ZEW-Expertenbefragung: Was hilft dem Neuen Markt auf die Beine?

Forschung

Ursachen der Vertrauenskrise am neuen Markt sind insbesondere das mangelhafte Finanzmanagement vieler Unternehmen, überzogene Unternehmensstrategien sowie die Zeichnungseuphorie zur Hochzeit des Neuen Markts Ende der Neunzigerjahre.

Diese Meinung vertritt eine große Mehrheit der rund 330 Analysten und institutionellen Anleger, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests befragt hat. Sie gaben Auskunft darüber, wo die Ursachen der Vertrauenskrise am Neuen Markt liegen: in der Person des Gründers, im Unternehmen selbst oder bei anderen Faktoren. Seit seinem Höchststand im Frühjahr 2000 hat der NEMAX 50 nahezu 90 Prozent an Wert verloren.

Mehr als 80 Prozent der befragten Experten bemängeln bei den Gründern die unzureichenden Marktkenntnisse, ein mangelhaftes Finanzmanagement und einen verfrühten Verkauf der Anteile sowie die falsche Auswahl von Managern. Insbesondere das Finanzmanagement der Unternehmen am Neuen Markt wird von den Finanzexperten kritisiert: Mehr als 95 Prozent der Befragten sehen hierin einen Grund für die Vertrauenskrise.

Nicht viel anders sieht es aus, wenn man das gesamte Unternehmen betrachtet. Auch hier stimmen mehr als 95 Prozent der Aussage zu, dass die Ursachen in einer überzogenen Unternehmensstrategie liegen. Mehr als 90 Prozent der Befragten glauben, dass die Informationspolitik der Unternehmen mangelhaft ist und dass der Börsenstart zu früh erfolgte. Während etwa 56 Prozent der befragten Finanzexperten der Meinung sind, dass mangelndes Kapital eine Ursache für die Vertrauenskrise am Neuen Markt ist, glauben weniger als 40 Prozent, dass die Vertrauenskrise auch auf fehlende Arbeitskräfte zurückzuführen ist.

Befragt man die Finanzexperten nach dem Einfluss Dritter auf die Vertrauenskrise, so nennen mehr als 95 Prozent die Zeichnungseuphorie als einen Grund für die Krise, und nahezu 85 Prozent sehen Probleme in der externen Kontrolle. Ferner sind nahezu 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Börsenanforderungen zu niedrig sind, und immerhin 60 Prozent halten die aktuellen Rechnungslegungsvorschriften für nicht ausreichend. Als einen richtigen Schritt, um wieder mehr Vertrauen zu schaffen, scheinen die Experten daher die Verschärfung der Börsen- und der Rechnungslegungsvorschriften zu sehen.

[Siehe auch Lehmann, Hess und Lüders, Vertrauenskrise am Neuen Markt, ZEW-Finanzmarktreport Nr. 9, September 2001, Seite 3]

Ansprechpartner

Erik Lüders, E-Mail: lueders@zew.de