Wirkungen staatlicher Sparförderung: Experten mehrheitlich optimistisch
ForschungAus Anlass der aktuellen Diskussion um die Einführung kapitalgedeckter Elemente in die Alterssicherung führte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im Oktober 1999 eine Umfrage unter rund 400 Finanzmarktanalysten aus Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen durch. Die Experten wurden dazu befragt, welche Wirkung sie staatlichen Fördermaßnahmen mit Bezug auf die private Vermögensbildung zubilligen und welchen Fördermaßnahmen sie den Vorzug geben würden.
Die Mehrzahl der Experten zeigt sich bezüglich der Wirkungen staatlicher Sparförderungsmaßnahmen optimistisch. So geht deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) davon aus, dass sie die Sparquote erhöhen. Rund ein Viertel unterstellt eine höhere Ersparnis in den geförderten Anlageformen, ein weiteres knappes Drittel erwartet zusätzliche Umschichtungen im Portfolio privater Kapitalanleger. Immerhin noch 35 Prozent der Analysten vermuten, dass vor allem Umschichtungen im Anlageverhalten auftreten. Weniger als 10 Prozent sprechen staatlichen Sparförderungsmaßnahmen dagegen jede Wirkung ab.
Folglich votiert auch nur ein geringer Teil des Expertenkreises gänzlich gegen Sparförderungsmaßnahmen. Die deutliche Mehrheit der Experten (58 Prozent) setzt auf die traditionelle Lösung staatlicher Anreize zum freiwilligen Sparen. Immerhin 35 Prozent befürworten ausschließlich oder zusätzlich eine obligatorische Sparquote der Privaten: ein Reformvorschlag, dem in der politischen Diskussion bisher wenig Sympathie entgegengebracht wurde. Auffällig ist, dass in diesem Lager mehr als 70 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass die private Sparquote durch staatliche Maßnahmen tatsächlich erhöht werden kann, während es bei den ausschließlichen Verfechtern staatlicher Sparanreize nur gut 50 Prozent sind.
Eine nach Investorengruppen differenzierte Analyse lässt weitgehende Einheitlichkeit bezüglich der Antworthäufigkeiten erkennen. Lediglich die Antworten der Experten in der Versicherungswirtschaft lassen auf eine etwas stärkere Polarisierung schließen. Zwar erwarten auch hier mehr als die Hälfte aller Befragten eine Erhöhung der Sparquote als Folge staatlicher Maßnahmen. Allerdings fällt der Anteil der Analysten, die der Sparförderung keine wesentlichen Effekte zumessen, rund doppelt so hoch aus wie im Durchschnitt der gesamten Stichprobe.
Ansprechpartner
Dr. Peter Westerheide, E-Mail: westerheide@zew.de