ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE: CEE Konjunkturindikator rückläufig – Stimmung bleibt aber insgesamt positiv

Konjunkturindikator CEE

Der Aufwärtstrend der Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) ist vorerst unterbrochen. Der CEE Konjunkturindikator sinkt im November um 20,0 Punkte auf 30,9 Punkte, bleibt damit aber im positiven Bereich. Der Indikator spiegelt die Einschätzung der Finanzmarktexperten hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in der CEE-Region auf Sicht von sechs Monaten wieder. Er wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Ersten Group Bank,Wien, monatlich erhoben.

Der starke Rückgang des Indikators relativiert sich allerdings etwas, da 47,3 Prozent der befragten Finanzmarktexperten von einer unveränderten wirtschaftlichen Entwicklung ausgehen. Ferner verbessert sich die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in der CEE-Region. Der entsprechende Indikator der Lagebewertung steigt im November um 8,5 Punkte und liegt nun bei minus 48,1 Punkten.

Die Konjunkturerwartungen für Österreich und die Eurozone trüben sich im November ebenfalls ein. Der Indikator für Österreich sinkt um 3,3 Punkte auf 47,8 Punkte. Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone fallen um 8,3 Punkte auf 48,3 Punkte.

Ähnlich wie in der CEE-Region verbessern sich jedoch die Einschätzungen bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Lage für Österreich und die Eurozone. Der österreichische Saldo steigt um 10,2 Punkte auf minus 23,9 Punkte. Der entsprechende Saldo für die Eurozone steigt leicht um 0,8 Punkte auf minus 42,6 Punkte.

Die Inflationserwartungen entwickeln sich im November für die CEE-Region, Österreich und die Eurozone ähnlich. Die entsprechenden Indikatoren steigen im November zum zweiten Mal in Folge um zweistellige Punktezahlen. Die Analysten rechnen mehrheitlich mit konstanten Inflationsraten für die CEE-Region und mit steigenden Teuerungsraten für Österreich und die Eurozone. 50,9 Prozent der befragten Experten prognostizieren auf Sicht von sechs Monaten unveränderte kurzfristige Zinsen in der Eurozone.

Die Entwicklung der Aktienmärkte ist weiterhin von Optimismus geprägt. Mehr als 40 Prozent der Analysten erwarten, dass sich die Aktienindizes für die CEE-Region (NTX) und Österreich (ATX), und der Eurostoxx 50 auf Sicht von sechs Monaten positiv entwickeln werden.

Kroatien

Nach den positiven Entwicklungen der letzten Monate trüben sich die Konjunkturerwartungen für Kroatien im November ein. Der Indikator sinkt um 18,9 auf 12,8 Punkte und erreicht damit den niedrigsten Wert im Ländervergleich. Demgegenüber verbessert sich die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage. Der entsprechende Indikator steigt um 10,2 Punkte auf minus 51,1 Punkte.

Die Prognosen der Analysten für die Entwicklung des kroatischen Aktienmarktes fallen in der aktuellen Umfrage am positivsten aus. Der entsprechende Indikator sinkt zwar leicht. Mit 18,6 Punkten erreicht der Indikator aber den besten Wert unter den analysierten Ländern. Die Erwartung, dass die kroatische Währung gegenüber dem Euro abwertet, verstärkt sich im November.

Polen

Polen behält im November seine führende Position sowohl im Hinblick auf die Konjunkturerwartungen als auch hinsichtlich der Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Der Konjunkturindikator für Polen sinkt leicht um 1,0 Punkte und steht nun bei 45,0 Punkten. Der Saldo, der die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage widerspiegelt, steigt deutlich um 13,0 Punkte. Er erreicht mit minus 9,4 Punkten den besten Wert im Ländervergleich. Der polnischen Währung spricht mit 56,9 Prozent eine klare Mehrheit der befragten Experten weiterhin das meiste Aufwertungspotenzial zu.

Rumänien

Die Konjunkturerwartungen für Rumänien sinken im November um 3,5 Punkte auf 22,0 Punkte. Obwohl dies der zweitniedrigste Wert im Ländervergleich ist, gehen 50.0 Prozent der Befragten von einer Verbesserung der Konjunktur in Rumänien auf Sicht von sechs Monaten aus. Allerdings wird die aktuelle wirtschaftliche Lage für Rumänien weiterhin am vorsichtigsten unter den analysierten Ländern eingeschätzt. Der entsprechende Saldo sinkt um 5,2 Punkte auf minus 76,0 Punkte. 62,8 Prozent der Umfrageteilnehmer prognostizieren eine Senkung der kurzfristigen Zinsen durch die rumänische Nationalbank im nächsten halben Jahr.

Slowakei

Der Konjunkturindikator für die Slowakei verliert 6,1 Punkte im November und liegt nun bei 30,0 Punkten. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation verbessert sich dagegen deutlich um 20,1 Punkte auf minus 41,2 Punkte.
Die Umfrageteilnehmer bewerten die Perspektiven des slowakischen Aktienmarktindex SAX eher vorsichtig. Der entsprechende Indikator bleibt mit einem Stand von 2,4 Punkten nahezu unverändert.

Tschechische Republik

Die Konjunkturerwartungen für die Tschechische Republik sinken in der November-Umfrage um 2,8 Punkte. Mit einem Stand von 38,4 Punkten gehört der Wert allerdings weiterhin zu den besten in dieser Kategorie. Die Einschätzung bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Lage verbessert sich um 4,6 Punkte und erreicht minus 32,7 Punkte. Dies ist ebenfalls einer der höchsten Werte unter den analysierten Volkswirtschaften.
53,0 Prozent der befragten Analysten erwarten einen Anstieg der Inflationsrate in der Tschechischen Republik auf Sicht von sechs Monaten. Der entsprechende Saldo steigt um 26,1 Punkte und erreicht mit 44,8 Punkten den höchsten Wert in dieser Kategorie.
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer geht auch in diesem Monat davon aus, dass die tschechische Währung in den kommenden sechs Monaten gegenüber dem Euro aufwertet.

Ungarn

Der Aufwärtstrend der Konjunkturerwartungen für Ungarn ist im November unterbrochen. Der Konjunkturindikator sinkt leicht um 2,0 Punkte auf 34,6 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Ungarn bleibt weitgehend unverändert. Der entsprechende Indikator rangiert bei minus 69,6 Punkten. Anders als in den anderen untersuchten Ländern prognostiziert die Mehrheit der Analysten eine sinkende Inflationsrate in Ungarn auf Sicht eines halben Jahres. Der entsprechende Indikator sinkt um 14,4 Punkte auf minus 28,4 Punkte. 77,1 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass die ungarische Nationalbank den Referenzzins auch nach der Zinssenkung vom 20. Oktober weiter senken wird.

Sonderfrage

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten nach ihrer Einschätzung zur Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen gebeten, die gegen die für 2009 erwarteten Budgetdefizite in den CEE-Ländern helfen könnten.
Als besonders effektiv beurteilen die Analysten Ausgabenkürzungen durch die Regierungen. Dagegen schätzt die Mehrheit der Umfrageteilnehmer eine Erhöhung der Mehrwertsteuer als neutral in ihrer Wirkung ein. Privatisierungen halten die Experten eher für ineffektiv. Die Mehrheit erwartet, dass die Tschechische Regierung das Budgetdefizit im Lande im Jahr 2010 im Vergleich zu 2009 reduzieren wird. Im Gegensatz dazu sind die Experten im Hinblick auf die Erfolgsaussichten der Regierung in Kroatien skeptischer.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und Slowenien.
Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie die Tschechische Republik, Polen, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.
Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de