbeitern, die einen Berufsabschluss oder einen Fachschulabschluss vorweisen können, hat nachgelassen. In diesen Qualifikationsgruppen haben die Unternehmen aber weiterhin mehr Mitarbeiter eingestellt als entlassen.
Für Personal mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss naturwissenschaftlich-technischer und/oder sozialwissenschaftlicher Fächer war im Jahr 2001 die Chance, eingestellt zu werden, am besten. Aber auch für sie gilt, dass sich ihre Arbeitsmarktchancen im Vergleich zu den vergangenen Jahren verschlechtert haben.
Die größte Bedeutung haben Mitarbeiter mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss in naturwissenschaftlich-technischen Fächern für die EDV-Dienstleister. Die Nachfrage dieser Branche nach Personal dieser Qualifikationsgruppe ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Erheblich nachgelassen hat indessen die Nachfrage der EDV-Dienstleister nach Personal ohne formalen Berufsabschluss. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass sich die Konsolidierungsphase in der "New Economy" vor allem auf die Quereinsteiger negativ auswirkt, die bis zum Jahr 2000 noch gute Arbeitsmarktchancen in dieser Branche hatten.
Zur Konsolidierung bei den EDV-Dienstleistern trägt bei, dass auf den heimischen Märkten zunehmend ausländische Konkurrenten auftreten. Dabei hat sich außer bei den EDV-Dienstleistern auch bei allen anderen Branchen der unternehmensnahen Dienstleister im Jahr 2001 im Vergleich zu den vergangenen Jahren die Präsenz ausländischer Konkurrenten auf den heimischen Märkten erhöht. Die Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges dringen ihrerseits aber auch mit Hilfe von Exporten in ausländische Märkte vor.
Darüber hinaus stärken die unternehmensnahen Dienstleister ihre Wettbewerbssituation durch Produkt- und Prozessinnovationen. Dabei sind für die Unternehmen Prozessinnovationen, also der unternehmensinterne Einsatz neuer oder wesentlich verbesserter Technologien bei der Dienstleistungserstellung, bedeutender als Produktinnovationen, also neue oder wesentlich verbesserte Dienstleistungen. Aufgrund des Wettbewerbsdrucks sind die Unternehmen gezwungen, ihre innerbetriebliche Leistungserstellung so effizient wie möglich zu gestalten.
Die Bedeutung von Prozessinnovationen ist dabei seit 1999 stark gestiegen. Während Prozessinnovatoren 1999 einen Umsatzanteil von rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes der unternehmensnahen Dienstleistern erwirtschafteten, liegt ihr Umsatzanteil 2001 bereits bei fast 85 Prozent. Auch Produktinnovationen spielen 2001 im Vergleich zu 1999 eine größere Rolle. 2001 erwirtschafteten Produktinnovatoren rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes der unternehmensnahen Dienstleister. 1999 waren es hingegen erst knapp 50 Prozent.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Alexandra Spitz-Oener, Telefon: 0621/1235-293, E-Mail: spitz@zew.de