ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Erholungstrend für die Region Mittel- und Osteuropa setzt sich fort

Konjunkturindikator CEE

Die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten für den mittel- und osteuropäischen Raum (CEE) setzen ihren Erholungstrend im April fort. Der CEE-Indikator, der als Saldo die positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten widerspiegelt, steigt um 28,8 Punkte auf minus 3,9 Punkte. Im Zusammenspiel mit anderen, sich positiv entwickelnden Indikatoren verbessern sich somit die Erholungsaussichten für die CEE-Volkswirtschaften. Allerdings gehen nach wie vor mehr als 45 Prozent der befragten Finanzmarktexperten von keiner wesentlichen Veränderung der Konjunkturentwicklung in der Region aus. Der CEE-Indikator wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank AG, Wien, monatlich berechnet.

Auch für Österreich zeigen sich die Experten in diesem Monat optimistischer. Die im März beschlossene Lohn- und Einkommenssteuerreform als Teil des Maßnahmenpakets zur Konjunkturunterstützung scheint die Einschätzungen der Umfrageteilnehmer bezüglich der Wirtschaftsentwicklung in Österreich positiv zu beeinflussen. Der entsprechende Indikator steigt im April um 24,7 Punkte und erreicht einen positiven Wert von 6,0 Punkten.

Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone steigen in diesem Monat mit 7,2 Punkten am schwächsten. Sie erreichen im April ein Niveau von minus 17,9 Punkten. Somit erzielt die Eurozone den niedrigsten Wert unter den ermittelten Konjunkturindikatoren.

Der Saldo für die aktuelle wirtschaftliche Lage in der CEE-Region steigt im April um 3,4 Punkte und erreicht minus 54,0 Punkte. Der Saldo für Österreich nimmt um 8,4 Punkte auf minus 27,1 Punkte zu. Dabei beurteilen mehr als 50 Prozent der Finanzexperten die aktuelle Wirtschaftslage in Österreich neutral. Dagegen verschlechtert sich die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Eurozone um 1,9 Punkte auf minus 66,7 Punkte.

Die Inflationserwartungen der Umfrageteilnehmer deuten weiterhin mehrheitlich auf sinkende Teuerungsraten in der CEE-Region sowie in der Eurozone hin. Über 70 Prozent der befragten Finanzmarktexperten sehen weiterhin Spielraum für Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank in den kommenden sechs Monaten.

Die Analysten beurteilen die Aussichten für die Entwicklung der Aktienmarktindizes für die CEE-Region (NTX), Österreich (ATX) und für den Eurostoxx 50 auf Sicht von sechs Monaten überwiegend positiv. Alle drei Salden verbessern sich im April.

Die optimistische Stimmung der Finanzmarktexperten in der aktuellen Umfrage betrifft neben der CEE-Region insgesamt auch die einzelnen CEE-Länder.

Kroatien

Für Kroatien steigt der Konjunkturindikator um 28,9 Punkte auf 14,0 Punkte. Damit erreichen die Konjunkturerwartungen in Kroatien wie schon im letzen Monat den besten Wert in dieser Kategorie unter den CEE-Ländern. Auch die aktuelle wirtschaftliche Lage in Kroatien wird besser als im Vormonat beurteilt. Der Saldo steigt um 9,5 Punkte auf minus 40,5 Punkte. Über 55 Prozent der Experten bewerten die aktuelle wirtschaftliche Situation neutral. Über 56 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten einen unveränderten Wechselkurs zwischen Euro und Kroatischer Kuna. Dennoch weist der negative Saldo von minus 14,7 Punkten darauf hin, dass die Experten mehrheitlich von einer Abwertung der Kroatischen Kuna auf Sicht von sechs Monaten ausgehen.

Polen

Die Konjunkturerwartungen für Polen steigen im April um 21,4 Punkte. Mit nun minus 1,8 Punkten erreichen sie beinahe den positiven Bereich. Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird dagegen von 50 Prozent der Umfrageteilnehmer negativ eingeschätzt. Der entsprechende Indikator verschlechtert sich als einziger Saldo in dieser Kategorie um 0,8 Punkte auf minus 29,6 Punkte. Im Hinblick auf die Entwicklung der polnischen Währung gegenüber dem Euro prognostizieren die Experten weiterhin mehrheitlich eine Aufwertung des Zloty auf Sicht von sechs Monaten.

Rumänien

Ungeachtet der starken Verbesserung der Konjunkturerwartungen für Rumänien um 23,2 Punkte, bleibt der Indikator mit einem Wert von minus 14,4 Punkten Schlusslicht unter den analysierten Volkswirtschaften. Dennoch erwartet knapp die Hälfte der Analysten eine unveränderte Konjunkturentwicklung in Rumänien im nächsten halben Jahr. Der Saldo für die aktuelle Lage nimmt um 3,5 Punkte auf minus 56,2 Punkte zu.

Slowakei

Die Konjunkturerwartungen für die Slowakei steigen um 21,7 Punkte auf minus 7,7 Punkte. Mehr als 57 Prozent der Befragten gehen von einer unveränderten Konjunkturentwicklung aus. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage verbessert sich um 9,3 Punkte auf minus 25,9 Punkte. Unter den analysierten Aktienmarktindizes scheint der slowakische SAX der einzige zu sein, dem gegenüber die Finanzmarktanalysten eher neutral als positiv eingestellt sind.

Tschechische Republik

Die Tschechische Republik gehört nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer zu den Ländern mit den besten Aussichten auf mittelfristige konjunkturelle Erholung. Die Indikatoren sowohl für die Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten als auch für die aktuelle wirtschaftliche Lage verzeichnen im April den höchsten Anstieg von 31,4 Punkten auf 5,5 Punkte bzw. von 20,0 Punkten auf minus 20,4 Punkte von allen CEE-Ländern. Auch der Tschechischen Währung stehen die Experten positiver gegenüber als allen anderen Währungen in der CEE-Region. 51 Prozent rechnen mit einer Aufwertung der Koruna gegenüber dem Euro auf Sicht von sechs Monaten.

Ungarn

Die Erwartungen der Finanzmarktexperten über die Konjunkturentwicklung in Ungarn sind im Ländervergleich eher zurückhaltend. Der entsprechende Indikator verbessert sich im April zwar um 15,1 Punkte, bleibt allerdings mit minus 5,6 Punkten im negativen Bereich. Über 52 Prozent der Analysten rechnen weder mit einer konjunkturellen Verbesserung noch mit einer Verschlechterung in den kommenden sechs Monaten. Die aktuelle Wirtschaftslage in Ungarn erzielt trotz leichter Verbesserung von 2,7 Punkten auf minus 66,0 Punkte weiterhin den niedrigsten Wert unter den analysierten Ländern. Nahezu Dreiviertel der Experten erwartet eine Zinssenkung durch die Ungarische Nationalbank in den nächsten Monaten.

Sonderfrage

Die Sonderfrage im April beschäftigt sich mit den mittelfristigen wirtschaftlichen Erholungsaussichten für die einzelnen CEE-Länder. Im Einklang mit den Länderanalysen rechnen die Umfrageteilnehmer der Tschechischen Republik und Polen die besten Chancen zu, sich nach dem wirtschaftlichen Rückgang im vierten Quartal 2008 zu erholen. Ungarn hat nach Ansicht der befragten Experten dagegen eher schwächere Erholungsaussichten. Als wichtigste Herausforderungen für die Region insgesamt in 2009 sehen die Experten neben dem konjunkturellen Abschwung auch die niedrige Exportnachfrage sowie die Schwäche der örtlichen Währungen.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

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Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de