ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartung und Ausblick für Aktienmarkt sinken deutlich, aktuelle Lage weiterhin positiv

Konjunkturindikator Schweiz

Gemäß der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit der Credit Suisse durchgeführten Umfrage befindet sich die Wirtschaftslage in der Schweiz zwar nach wie vor auf hohem Niveau, der Saldo verringerte sich jedoch um 4,1 auf 80,6 Punkte. Deutlich stärker fielen die Konjunkturerwartungen (ZEW CS-Indikator): Sie nahmen um 21,6 auf -26,7 Punkte ab. Auch der Ausblick für den Schweizer Aktienmarkt trübte sich drastisch ein. Der Saldo liegt mit 35,8 Punkten um 29,1 Punkten unter dem Niveau des Vormonats.

Wenig Bewegung gab es dagegen bei den Erwartungen bezüglich der Inflation und den langfristigen Zinsen. Bei den kurzfristigen Zinsen gehen erheblich weniger Umfrageteilnehmer als noch im Vormonat davon aus, dass diese in den nächsten Monaten steigen werden. Die Subprime-Krise betrachtet knapp die Hälfte der Teilnehmer als sehr große Gefahr für das Weltfinanzsystem. Dagegen erwartet eine überwältigende Mehrheit, dass der Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft nur mäßig bis gering ausfallen wird. Eine knappe Mehrheit der Teilnehmer erwartet, dass die Liquiditätsknappheit innerhalb der nächsten drei Monate ausklingen wird.

Die aktuelle Umfrage des Finanzmarkttests Schweiz zeichnet weiterhin ein durchaus positives Bild der derzeitigen wirtschaftlichen Dynamik. Mit 82,4 Prozent betrachtet die große Mehrheit der Analysten die schweizerische Wirtschaftslage als gut. Der entsprechende Saldo verringerte sich jedoch erneut und notiert nun 4,1 Punkte tiefer bei 80,6 Punkten.

Pessimistisch zeigen sich die befragten Finanzmarktexperten bezüglich ihrer konjunkturellen Erwartungen. Gut ein Drittel der Befragten - und damit 23,6 Prozent mehr als im Vormonat - erwarten eine Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage in der Schweiz. Fraglich ist, ob Befürchtungen aufkommen, die Subprime-Krise in den USA werde auf die Schweiz übergreifen und deren Wirtschaft abkühlen. Der ZEW CS-Indikator für die wirtschaftlichen Erwartungen in der Schweiz sinkt deutlich um 21,6 auf -26,7 Punkte und steht dennoch höher als die Saldi der übrigen Wirtschaftsräume, allen voran der Vereinigten Staaten und Großbritannien.

Eine weitere Erhöhung der kurzfristigen Zinsen erwarten 46,5 Prozent der Analysten (-16,2 Prozent). Demgegenüber prognostizieren knapp neun Prozent der Experten eine Zinssenkung. Der Saldo sinkt um 21,7 Punkte auf 37,6 Punkte.

Die gegenwärtigen Turbulenzen auf den weltweiten Finanzmärkten spielen auch für die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum eine große Rolle. Bezüglich der Differenz der kurzfristigen Zinsen erwartet mit 57,1 Prozent der überwiegende Teil der Analysten keine Veränderung. 35,7 Prozent der Befragten rechnen sogar damit, dass sich die Differenz verringern wird.
Entgegen den äußerst positiven Erwartungen in Bezug auf den Schweizer Aktienindex im vergangenen Monat, als 77,2 Prozent der Analysten eine Erhöhung des Swiss Market Index (SMI) erwarteten, gehen in der aktuellen Umfrage mit 57,2 Prozent deutlich weniger Experten von steigenden Aktienkursen aus. 21,4 Prozent der Befragten erwarten, dass der SMI in sechs Monaten tiefer notieren wird. Der entsprechende Saldo sinkt daher um 29,1 auf 35,8 Punkte.

Nach einer kurzen Phase der Aufwertung des Schweizer Frankens im Juli und August lässt sich seit Mitte August wieder ein Abwertungstrend erkennen. Mit 61,4 Prozent der Analysten (11 Prozent weniger als im Vormonat) erwartet ein großer Teil der Finanzmarktexperten eine Aufwertung der Schweizer Währung. Sieben Prozent sind der Meinung, der Schweizer Franken werde weiter abwerten. Der Saldo sinkt um 12,8 Punkte auf einen Wert von 54,4 Punkten.

In Bezug auf den Preis für einen Barrel Öl prognostizieren fast unverändert 29,1 Prozent der Befragten eine sinkende Notierung. In den vergangenen Monaten war der Ölpreis auf neue Höchststände gestiegen und notiert derzeit bei etwa 77 Dollar pro Barrel. Dennoch erwarten 43,6 Prozent der Experten - das sind 7,4 Prozent mehr als im Vormonat - einen steigenden Ölpreis.
Bezüglich der Branchen-Erwartungen verschlechterten sich allen voran der Indikator für Banken und der für den Sektor Konsum und Handel. Nur noch 1,9 Prozent der Befragten erwarten, dass sich die Ertragslage bei den Banken bessern wird. Die überwiegende Mehrheit von 73,1 Prozent (+19,3 Prozent) rechnet mit einer Verschlechterung. Der Saldo sinkt um 27,1 Punkte auf -71,2 Punkte.

Die Spezialfrage bezog sich in diesem Monat auf die Liquiditätskrise und ihre Folgen. Knapp die Hälfte der Teilnehmer sieht sehr große Risiken für das globale Finanzsystem, während die andere Hälfte die Risiken für gering hält. Die Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft stuft die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer dagegen als gering bis mäßig ein. 61 Prozent der Teilnehmer gehen zudem davon aus, dass die Liquiditätskrise keinen negativen Einfluss auf die Zinssätze in der Schweiz haben wird. Eine knappe Mehrheit der Teilnehmer erwartet, dass die Liquiditätsknappheit innerhalb der nächsten drei Monate ausklingen wird.

Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (siehe Link weiter unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.

Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und die gesamte Dienstleistungsbranche.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Detaillierte Ergebnisse - einschließlich der Umfrageergebnisse bezüglich der Wirtschaftsentwicklung anderer Länder - können der heute veröffentlichten Ausgabe des "Financial Market Report Switzerland" entnommen werden.

Ansprechpartner

Dr. Michael Schröder (ZEW), Telefon: +49/621/1235-140, E-Mail: schroeder@zew.de
Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de
Fabian Heller (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com