ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Aktuelle Konjunkturlage und Erwartungen verschlechtern sich
Konjunkturindikator SchweizDer vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse durchgeführte Finanzmarkttest zeigt im November, dass sich sowohl die Einschätzung der gegenwärtigen Wirtschaftslage als auch die Konjunkturerwartungen eingetrübt haben. Die Beurteilung der aktuellen Lage erreicht mit 82,7 Punkten zwar immer noch ein hohes Niveau, der Wert bleibt aber 11,3 Punkte hinter dem Vormonatswert zurück. Der ZEW CS-Indikator der Konjunkturerwartungen sinkt im November um 12,9 Punkte auf ein Niveau von -28,9 Punkten.
Der Saldo der Inflationserwartungen steigt in der aktuellen Umfrage um 10 Punkte. Gleichzeitig sinkt der Saldo der kurzfristigen Zinserwartungen um 5,5 Punkte. Die Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes wird von den Umfrageteilnehmern im Vormonatsvergleich zwar etwas schlechter erwartet, aber fast die Hälfte der Teilnehmer rechnet auch in Zukunft noch mit steigenden Kursen. Die aktuelle Sonderfrage zeigt unter anderem, dass die meisten der befragten Finanzmarktteilnehmer ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft in 2008 zwischen 2 Prozent und 2,3 Prozent für realistisch erachten.
Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage des Schweizer Finanzmarkttests deuten auf eine weiterhin positive Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Situation in der Schweiz hin. Die große Mehrheit der Analysten (82,7 Prozent) – jedoch 11,3 Prozent weniger als im Vormonat – betrachtet die wirtschaftliche Dynamik als gut. Die restlichen 17,3 Prozent der Finanzmarktexperten bewerten die gegenwärtige Wirtschaftslage als normal. Der ZEW CS-Indikator der konjunkturellen Erwartung sinkt deutlich um 12,9 Punkte auf einen Saldo von -28,9 Punkten. Lediglich 1,9 Prozent der Experten erwarten eine Verbesserung der Konjunktur, während 30,8 Prozent (+6,8 Prozent) eine Verschlechterung prognostizieren. Die überwiegende Mehrheit von 67,3 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnet mit einer unveränderten Konjunkturlage im nächsten Halbjahr. Mit 55,8 Prozent erwartet die Mehrzahl der Experten mittelfristig eine steigende Inflationsrate. Ein weiterer großer Teil (40,4 Prozent) geht davon aus, dass sich die Teuerungsrate nicht ändern wird. Der entsprechende Indikator steigt um 10 auf 52,0 Punkte.
Die Erwartungen hinsichtlich der kurzfristigen Zinsen sinken in der Novemberumfrage. Der Anteil der Finanzmarktexperten, die eine Erhöhung der kurzfristigen Zinsen im nächsten Halbjahr für wahrscheinlich halten, verringert sich um 7,6 Prozent und beträgt damit 40,4 Prozent. Deutlich mehr als die Hälfte der Analysten (57,7 Prozent) erwartet keine Veränderung des kurzfristigen Zinsniveaus. Der Saldo für die Zinsdifferenz in Bezug auf die kurzfristigen Zinsen zwischen der Schweiz und dem Euroraum sinkt hingegen um 12 auf -28 Punkte. Mit 60 Prozent der Umfrageteilnehmer prognostiziert aber die Mehrheit weiterhin keine Veränderung der Zinsdifferenz.
In Bezug auf die langfristigen Zinsen halten 64,7 Prozent (+6,7 Prozent) der Finanzmarktexperten eine Erhöhung des Zinsniveaus für das wahrscheinlichste Szenario. Etwas weniger Teilnehmer (29,4 Prozent) erwarten keine Veränderung. Der entsprechende Saldo steigt damit leicht um 2,8 Punkte auf 58,8 Punkte.
Im Umfeld zunehmender Unsicherheiten auf den weltweiten Aktienmärkten ist der Swiss Market Index (SMI) nach einer kurzen Erholung Anfang Oktober gesunken. Fast die Hälfte der Finanzmarktexperten ist jedoch nach wie vor der Ansicht, dass die Kurse mittelfristig steigen werden. Dagegen erwartet jeweils etwa ein Viertel (25,5 Prozent) der Befragten keine Veränderung beziehungsweise sinkende Aktienkurse.
Der Wechselkurs des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro brach seinen Trend vorerst nach seinem Höchststand Ende Oktober bei 1,68 EUR/CHF und sank zwischenzeitlich bis unter 1,64. Mit einer weiteren Aufwertung des Frankens rechnen 63,4 Prozent der Analysten und damit 8,3 Prozent mehr als im Vormonat. 30,8 Prozent der Experten erwarten, dass sich der Wert des Schweizer Frankens im Vergleich zum Euro nicht ändern wird. Der Saldo des Indikators für diesen Wechselkurs steigt in der Folge um 12,7 Punkte auf 57,6 Punkte.
Auch in den Erwartungen für den Rohölpreis gab es vor dem Hintergrund der neuen Höchststände in den vergangenen Wochen große Veränderungen. In der aktuellen Umfrage prognostiziert nur noch knapp ein Drittel (31,3 Prozent) der Befragten einen steigenden Preis für ein Barrel Öl. Hingegen halten 47,1 Prozent (+23,7 Prozent) der Analysten einen Rückgang des Ölpreises für wahrscheinlicher. Der Saldo sinkt stark um 37,1 Punkte auf einen neuen Wert von 57,6 Punkten.
Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten im November zu ihren Einschätzungen des realen Wachstums des Schweizer Bruttoinlandsprodukts befragt. Etwa die Hälfte der Befragten (52 Prozent) hält ein Wachstum zwischen 2 Prozent und 2,3 Prozent in 2008 für realistisch. 17 Prozent schätzen, das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz werde um mehr als 2,3 Prozent steigen. Von den befragten Experten halten 53 Prozent die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz für sehr gut. Als größten Wettbewerbsvorteil der Schweiz erachten 33 Prozent der befragten Experten die Qualität von Ausbildung und Arbeitnehmern. Weitere Details finden sich in der neuesten Ausgabe des Finanzmarktreports Schweiz (siehe Link weiter unten).
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.
Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.
Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.
Ansprechpartner
Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de
Fabian Heller (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com