Vollständige Übernahme der Postbank hätte geringere Arbeitsplatzverluste zur Folge als Übernahme der Dresdner Bank

Forschung

Die Teilübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank wird vorerst nicht zu Arbeitsplatzverlusten führen. "Erst bei einer zu einem späteren Zeitpunkt eventuell anstehenden vollständigen Übernahme wird es zu einem Abbau von Stellen kommen. Dieser wird aber deutlich geringer ausfallen als bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank, die rund 6.500 Stellen in Deutschland gefährdet", sagt Matthias Köhler, Wissenschaftler im Finanzmarktbereich des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Bei einer späteren Komplettübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank sieht Köhler, der sich am ZEW mit der Integration der Bankenmärkte in Europa und Entwicklungen im deutschen Bankensektor beschäftigt, vor allem Arbeitsplätze im Verwaltungsbereich der Postbank gefährdet. Da die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft weiter ausbauen wolle, würden voraussichtlich nur wenige Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt im Zuge einer vollständigen Postbank-Übernahme entlassen werden. Darüber hinaus habe die Postbank erst vor Kurzem mit rund 5.000 Mitarbeitern im Filialvertrieb einen Kündigungsschutz bis 2011 vereinbart. Stellenstreichungen kämen daher mittel- bis langfristig vor allem auf die Verwaltung zu.

Strategisch hält Köhler das Vorgehen der Deutschen Bank für sehr sinnvoll. So habe die Deutsche Bank mit der Berliner Bank und der Norisbank bereits zwei Institute übernommen, die stark im Privatkundengeschäft tätig seien. Nun könne durch den Einstieg bei der Postbank das Privatkundengeschäft weiter gestärkt werden, was ja ein erklärtes Ziel des Vorstands sei. Die Postbank habe rund 14,5 Millionen Kunden und knapp 850 Filialen. Durch eine spätere vollständige Übernahme ziehe die Deutsche Bank gemessen an der Anzahl der Kunden und Filialen wieder an der Commerzbank vorbei. "Letztere konnte ihr Distributionsnetz und Kundenpotenzial mit der Übernahme der Dresdner Bank zwar deutlich erweitern. Bei einer Übernahme der Postbank könnte sich die Deutsche Bank mit dann rund 25 Millionen Kunden und mehr als 1.800 Filialen in Deutschland aber wieder an die Spitze schieben", erklärt Köhler.

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Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de