ZEW Energiemarktbarometer - Wirtschaftskrise dämpft nur vorübergehend den Anstieg der Energiepreise in Deutschland

Forschung

Die Wirtschaftskrise hält auch weiterhin die Preise auf den deutschen Energiemärkten in Schach. Die Preise für Elektrizität, Rohöl, Gas und Kohle werden im nächsten halben Jahr stagnieren – eine beruhigende Nachricht für Unternehmen und Verbraucher. Allerdings ist auf Sicht von fünf Jahren wieder mit steigenden Energiepreisen für alle genannten Energieträger zu rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle ZEW Energiemarktbarometer, eine Umfrage unter rund 200 Energiemarktexperten, die halbjährlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführt wird.

Für das nächste halbe Jahr gehen 61 Prozent der Umfrageteilnehmer davon aus, dass der Strompreis in Deutschland auf seinem aktuellen Niveau stagnieren wird. Gut 24 Prozent rechnen dagegen mit steigenden Preisen für Elektrizität. Rund 15 Prozent der Energiemarktexperten prognostizieren sinkende Strompreise. Damit scheint sich die wirtschaftliche Abschwächung nicht in sinkenden Strompreisen niederzuschlagen. Obwohl es seit Mitte 2008 Preisrückgänge an der Leipziger Strombörse gab, sanken auch bisher die Verbraucherpreise nicht.

Deutliche Auswirkungen hatte die Wirtschaftskrise auf die Preise für Rohöl. In der letzten Befragung ging zwar fast ein Drittel der Befragten von einer Aufwärtsbewegung der Ölpreise in Deutschland aus, mit 66 Prozent rechnet nun aber eine klare Mehrheit mit stagnieren Ölpreisen im nächsten halben Jahr. Lediglich drei Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten sinkende Ölpreise in der kurzen Frist. Die Befragung wurde im Mai 2009 und damit noch vor den jüngsten Ölpreishöchstständen vom Juni durchgeführt. Daher ist auf absehbare Zeit davon auszugehen, dass es nun nur noch wenig Spielraum für weitere Preissteigerungen gibt.

Für den Energieträger Kohle erwarten sogar etwa drei Viertel der befragten Experten, dass sich die Preise in den nächsten sechs Monaten seitwärts bewegen werden. Rund 15 Prozent prognostizieren steigende, zwölf Prozent sinkende Kohlepreise.

Die Preiserwartungen für Erdgas haben sich im Vergleich zum vergangenen ZEW Energiemarktbarometer leicht stabilisiert. Nachdem Anfang 2009 mehr als die Hälfte der befragten Experten mit sinkenden Erdgaspreisen rechneten, geht nun eine Mehrheit von 53 Prozent der Befragten von einem stagnierenden Preisniveau für Erdgas aus. Niedrigere Gaspreise werden in der kurzen Frist dagegen nur von rund 29 Prozent erwartet, 18 Prozent der Befragten prognostizieren eine Aufwärtsbewegung der Gaspreise. Hierin zeigt sich die verzögerte Anpassung der Gaspreise an die volatile Entwicklung auf den Ölmärkten.

Auf Sicht von fünf Jahren erwartet allerdings die deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmer, dass Energie in Deutschland teuerer wird. Über 90 Prozent der Energiemarktexperten gehen davon aus, dass die Preise für Strom, Erdöl und Erdgas in der mittleren Frist steigen werden. Mit stabilen Preisen rechnen dagegen jeweils weniger als 10 Prozent der Experten. Nur eine verschwindende Minderheit glaubt an eine Abwärtsbewegung der Strom-, Öl- und Gaspreise.

Auch bei den Kohlepreisen dominieren steigende Preiserwartungen für die mittlere Frist. Hier erwarten mit 80 Prozent jedoch etwas weniger Experten einen Preisanstieg in den nächsten fünf Jahren. Rund 17 Prozent der Experten prognostizieren gleich bleibende, rund drei Prozent sinkende Kohlepreise.

Ansprechpartner

Nikolas Wölfing, Telefon: 0621/1235-217, E-Mail: woelfing@zew.de

Prof. Dr. Andreas Löschel, Telefon: 0621/1235-200, E-Mail: loeschel@zew.de

Kontakt

Prof. Dr. Nikolas Wölfing
Zum Profil
Kathrin Böhmer
Zum Profil