Unvollendeter EU-Binnenmarkt: 5 Milliarden Euro unnötige Fondskosten im Jahr
ForschungDie europäische Kleinstaaterei behindert durch nationale Hemmnisse noch immer die Vollendung des einheitlichen EU-Binnenmarkts für Finanzdienstleistungen. Den Sparer kommt dies teuer zu stehen.
Bis zu 5 Milliarden Euro könnten beispielsweise jedes Jahr eingespart werden, wenn ein echter Binnenmarkt für Fondsprodukte mit größeren Fondsvolumina geschaffen würde. Milliardenbeträge, die dann den Sparern zugute kommen könnten, die in Fonds investiert haben. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und des Instituts für Europäische Politik, Berlin, zu den Problemen des EU-Binnenmarkts für Finanzdienstleistungen. Die Studie mit dem Titel "The Benefits of a Working European Retail Market for Financial Services" wurde für den European Financial Services Round Table erstellt.
Obwohl der Binnenmarkt auf dem Papier seit 1993 vollendet ist, greifen viele EU-Staaten immer noch in die Trickkiste des Steuerrechts oder des vermeintlichen Konsumentenschutzes, um ihre Märkte abzuschotten. Die Rechnung zahlen der ZEW-Studie zufolge die Verbraucher, beispielsweise auch in Form überhöhter Kreditzinsen. Für einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro wurden zwischen 1995 und 1999 je nach EU-Mitgliedstaat Zinsen in Rechnung gestellt, die um bis zu 2.600 Euro über dem Zins eines voll integrierten Marktes lagen.
Die Analyse zeigt weiter, dass nicht nur der Verbraucher von mehr Integration und Wettbewerb der europäischen Banken und Versicherungen profitieren würde. Auch das Wirtschaftswachstum würde positiv beeinflusst. Nicht zuletzt käme es auch dem Euro zu Gute, wenn die Politik endlich mehr täte, um die nationalen Grenzen für Finanzdienstleistungen bedeutungslos zu machen: Die internationale Rolle des Euro gegenüber dem US-Dollar könnte durch mehr Finanzmarktintegration gestärkt werden.
Allerdings machen die ZEW-Forscher auch deutlich, dass der Gesetzgeber nicht alleine verantwortlich für einen Durchbruch in diesem Bereich ist. Auch die Konsumenten sollten endlich unvoreingenommener heimische Finanzprodukte mit denen ausländischer Anbieter vergleichen.
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