ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE - Pessimistische Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa setzen sich durch

Konjunkturindikator CEE

Die Finanzmarktexperten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, monatlich zu ihren Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa befragt, werden zunehmend pessimistischer. Im November ist der Konjunkturindikator CEE wieder gesunken und liegt nun bei -17,7 Punkten. Auch die Lageeinschätzung für die mittel- und osteuropäischen Länder ist schlechter als im Vormonat, wird aber immer noch überwiegend positiv beurteilt. Der österreichischen Wirtschaft bescheinigen die Experten ebenfalls eine aktuell gute Verfassung, allerdings haben sich die Konjunkturaussichten recht stark eingetrübt.

Der Konjunkturindikator CEE, der als Saldo der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten ermittelt wird, ist im November nochmals um 6,3 Punkte zurückgegangen. Der Pessimismus der Finanzmarktexperten ist jetzt recht deutlich an einem Saldo von -17,7 Punkten zu erkennen. Der Anteil der Befragten, die mit einer schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung im nächsten halben Jahr in der Region Mittel- und Osteuropas rechnen, ist zu Lasten des Anteils der Experten mit neutralen Prognosen gestiegen. Der überwiegende Teil der Experten, 62,7 Prozent, rechnet jedoch nicht mit einer Veränderung der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Einschätzung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage der mittel- und osteuropäischen Länder ist dagegen immer noch überwiegend positiv. Der Saldo ist jedoch um 7,2 auf 51 Punkte zurückgegangen.

Für Österreich haben sich die Erwartungen im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung recht drastisch eingetrübt. Der entsprechende Saldo ist um 14,5 Punkte auf -21,3 Punkte gefallen. Die sich im vergangenen Monat ankündigende Stabilisierung der Konjunkturerwartungen hat sich damit nicht fortgesetzt, vielmehr wurde ein neuer Tiefstwert erreicht. Die Einschätzung der aktuellen Lage der österreichischen Wirtschaft ist dagegen mit einem Saldo von 62,5 Punkten im Vergleich zu 65,2 Punkten im Vormonat nur leicht gesunken.

Mit der sich verschlechternden Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung geben die Experten zudem steigende Inflationsrisiken an. Sowohl für Österreich als auch für die Region Mittel- und Osteuropa rechnen sie mit steigenden Inflationsraten. Beide Salden haben im November zugenommen, für Österreich um 3,2 Punkte und für Mittel- und Osteuropa sehr deutlich um 16,8 Punkte.

Dass den steigenden Inflationsgefahren in Österreich und auch in der Eurozone insgesamt durch entsprechende geldpolitische Maßnahmen in der mittleren Frist begegnet werden könnte, erwarten die Experten wohl weniger. Sie prognostizieren zwar steigende kurzfristige Zinsen (Saldo: 6,0 Punkte), diese Prognose ist jedoch deutlich weniger ausgeprägt als im Vormonat. Für die mittel- und osteuropäischen Länder haben sich die Erwartungen der Experten über die Entwicklung der kurz- und langfristigen Zinsen dagegen nicht einheitlich entwickelt. Dafür sind die Volkswirtschaften zu heterogen.

Die Erwartungen für die Aktienmarktentwicklung haben sich in diesem Monat deutlich verschlechtert. Für den ATX ist der Anteil der Finanzmarktexperten, die in den nächsten sechs Monaten mit einem steigenden Aktienmarktindex für Österreich rechnen, um 20,9 Prozentpunkte zurückgegangen und der Anteil der Experten, die mit sinkenden Kursen rechnen, ist um 4,3 Prozentpunkte gestiegen. Der Saldo erreicht im November nur noch 12,3 Punkte. Der Saldo für den NTX ist sogar noch stärker gefallen (-33,3 Punkte) als der für den ATX, allerdings von einem höheren Niveau aus, so dass die Finanzmarktexperten im Saldo (28,6 Punkte) immer noch mit steigenden Kursen auf die Sicht von sechs Monaten rechen. Die deutlich pessimistischeren Erwartungen der Umfrageteilnehmer betreffen dabei alle betrachteten Aktienindizes mittel- und osteuropäischer Länder.

Die Sonderfrage, die den Experten im November gestellt wurde, beschäftigt sich mit der Wettbewerbsfähigkeit der Region Mittel- und Osteuropas. Die Experten schätzen die Tschechische Republik, Slowakei und Slowenien überdurchschnittlich wettbewerbsfähig im Vergleich zu der Wirtschaftsregion Mittel- und Osteuropa als Ganzes ein. Eine durchschnittliche Wettbewerbsfähigkeit bescheinigen die Umfrageteilnehmer Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Ungarn. Eher unterdurchschnittlich wird vor allem Serbien eingestuft. Als besonders wichtige Einflussfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit nennen die Experten die Humankapitalausstattung, die Produktivität sowie die Infrastruktur.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchgeführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region werden Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien gezählt.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

Ansprechpartner

Dr. Katrin Ullrich, E-Mail: ullrich@zew.de