ZEW-PwC Wirtschaftsbarometer China Q1 2015 - Maßnahmen gegen Cyber-Crime: Deutsche Manager in China wenig zufrieden

Forschung

Lediglich jeder zehnte deutsche Manager in China fühlt sich durch chinesische Gesetze und institutionelle Strukturen gut vor Cyber-Übergriffen auf sein Unternehmen geschützt. Gut 60 Prozent der Führungskräfte im Reich der Mitte empfinden den Schutz vor Cyber-Kriminalität dagegen als "schlecht" oder sogar "sehr schlecht". Dies ergab eine Sonderfrage des ZEW-PwC Wirtschaftsbarometers China im ersten Quartal 2015, in dessen Rahmen deutsche Unternehmer in China quartalsweise zur Lage und Entwicklung der chinesischen Realwirtschaft befragt werden. Wie konkret die weltweite Gefahr von Cyber-Crime aktuell ist, belegt das Beispiel von Sony Pictures. Das Unternehmen war kürzlich Opfer eines aufsehenerregenden Cyber-Angriffs geworden.

Die Erfahrung einer Cyber-Attacke hat offenbar spürbaren Einfluss auf die Einschätzung künftiger Risiken: Von denjenigen Managern, deren Firmen in der Vergangenheit von Übergriffen betroffen waren (ca. jeder vierte Befragte), halten über 60 Prozent die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Übergriffs in den kommenden zwölf Monaten für hoch. Dieser Anteil ist mehr als drei Mal höher als der Vergleichswert bei bislang nicht betroffenen Managern (knapp 20 Prozent). Die Qualität staatlicher Maßnahmen zur Bekämpfung von Cyber-Übergriffen in China wird von den Managern auf ähnlich schlechtem Niveau gesehen wie in Russland oder Indien, weit hinter Industrienationen wie Japan oder den USA.

Wechselkursanpassungen des Renminbi könnten Wirtschaftsbeziehungen mit China beflügeln

Deutlich bessere Stimmung als beim Thema Cyber-Kriminalität herrscht in Bezug auf die Wirtschaftsbeziehungen deutscher Unternehmen mit China. Zum einen stieg der Anteil der Manager, die von einer mindestens leichten Zunahme der Handelsaktivitäten deutscher Firmen im kommenden Halbjahr ausgehen, im Vergleich zum Vorquartal von 50 auf knapp 60 Prozent. Über die Hälfte der Manager erwartet auf Sicht von sechs Monaten zudem ein steigendes Volumen der deutschen Exporte nach China. Auch Deutschlands Rolle als Zielland chinesischer Direktinvestitionen wird weiter zunehmen. Ein gewichtiger Einflussfaktor ist dabei die fortschreitende Liberalisierung des chinesischen Finanzsektors und damit auch des Yuan-Wechselkurses: "Der Renminbi ist gegenüber Euro und US-Dollar noch immer strukturell unterbewertet. Weitere schrittweise Freigaben des Wechselkurses werden zu spürbaren Aufwertungen der chinesischen Währung führen", kommentiert ZEW-Ökonom Oliver Lerbs die Entwicklung. Aktuell halten mehr als 70 Prozent der Manager eine merklich marktbasiertere Bildung des Renminbi-Kurses auf Sicht von höchstens drei Jahren für möglich. Noch vor einem Jahr teilten diese Ansicht gerade einmal 41 Prozent der Befragten.

Konjunkturentwicklung in China: Die Unsicherheit wächst

Zunehmende Unsicherheit herrscht darüber, welche Richtung die chinesische Konjunktur in 2015 einschlagen wird: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage in den nächsten zwölf Monaten deutlich verschlechtern wird, schätzen die Manager im Durchschnitt auf immerhin knapp 30 Prozent. Eine spürbare konjunkturelle Verbesserung halten die Manager im Schnitt mit 25 Prozent für etwas weniger wahrscheinlich. "Die kürzlich veröffentlichten Wachstumszahlen für China waren letztlich keine Überraschung, haben aber sicherlich zu dieser steigenden Unsicherheit beigetragen", kommentiert Jens-Peter Otto, Partner und China-Experte bei PwC. "Wir empfehlen den Unternehmen, sich auf weiter abnehmende Wachstumsraten in China einzustellen. Allerdings ist davon ausgehen, dass diese Entwicklung von der chinesischen Regierung aktiv gemanagt wird."

Die Umfrage für das ZEW-PwC Wirtschaftsbarometer China im 1. Quartal 2015 wurde vom 5.1.2015 bis zum 19.1.2015 durchgeführt. Es beteiligten sich 52 Führungskräfte deutscher Unternehmen in China.

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