ZEW-Umfrage unter Finanzmarktexperten - China holt wirtschaftlich auf – läuft den USA aber (noch) nicht den Rang ab

Forschung

Auch in Zukunft wird China zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt gehören. Chinas Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird in den kommenden zehn Jahren weiter steigen. Der Anteil der USA wird dagegen sinken. Jedoch tragen die USA auch in zehn Jahren weiterhin stärker als China zum globalen BIP bei. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter 249 Finanzmarktexperten.

Chinas Wirtschaft ist in den vergangenen drei Jahrzehnten um durchschnittlich neun Prozent gewachsen. In Boomjahren erreichte das Land sogar Wachstumsraten von 13 Prozent. Auch zum weltweiten BIP träg China erheblich bei. Derzeit liegt sein Anteil daran etwa bei fünf Prozent. In den kommenden zehn Jahren wird das Land diesen Anteil auf zehn Prozent verdoppeln. Dies prognostiziert eine deutliche Mehrheit von rund 55 Prozent der Umfrageteilnehmer. Gut 33 Prozent der Befragten erwarten sogar einen Ausbau auf 15 Prozent.

Gleichzeitig geht die Mehrheit der Experten davon aus, dass der Beitrag der USA zur globalen Wertschöpfung sinken wird. Gegenwärtig liegt der Anteil der USA am globalen BIP bei rund 27 Prozent. Nach Einschätzung von gut 54 Prozent der Befragten wird er in den nächsten zehn Jahren auf 20 Prozent zurückgehen. "Die Umfrageteilnehmer sind sich zwar weitgehend einig, dass das wirtschaftliche Gewicht der USA in Zukunft schwächer wird. Im Ergebnis geht die Mehrheit der Experten aber davon aus, dass die USA auch weiterhin stärker zum weltweiten BIP beitragen werden als China. Dies gilt zumindest für die nächsten zehn Jahre", sagt Sandra Schmidt, für die Analyse verantwortliche Wissenschaftlerin am ZEW.

Um den Yuan wettbewerbsfähig zu halten, hat China über die vergangenen Jahrzehnten enorme Devisenreserven aufgebaut. Dass Chinas Währungsreserven in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen werden, allerdings in geringerem Tempo als bisher, davon sind gut 80 Prozent der Umfrageteilnehmer überzeugt. Etwa 70 Prozent von Chinas Währungsreserven entfallen derzeit auf den US-Dollar. 89 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass China diesen Anteil in den nächsten fünf Jahren abbauen wird. Ein US-Dollar-Anteil an Chinas Währungsreserven von 50 Prozent erscheint 36 Prozent der Befragten als wahrscheinlich. Knapp 31 Prozent erwarten einen Anteil von 40 Prozent.

Angesichts der Bemühungen der chinesischen Zentralbank, ihrer Währung auf dem internationalen Parkett mehr Geltung zu verschaffen, wurden die Experten nach grundsätzlichen Problemen gefragt, die der allgemeinen Akzeptanz des Yuan im Wege stehen. Die politische Stabilität und der Offenheitsgrad Chinas werden in diesem Kontext von 84 Prozent der Befragten als problematisch gesehen. 67 Prozent bewerten auch die Ausgestaltung des chinesischen Kapitalmarkts kritisch. Eine unstete Wachstumsdynamik Chinas halten die Experten dagegen für vergleichsweise unproblematisch.

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Dr. Sandra Schmidt, E-Mail: s.schmidt@zew.de