ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE - Überwiegend positive Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage in Mittel- und Osteuropa; vorerst verhaltener Ausblick für die nächsten sechs Monate
Konjunkturindikator CEEIm Juni verbessern sich die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten für die Tschechische Republik, Rumänien, Kroatien und die Slowakei. Der Konjunkturausblick für die gesamte Region Mittel- und Osteuropa (CEE) bleibt dagegen, wie bereits im Vormonat, vorerst noch verhalten. Der CEE-Indikator, der als Saldo der positiven und negativen Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region auf Sicht von sechs Monaten vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, monatlich ermittelt wird, geht in der aktuellen Umfrage um 4,6 Punkte zurück und liegt nun bei minus 28,7 Punkten. Ein hoher Anteil an Finanzexperten (42,9 Prozent) erwartet allerdings keine Veränderung der Konjunktur in der Region.Die Bewertung der aktuellen Wirtschaftslage bleibt nach einem geringfügigen Rückgang im Juni weiterhin positiv mit einem Saldo von 34,5 Punkten.
Ähnlich wie die CEE-Region insgesamt, beurteilen die Experten die österreichische Wirtschaft. Der Konjunkturindikator, der die Erwartungen der Analysten hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Österreich widerspiegelt, sinkt marginal um 2,2 Punkte auf minus 30,8 Punkte. Die Bewertung der aktuellen Wirtschaftslage bleibt nach einer Verschlechterung um 4,1 Punkte weiterhin positiv.
Der Anteil der Experten, der eine Verschlechterung der Konjunktur in der Eurozone erwartet, geht in der Juni-Umfrage zurück. Dadurch verbessert sich der Indikator der Konjunkturerwartungen für die Eurozone in diesem Monat am stärksten. Er steigt um 8,5 Punkte auf minus 36,3 Punkte.
Nach zurückhaltenden Konjunkturprognosen der Umfrageteilnehmer für beinahe alle untersuchten CEE-Länder im Vormonat haben sich die Erwartungen im Juni für einige Länder wieder verbessert. Der Konjunkturindikator, der die konjunkturellen Erwartungen für die Tschechische Republik reflektiert, verzeichnet in der aktuellen Umfrage einen Anstieg um 6,9 Punkte auf minus 32,1 Punkte. Die Prognosen für Rumänien, die Slowakei und Kroatien verbessern sich jeweils um 4,2 Punkte, 3,7 Punkte und 0,8 Punkte. Dagegen verschlechtern sich die Erwartungen für die ungarische und die polnische Volkswirtschaft um 1,4 Punkte beziehungsweise 3,4 Punkte.
Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage bleibt für die meisten Länder weiterhin positiv. Die Slowakei allerdings gibt ihre bislang führende Position hinsichtlich der Einschätzung der konjunkturellen Situation ab. Der entsprechende Saldo sinkt um 16,6 Punkte auf nun 46,4 Punkte. An die Spitze der positiven Lageeinschätzung rücken dagegen in der aktuellen Umfrage die Tschechische Republik mit einem Saldo von 53,6 Punkten und Polen mit einem Saldo von 50,0 Punkten. Etwas kritischer beurteilen die Experten die aktuelle Lage in Ungarn mit einem Saldo von minus 33,4 Punkten (minus 1,2 Punkte gegenüber dem Vormonat).
Die Erwartungen der Finanzmarktexperten hinsichtlich der Inflationsraten in Mittel- und Osteuropa haben sich im Juni grundlegend geändert. Die Inflationsprognosen deuten für fast alle untersuchten Länder auf steigende Preise hin. Für die CEE-Region gehen 38,2 Prozent der Analysten von einer steigenden Inflationsrate in den kommenden sechs Monaten aus. Ein ebenso großer Expertenanteil rechnet mit einer unveränderten Teuerungsrate und 23,6 Prozent der Befragten gehen von einer sinkenden Inflationsrate in den nächsten sechs Monaten aus. Der entsprechende Saldo steigt um 17,9 Punkte auf 14,6 Punkte.
Auch für Österreich, Polen und Rumänien erwarten nun mehr Experten steigende Inflationsraten, so dass sich die Vorzeichen der Salden von negativ zu positiv verändert haben. Nur für Ungarn und die Tschechische Republik erwarten die Experten, dass die Inflationsrisiken gedämpft werden können. Die entsprechenden Salden bleiben trotz eines Anstiegs im negativen Bereich.
Die größte Inflationsgefahr sehen die Umfrageteilnehmer für die Eurozone. Der entsprechende Saldo steigt um 26,9 Punkte auf 17,0 Punkte. Nachdem die EZB eine Zinserhöhung im Juli in Aussicht gestellt hat, steigt der Saldo der erwarteten kurzfristigen Zinsen in der Eurozone um 41,7 auf 3,8 Punkte.
Mit einem Saldo von 17,5 Punkten beurteilen die Experten das Inflationsrisiko in der Slowakei vor deren Eurobeitritt als relativ hoch und erwarten, dass diesem mit einer restriktiven Geldpolitik begegnet werden kann. Der Saldo bei den kurzfristigen Zinsen steigt dementspreched um 40,6 Punkte auf 4,5 Punkte.
Die Prognosen der Finanzexperten bezüglich der Entwicklung an den Aktienmärkten in den CEE-Ländern bleiben trotz abnehmender Salden positiv. Für beinahe alle untersuchten Länder erwartet etwa die Hälfte der Befragten einen Anstieg der Aktienmarktindizes in den nächsten sechs Monaten. Der Saldo für den österreichischen Index (ATX) ist im Juni mit einem Wert von 36,0 Punkten durch den stärksten Optimismus bezüglich der untersuchten Aktienindizes charakterisiert.
Die Wechselkurserwartungen der Umfrageteilnehmer verändern sich in der aktuellen Umfrage nur unwesentlich. Für alle Länder – einzige Ausnahme ist die Tschechische Republik – wird weiterhin mit der Aufwertung der Währungen gegenüber dem Euro gerechnet.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.
Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.
Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.
Ansprechpartner
Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de