ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann zur Inflationsrate August 2021
Kommentar„Auf die EZB kommen schwere Monate zu“
Das Statistische Bundesamt hat die vorläufigen Ergebnisse zur Entwicklung der deutschen Inflationsrate im August 2021 veröffentlicht. Die am deutschen Verbraucherpreisindex gemessene Inflationsrate ist diesen Berechnungen zufolge leicht von 3,8 Prozent im Vormonat auf 3,9 gestiegen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu:
„Der Inflationsdruck bleibt in Deutschland bis mindestens zum Jahresende sehr hoch. Erst im Januar 2022 wird die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu Anfang des Vorjahres aus der Statistik herausfallen und für eine vorübergehende Beruhigung sorgen. Aber auch danach ist eine Rückkehr zu moderaten Inflationsraten unter zwei Prozent keineswegs sicher. Inflationsprozesse werden von sich selbst erfüllenden Erwartungen getrieben. Schwindet das Vertrauen in stabiles Geld, dann führt dies bei Lohnabschlüssen zu Inflationsaufschlägen, was die Preissteigerungen weiter anheizt. Auf die EZB kommen jetzt schwere Monate zu. Einerseits sind die stark verschuldeten Staaten Südeuropas zwingend auf weitere Anleihekäufe und Nullzinsen angewiesen, um zahlungsfähig zu bleiben. Andererseits benötigt die Eurozone dringend vertrauensbildende Signale des EZB-Rats, dass er die Inflationsgefahren ernst nimmt und sein Stabilitätsversprechen einhält. Ein einfaches ‚Weiter so‘ mit der extrem expansiven Geldpolitik darf nicht länger die zentrale Botschaft in der Kommunikation durch das EZB-Direktorium sein.“