ZEW-Energiemarktbarometer - Experten erwarten stark steigende Erdgaspreise
ForschungErdgas wird nach Ansicht von Energieexperten innerhalb der nächsten sechs Monate deutlich teurer werden, während die Preise für Kohle und Rohöl in diesem Zeitraum eher stagnieren sollen. Beim Strom halten sich die Erwartungen steigender und stabiler Preise für die nächsten sechs Monate in etwa die Waage. Auf Sicht von zwei Jahren ist allerdings für alle Energieträger mit steigenden Preisen zu rechnen.
Dies zeigt das aktuelle ZEW-Energiemarktbarometer, für das das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, halbjährlich etwa mehr als 200 Experten aus Energieversorgungs-, -handels- und Dienstleistungsunternehmen zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt.
Die Erwartungen der Preisentwicklung für Erdgas laufen unter den fossilen Energieträgern am deutlichsten nach oben. Mehr als 72 Prozent der für das ZEW-Energiemarktbarometer befragten Energieexperten gehen für das kommende halbe Jahr von steigenden Preisen aus, 24 Prozent erwarten stagnierende und lediglich vier Prozent sinkende Gaspreise. Bezogen auf die kommenden zwei Jahre erwarten rund 63 Prozent der Teilnehmer einen Anstieg der Gaspreise. Gut 24 Prozent gehen davon aus, dass die Preise in etwa auf dem aktuellen Niveau verbleiben, und knapp 13 Prozent rechnen für diesen Zeitraum mit sinkenden Gaspreisen.
Der Preis des anderen - für die Erzeugung von Strom und Wärme ebenfalls wichtigen - fossilen Brennstoffs, Kohle, wird sich nach Auffassung der meisten Experten kurzfristig kaum bewegen. Gegenüber 31 Prozent, die einen steigenden Kohlepreis in den kommenden sechs Monaten erwarten, rechnen 63 Prozent damit, dass der Preis stagniert, und acht Prozent gehen von einem fallenden Kohlepreis aus.
Von allen in der ZEW-Umfrage genannten Energieträgern unterscheiden sich die kurzfristigen von den langfristigen Preiserwartungen beim Rohöl am deutlichsten. Während die Experten auf Sicht von sechs Monaten stagnierende Ölpreise erwarten, rechnen sie für die kommenden zwei Jahre mit Preissteigerungen. So erwarten für das kommende halbe Jahr 34 Prozent einen steigenden und 49 Prozent einen stagnierenden Ölpreis, und knapp 18 Prozent gehen von einem sinkenden Preis aus. Mit Blick auf die nächsten zwei Jahre erwartet dagegen eine deutliche Mehrheit von 59 Prozent steigende Preise, während 23 Prozent von einem stagnierenden und weiterhin 18 Prozent von einem sinkenden Ölpreis ausgehen. Die unterschiedlichen Erwartungen spiegeln möglicherweise die Auffassung wieder, dass derzeit aufgrund der starken Investitionen in Förder- und Raffineriekapazitäten der Ölpreis sinken kann. Allerdings steht nicht zu erwarten, dass sich an wichtigen nachfrageseitigen Determinanten des Ölpreises mittel- bis langfristig Wesentliches ändert. So werden die Nachfrage der USA und vor allem Chinas nach den Prognosen der Internationalen Energieagentur weiter steigen.
Knapp die Hälfte der Experten (48 Prozent) erwartet für die kommenden sechs Monate steigende Strompreise. Etwa 45 Prozent gehen davon aus, dass die Strompreise stagnieren, und lediglich sechs Prozent rechnen bis Mitte des Jahres mit sinkenden Strompreisen. Für den Zeitraum von zwei Jahren gehen fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) von steigenden Preisen für Elektrizität aus, 24 Prozent erwarten konstante und 12 Prozent sogar sinkende Strompreise für diesen Zeitraum. Damit laufen die Erwartungen zwar im Saldo (Differenz der Erwartung steigender und sinkender Preise) auf steigende Preise hinaus, allerdings liegt dieser Saldo sowohl für die kurz- als auch für die mittelfristigen Erwartungen auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2003 - dem Geburtsjahr des ZEW-Energiemarktbarometers.
Ansprechpartner
Dr. Ulf Moslener, E-Mail: moslener@zew.de